Nato-Manöver in der Nähe Russlands ziehen traditionell Kritik Moskaus auf sich. Nun äußert sich der Vize-Außenminister scharf zur Übung in der Ostsee, wo die Russen selbst Kampfszenarien durchspielen.
Russland kritisiert Nato-Manöver in Ostsee als Provokation

Einen Tag vor Beginn des zweiwöchigen Nato-Marinemanövers Baltops in der Ostsee hat Russland die Übung als Provokation kritisiert. Moskaus Vize-Außenminister Alexander Gruschko warf dem westlichen Militärbündnis vor, sich auf eine Konfrontation mit Russland vorzubereiten. «Es geht um die Erlangung von Überlegenheit in allen Bereichen: zu Lande, zu Wasser, in der Luft. Natürlich sind solche Übungen äußerst provokativ», sagte Gruschko der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. Dabei zieht Russland selbst in der Ostsee gerade ein Manöver mit mehr als 20 Kriegsschiffen, Kanonenbooten und Unterstützungsschiffen durch.
Weiter sagt Gruschko: «Wir bewerten die militärischen Aktivitäten der Nato als Teil der Vorbereitung auf militärische Zusammenstöße mit Russland.» Die gesamte Konzeption des Manövers und die Struktur der Truppenaufstellung zeigten, dass die Nato-Streitkräfte Russland als Feind im Blick hätten.
Das jährlich stattfindende Baltops-Manöver startet an diesem Donnerstag zum 54. Mal – und erstmals in Rostock. Vom 5. bis 20. Juni werden an der von den USA geführten Übung rund 50 Schiffe und Boote, über 25 Luftfahrzeuge und etwa 9.000 Soldatinnen und Soldaten aus 17 Ländern teilnehmen. Die Ostsee wird aufgrund des anhaltenden russischen Angriffskrieges in der Ukraine auch als strategisch wichtiges Meer betrachtet. Russland ist der einzige der neun Ostseeanrainerstaaten, der kein NATO-Mitglied ist.
Russland zieht selbst auch Manöver in der Ostsee durch
Russland selbst hatte am 27. Mai über den Beginn eines Manövers seiner baltischen Flotte in der Ostsee informiert. «Es wird betont, dass die Übungen durchgeführt werden, um die Aktionen der Flottenkräfte zur Verteidigung der Stützpunkte zu erproben», teilte die Marine mit. Laut dem russischen Staatsfernsehen lief das Manöver auch in dieser Woche noch.
Laut russischen Angaben sind etwa Korvetten, Fregatten, kleine Raketenschiffe, kleine U-Boote und Minensuchboote beteiligt. Etwa 3.000 Soldaten, rund 25 Flugzeuge und Hubschrauber sowie bis zu 70 Einheiten militärischer und spezieller Ausrüstung sollen ebenfalls an den Übungen teilnehmen. Russland hat seine Marinepräsenz in der Ostsee aufgrund der Nato-Aktivitäten ausgebaut.