Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Russische Staatsagentur: Assad und Familie in Moskau

Seit 2015 unterstützte Russland den syrischen Machthaber Assad militärisch, hielt ihn im Amt – und bekam zum Dank Militärbasen im Land. Nun gewährt ihm Moskau auch noch Zuflucht.

Moskau unterstützte den syrischen Machthaber Baschar al-Assad seit vielen Jahren und gewährt ihm und seiner Familie nun Zuflucht. (Archivbild)
Foto: Ulf Mauder/dpa

Der entmachtete syrische Präsident Baschar al-Assad und seine Familie sind nach einem Bericht der russischen Staatsagentur Tass in Moskau eingetroffen. «Russland hat ihnen aus humanitären Gründen Asyl gewährt», zitierte die Agentur einen Vertreter des Kreml. Details waren zunächst nicht bekannt. Russland gewährt immer wieder gestürzten Präsidenten und Machthabern Zuflucht.

Zuvor hatte das russische Außenministerium mitgeteilt, dass Assad seinen Posten in Syrien aufgegeben und das Land verlassen habe, um eine friedliche Machtübergabe zu ermöglichen. «Russland hat sich an diesen Verhandlungen nicht beteiligt. Zugleich appellieren wir nachdrücklich an alle beteiligten Parteien, auf Gewaltanwendung zu verzichten und alle Fragen der Staatsführung mit politischen Mitteln zu lösen.»

Es gab zunächst keine Angaben zum genauen Aufenthaltsort von Assad, der immer enge Kontakte zu Kremlchef Wladimir Putin hatte. In Moskau hieß es, dass die russischen Militärstützpunkte in Syrien derzeit keine Gefahr drohten und dass Moskau auch mit den Gruppierungen in Syrien in Kontakt stehe.

Enttäuschung und Ernüchterung in Moskau

Russland leistete seit 2015 militärische Unterstützung für Assad. Nun machten sich Ernüchterung und Enttäuschung in Moskau breit. Unter den derzeitigen Bedingungen des voll aufgeflammten Bürgerkrieges könne Russland Syrien nicht mehr unterstützen, schrieb der prominente Außenpolitiker und stellvertretende Vorsitzende des russischen Föderationsrates, Konstantin Kossatschow, bei Telegram. «Damit müssen die Syrer nun alleine klarkommen.» 

Moskau werde nur noch Hilfe leisten, wenn das syrische Volk dies wünsche, erklärte Kossatschow. Der Krieg sei noch nicht vorbei, da es dort viele feindliche Gruppierungen gebe, darunter Terroristen. Es sei jetzt besonders wichtig, die Sicherheit der russischen Soldaten in Syrien sowie die Souveränität und territoriale Unversehrtheit des Landes zu gewährleisten, sagte er.

Marinebasis in Syrien für Moskau strategisch wichtig

Russland betreibt in Syrien eine Luftwaffenbasis und einen Marinestützpunkt mit Kriegsschiffen im Mittelmeerhafen von Tartus. Die Präsenz in dieser Region ist für Russland aufgrund des Zugangs zum Mittelmeer von strategischer Bedeutung. Nach Angaben des russischen Außenministeriums sind die Stützpunkte in einem erhöhten Zustand der Bereitschaft, aber es besteht keine Bedrohung für die Soldaten.

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im russischen Parlament, Andrej Kartapolow, sagte, dass über das in Syrien stationierte Militär Moskaus nachgedacht werden müsse – ausgehend von den Erfahrungen etwa des Abzugs der sowjetischen Truppen aus der DDR und anderen Ländern. Andere Experten meinten, dass Kremlchef Wladimir Putin nun sein «persönliches Afghanistan» erlebe – wie bei dem Abzug der Sowjettruppen aus dem Land 1989.

Diskussion um Fehler in Russland

Kommentatoren in russischen Medien haben davon gesprochen, dass Russland Fehler in Syrien begangen hat. Moskau hat Assad die Möglichkeit gegeben, das Land wieder aufzubauen und aus der Isolation zu führen. Allerdings habe er nichts daraus gemacht, wurde berichtet.

Der staatliche Rundfunk-Propagandist Andrej Medwedew sprach auch von Fehlern Russlands, die von seinen Gegnern ausgenutzt wurden und von denen Moskau lernen müsse. Berichten zufolge hatte Russland aufgrund seines Angriffskrieges gegen die Ukraine zuletzt kaum noch Ressourcen, um den Assad-Gegnern etwas entgegenzusetzen.

dpa