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Russland greift weiter zivile Ziele in der Ukraine an

Russland nimmt mit Raketen und Drohnen zivile Ziele in der Ukraine ins Visier. Auch die ukrainische Armee ist unter Druck. Aus dem russischen Grenzgebiet werden ebenfalls schwere Gefechte gemeldet.

Dnipro während eines russischen Raketenangriffs. (Archivbild)
Foto: -/Ukrainian Emergency Service via AP/dpa

Russland setzt die ukrainischen Verteidiger in seinem Angriffskrieg zunehmend unter Druck und nimmt weiter auch zivile Ziele im Nachbarland ins Visier. Bei einem Raketenangriff auf die ostukrainische Region Dnipro wurden nach offiziellen Angaben mindestens vier Menschen getötet und 21 weitere verletzt. Die Attacke habe ein Geschäft, ein Mehrfamilienhaus und ein Wohnhaus in dem Dorf Zaritschanka getroffen, teilte der regionale Militärverwalter Serhij Lyssak auf der Plattform Telegram mit. «Die Rettungsaktion ist noch im Gange», sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Abend in seiner täglichen Videobotschaft.

Ursprünglich war nicht klar, welche Rakete des russischen Militärs bei diesem Angriff verwendet wurde. Erst kürzlich hatte Russland eine innovative Mittelstreckenrakete bei einem Angriff auf Dnipro eingesetzt. Kremlchef Wladimir Putin bezeichnete sie als Rakete vom neuen Typ Oreschnik (Nussstrauch). Laut Experten kann sie auch mit nuklearen Sprengköpfen ausgestattet werden.

Am frühen Nachmittag wurden an einer Bushaltestelle in der Region Cherson im Süden der Ukraine nach Behördenangaben zwei Menschen bei einem russischen Drohnenangriff getötet und drei weitere schwer verletzt. Selenskyj sprach in diesem Zusammenhang von «verabscheuungswürdigem Terror» Russlands. «Und so geht es fast jeden Tag», sagte er. «Die Ukraine wehrt sich gegen diesen absolut unmenschlichen Druck.»

Russland hat vor mehr als zweieinhalb Jahren mit seiner großangelegten Invasion in der benachbarten Ukraine begonnen. Die Vereinten Nationen haben bisher mehr als 12.000 Zivilisten gezählt, die im Krieg getötet wurden, gehen jedoch davon aus, dass die tatsächliche Zahl deutlich höher liegt.

Schwere Kämpfe in der Ostukraine

Die ukrainischen Verteidiger im Osten des Landes spüren einen schweren Druck am Rande des Donbass-Gebiets. Laut Generalstab in Kiew gab es insgesamt 153 Kampfhandlungen infolge russischer Angriffe an den verschiedenen Frontabschnitten im Laufe des Tages. Besonders rund um den Donbass versuchten russische Truppen wiederholt, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. Die heftigsten Auseinandersetzungen wurden aus der Umgebung der Dauer-Brennpunkte Pokrowsk und Kurachowe gemeldet.

In Pokrowsk führten russische Truppen im Laufe des Tages 28 Sturmangriffe durch, wie die Armeeführung in Kiew berichtete. In Kurachowe, das bereits von drei Seiten angegriffen wird, rückten russische Einheiten seit dem Morgen insgesamt 38 Mal vor. Es gab keine unabhängigen Berichte über den aktuellen Stand entlang dieser Abschnitte. Viele Angaben beider Kriegsparteien lassen sich in der Regel kaum unabhängig überprüfen.

Die Städte Pokrowsk und Kurachowe befinden sich am westlichen Rand des Bergbau- und Industriereviers Donbass. Danach erstreckt sich eine offene Steppe bis hin zum Fluss Dnipro. Ein Durchbruch würde der russischen Armee den Zugang zu den bedeutenden Großstädten Dnipro und Saporischschja ermöglichen.

Gemäß ukrainischen Militärexperten soll es gelungen sein, die Frontlinien im Donbass größtenteils zu stabilisieren. Kürzlich hatte die Militärführung in Kiew beschlossen, Truppenverstärkungen in die Region zu verlegen.

Blutige Gefechte in der russischen Region Kursk

Um die von Ukrainern besetzten Teile der westrussischen Region Kursk lieferten sich russische und ukrainische Einheiten derweil schwere Gefechte. Nach einem Bericht von Militärexperten im ukrainischen Fernsehen sollen russische Truppen beim Kampf um das Dorf Ljubimowka in eine Falle der ukrainischen Streitkräfte getappt sein. Der Artilleriebeschuss russischer Nachschubkolonnen habe eine «Straße des Todes» geschaffen. Auch diese Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar.

Russland hat in Kursk etwa 50.000 Soldaten versammelt, darunter etwa 10.000 nordkoreanische Kämpfer. Mit diesen Streitkräften will Moskau die Gebiete zurückerobern, die ukrainische Truppen seit einem überraschenden Vorstoß im August unter ihrer Kontrolle halten.

dpa