Moskau und Kiew tauschen Kriegsgefangene aus. Viele Soldaten dürfen in ihre Heimat zurückkehren. Doch der Prozess wird immer wieder gegenseitigen Vorwürfen begleitet.
Russland baut eigene Drohnentruppen auf

Mitten im intensiven Krieg will Russland wie die Ukraine Drohnentruppen als eigene Waffengattung in der Armee aufbauen. Das kündigte der russische Präsident Wladimir Putin in Moskau vor Vertretern von Armee und Regierung an. «Wir sehen, wie die Wirksamkeit unbemannter Fluggeräte im Kampfeinsatz rapide wächst», sagte Putin nach Angaben des Kremls. Etwa die Hälfte der zerstörten oder beschädigten gegnerischen Ziele gehe mittlerweile auf das Konto der Drohnenpiloten.
Russische Kampfdrohnen griffen auch in dieser Nacht wieder Ziele in der Ukraine an. Im Osten des seit mehr als drei Jahren von Moskau mit Krieg überzogenen Landes herrschte Luftalarm. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe bombardierten russische Kampfflugzeuge mit Gleitbomben die Gebiete Sumy und Donezk. Angaben zu Treffern und Schäden wurden bislang nicht gemacht.
Am Donnerstag wurde der Austausch von Kriegsgefangenen von beiden Seiten fortgesetzt. Schwer kranke oder verletzte Soldaten durften nach Hause zurückkehren, wobei die genaue Anzahl erst nach Abschluss der mehrere Tage dauernden Aktion bekannt gegeben werden soll. Der ukrainische Koordinierungsstab drängte die russische Seite, den Austausch zügig voranzutreiben. Die Behauptung aus Moskau, dass die Ukraine nicht jeden Tag neue Gefangene aufnehmen könne, sei falsch.
Drohnentruppen als eigene Waffengattung
Die Einführung einer neuen Waffengattung in der russischen Armee zeigt die zunehmende Bedeutung unbemannter Waffensysteme in diesem Krieg. Die Ukraine hatte diesen Schritt bereits im Juni 2024 unternommen. Ihre Drohnenbrigaden nutzen verschiedene Flugdrohnen und entwickeln sie in Zusammenarbeit mit der Industrie weiter. Es gibt auch Seedrohnen, also bewaffnete ferngesteuerte Boote, Kampf- oder Minenräumroboter. Drohnenpiloten sind auch in anderen Truppenteilen im Einsatz.
Putin sagte, dass Russland aufgrund der schnellen Veränderungen im Luftkrieg auch eine verbesserte Flugabwehr benötige. Es müsse ein universelles System geben, das in der Lage sei, effektiv alle Arten von angreifenden Flugobjekten zu zerstören.
Die russische Armee hat eine umfangreiche Auswahl an Flugabwehrsystemen. Während die Front gut geschützt ist, ist die Verteidigung im Hinterland weniger stark. Ukrainische Langstreckendrohnen haben wiederholt Militär- und Industrieanlagen weit hinter der Front getroffen.
USA gratulieren zum russischen Nationalfeiertag
Die Besprechung über zukünftige Rüstungsprojekte, die von Putin geleitet wurde, fand statt, obwohl in Russland am Donnerstag Nationalfeiertag war. Die USA gratulierten erstmals seit Jahren. Außenminister Marco Rubio schickte Glückwünsche, betonte jedoch auch die Bedeutung von Friedensbemühungen. Der Kreml interpretierte das Schreiben als Signal, dass die Regierung von US-Präsident Donald Trump daran interessiert sei, Probleme im Verhältnis zu lösen. Die Ukraine äußerte Kritik daran.
Selenskyj: Wir drängen die Russen bei Sumy zurück
Die ukrainische Armee kann nach Darstellung von Präsident Wolodymyr Selenskyj die russische Offensive im nordöstlichen Gebiet Sumy abblocken. «Unsere Einheiten im Gebiet Sumy drängen die Besatzer allmählich zurück», sagte Selenskyj in einer Videobotschaft. Er stützte sich dabei nach eigenen Angaben auf einen Bericht von Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj zur Lage.
Er hat keine Einzelheiten genannt, und es gab keine unabhängige Bestätigung für seine Angaben. Laut den Landkarten ukrainischer Militärblogger rücken die russischen Truppen weiter vor.
Im Auftrag von Kremlchef Wladimir Putin hat die russische Armee an der Grenze bei Sumy starke Truppen zusammengezogen und versucht, dort eine Pufferzone zu erobern. Die Ukraine schätzt diese russische Streitmacht auf bis zu 65.000 Mann. Der ukrainische Generalstab teilte in seinem abendlichen Lagebericht mit, dass entlang der gesamten Front 168 russische Sturmangriffe stattgefunden haben.
Dank für Besuch von Pistorius
Selenskyj dankte in seiner Videobotschaft noch einmal für den Besuch von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Donnerstag. «Deutschland ist ein Vorreiter bei der Unterstützung. Wir wissen es zu schätzen, dass Deutschland das, was es verspricht, auch hält», sagte der Präsident. Bei dem Besuch hatten beide Seiten ihre Abmachungen vertieft, gemeinsam Waffen mit hoher Reichweite zu produzieren, darunter Raketen, Marschflugkörper und Kampfdrohnen.