Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Saudischer Außenminister erstmals wieder im Iran

Teheran und Riad setzen ihren Annäherungskurs fort. Saudi-Arabiens Außenminister hofft bei einem Besuch in Teheran auch auf positive Auswirkungen der Normalisierung für die Welt.

Der saudische Außenminister Faisal bin Farhan (l) wird in Teheran von seinem iranischen Amtskollegen Hussein Amirabdollahian empfangen.
Foto: Vahid Salemi/AP/dpa

Es ist der erste Besuch eines hochrangigen Vertreters aus Saudi-Arabien im Iran seit vielen Jahren: Außenminister Faisal bin Farhan traf seinen Amtskollegen Hussein Amirabdollahian in Teheran. Riad wolle im Zuge der Wiederannäherung beider Staaten bald auch seine Botschaft im Iran wieder eröffnen, kündigte Faisal bin Farhan an. Einen genauen Zeitpunkt dafür teilte er nicht mit. Anfang des Monats hatte bereits der Iran seine Botschaft in der saudischen Hauptstadt Riad wieder eröffnet.

Die Beziehungen beider Länder basierten «auf uneingeschränktem Respekt, Souveränität und Nichteinmischung in innere Angelegenheiten», sagte Faisal bin Farhan nun. Am Abend wollte er sich auch noch mit Irans Präsidenten Ebrahim Raisi treffen.

Iran und Saudi-Arabien normalisieren Beziehungen

Seit vergangenem Jahr nähern sich beide Seiten auf diplomatischer Ebene vorsichtig einander an. Im Irak fanden mehrere Gesprächsrunden statt, bei denen es vor allem um Sicherheitsfragen ging. Im März gaben Teheran und Riad bekannt, wieder diplomatische Beziehungen aufnehmen zu wollen. Kurz darauf kündigten die Regierungen an, wieder Flugverbindungen zwischen beiden Ländern anbieten und die Visa-Vergabe erleichtern zu wollen.

Nach einem Angriff von Demonstranten auf die saudische Botschaft in Teheran hatte Riad 2016 die diplomatischen Kontakte abgebrochen. Ihre Rivalität trugen das sunnitische Königreich sowie der mehrheitlich schiitische Iran auch bei militärischen Konflikten in der Region aus.

Riad und Teheran unterstützen etwa im Krieg im Jemen unterschiedliche Seiten. Nach der Normalisierung ihrer Beziehungen wurde die Hoffnung auf ein Ende der Kämpfe im Bürgerkriegsland laut. Drei Monate später ist eine Lösung des Konflikts aber weiterhin nicht in Sicht. «Wir hoffen, dass die Rückkehr zu normalen Beziehungen zwischen den beiden Ländern positive Auswirkungen auf die Region und die Welt haben wird», betonte der saudische Außenminister am Samstag.

Riad: Niederlage oder Pragmatismus?

Die Saudis hätten das Ringen mit dem Iran um die politische Macht in der Region verloren, kommentiert das US-amerikanische Magazin «Foreign Policy» die Entwicklung. «Die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen mit dem Iran ist nur ein Deckmantel für diesen Rückschlag.» Im Jemen, im Libanon und in Syrien hätten die Iraner ihren Einfluss weiter ausgebaut. Dass Irans Verbündeter Syrien wieder in die Arabische Liga aufgenommen wurde, sei der «vielleicht spektakulärste Ausdruck» von Teherans Erfolg.

Andere Experten sehen in der Annäherung hingegen einen pragmatischen Schritt der saudischen Führung, die sich auf den Ausbau ihrer Wirtschaft konzentrieren und die Bedrohung durch den Iran sowie kostspielige Konflikte in der Region vermeiden wolle. Beim Treffen sei es auch um wirtschaftliche Zusammenarbeit gegangen, teilte Faisal bin Farhan mit. Ähnlich äußerte sich auch Irans Außenminister.

Erfolg für China – und möglicherweise auch für Russland

Als Gewinner der Neuordnung am Golf gilt auch China. Peking hatte die Annäherung der beiden Rivalen im Stillen vermittelt – ein großer diplomatischer Erfolg für das Land.

Manche Beobachter sehen noch einen weiteren Nutznießer: Russland. Moskau könne nun mit beiden Staaten die Beziehungen vertiefen, ohne Widerstand von der anderen Seite fürchten zu müssen, schreibt etwa das in Großbritannien ansässige Online-Medium «amwaj.media». Auch die Rehabilitierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assads in der arabischen Welt im Zuge der Wiederannäherung zwischen Riad und Teheran spiele Russland in die Hände. Sie könne dazu führen, dass sich die Lage in Syrien stabilisiere und so russische Ressourcen für den Kampf in der Ukraine freigesetzt würden.

dpa