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Selenskyj schlägt Moskau neue Friedensverhandlungen vor

Selenskyj will die Friedensverhandlungen mit Russland beschleunigen. Und schlägt ein Treffen auf Führungsebene vor – bereits in der kommenden Woche.

Russland meldet den Abschuss von mehr als einem Dutzend ukrainischer Drohen über der Hauptstadt. (Archivbild)
Foto: Uncredited/AP/dpa

Wolodymyr Selenskyj, der ukrainische Präsident, plant, die stockenden Verhandlungen mit Russland über eine Waffenruhe wieder aufzunehmen. Laut einer Videobotschaft, die in Kiew verbreitet wurde, hat der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Rustem Umjerow, Moskau ein Treffen für die nächste Woche vorgeschlagen. Die Ukraine ist bereit zu einem Treffen auf Führungsebene, jedoch wurde kein genaues Datum genannt.

https://x.com/ZelenskyyUa/status/1946633485818462481

Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass hat eine Quelle aus dem Umfeld des russischen Verhandlungsteams bestätigt, dass sie den Vorschlag von Kiew für ein Treffen erhalten haben. Russland hatte zuvor mehrfach seine Bereitschaft erklärt, die im Frühjahr in Istanbul begonnenen Gespräche fortzusetzen. Die letzte Runde endete Anfang Juni schnell, nachdem russische und ukrainische Delegierte das Treffen nach knapp einer Stunde abgebrochen hatten. Ursprünglich hatte Moskau erwartet, dass eine neue Verhandlungsrunde bereits in der zweiten Juni-Hälfte stattfinden würde.

Selenskyj: Alles tun, um Waffenruhe zu erreichen

Selenskyj sagte, das auch ein neuer Austausch von Gefangenen vorgesehen sei. Darauf hatten sich die Kriegsparteien bei ihren ersten Verhandlungsrunden geeinigt. Der ukrainische Präsident hatte Umjerow, der zuletzt als Verteidigungsminister die Gespräche führte, aufgefordert, die Verhandlungsdynamik zu erhöhen. Es müsse alles getan werden, um eine Waffenruhe zu erreichen, sagte er. «Die Ukraine ist zu einem solchen Treffen bereit.»

Kremlsprecher Dmitri Peskow hatte erst am Freitag begrüßt, dass Selenskyj erklärt hatte, dass der Verhandlungsprozess mehr Dynamik brauche. «Das ist ein positives Signal. Und hier sind wir uns absolut einig: Wir sind auch dafür, den Verhandlungsprozess zu beschleunigen», sagte Peskow.

Die Ukraine und Russland haben im Frühjahr ihre direkten Verhandlungen in Istanbul für eine mögliche Beendigung des Moskauer Angriffskrieges wieder aufgenommen – zum ersten Mal seit 2022. Bisher fanden hauptsächlich humanitäre Aktionen wie der Austausch von Kriegsgefangenen und die Rückgabe von Soldatenleichen statt. Eine von der Ukraine geforderte vollständige und bedingungslose Waffenruhe ist jedoch nicht in Sicht.

Trump hat Druck erhöht

Russland führt seit über drei Jahren einen verheerenden Angriffskrieg gegen die Ukraine. Moskau stellt Maximalforderungen für ein Ende der Invasion, die von Kiew entschieden abgelehnt werden. Dazu gehören unter anderem der Verzicht auf einen NATO-Beitritt von Kiew und die Anerkennung der von Moskau annektierten Gebiete.

Zu Beginn der Woche erhöhte auch der US-Präsident Donald Trump den Druck auf Russland und forderte eine Waffenruhe innerhalb von 50 Tagen. Er drohte Moskau mit Sanktionen und Strafzöllen, einschließlich Strafgebühren für Russlands Handelspartner.

Russland meldet weitere Drohnenangriffe auf Moskau

In der Zwischenzeit berichtete Russland in der Nacht von weiteren ukrainischen Drohnenangriffen auf die Hauptstadt Moskau. „Mindestens 14 Drohnen wurden abgeschossen“, schrieb Bürgermeister Sergej Sobjanin auf Telegram. Rettungskräfte sind in den betroffenen Gebieten im Einsatz, wo Trümmer niedergegangen sind. Es gab jedoch zunächst keine Berichte über schwere Schäden oder Verletzte.

Vorübergehend wurde aus Sicherheitsgründen der Flugverkehr an den vier Moskauer Flughäfen Scheremetjewo, Domodedowo, Wnukowo und Schukowski eingestellt, wie die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf die Luftfahrtbehörde Rosawiazija berichtete.

Am Samstag griff die Ukraine bereits Ziele in Russland mit Drohnen an, um sich gegen Moskaus Angriffskrieg zu verteidigen. Sobjanin meldet nun täglich ukrainische Drohnenangriffe.

Die Ukraine zielt darauf ab, mit den Angriffen auf Ziele im russischen Hinterland vor allem den militärischen Nachschub des Gegners zu treffen. Die Schäden und Opfer aufgrund der ukrainischen Angriffe stehen in keinem Verhältnis zu den vielen Toten und Verletzten sowie den schweren Zerstörungen durch die russischen Attacken.

Ukraine: Elf verschleppte Kinder und Jugendliche kehren zurück

Elf Kinder und Jugendliche, die im Krieg von Russland verschleppt wurden, sind laut ukrainischen Angaben in ihre Heimat zurückgekehrt. Das jüngste Kind, das zurückgebracht wurde, ist zehn Jahre alt, das älteste 17, wie der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Dmytro Lubinez auf Telegram mitteilte. Seit Beginn der russischen Invasion wurden insgesamt 1.453 Kinder aus den besetzten Gebieten und Russland zurückgeführt. Die Angaben konnten vorerst nicht unabhängig überprüft werden.

Die Anschuldigungen gegen Russland besagen, dass durch die gewaltsame Verschleppung absichtlich die Identität ukrainischer Kinder zerstört und tiefe emotionale und psychologische Traumata verursacht werden. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat Haftbefehle gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa erlassen. Russland lehnt die Vorwürfe ab.

dpa