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Deutschland und Japan vertiefen ihre Beziehungen

26 Stunden im Flugzeug für dreieinhalb Stunden Beratungen und Pressekonferenz: Kanzler Scholz und sechs Minister nehmen für die ersten Regierungskonsultationen mit Japan einiges auf sich. Lohnt sich das?

Bundeskanzler Olaf Scholz steigt in den Airbus A350 der Luftwaffe für den Flug nach Tokio.
Foto: Kay Nietfeld/dpa

Bundeskanzler Olaf Scholz, der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida und mehrere Minister beider Seiten sind in Tokio zu den ersten deutsch-japanischen Regierungskonsultationen zusammengekommen. Kishida sagte zum Auftakt der Gespräche, dass damit die bereits engen Beziehungen beider Länder, «auf eine neue Stufe» gehoben würden. Auch Scholz sprach von einem «Zeichen der sehr guten Beziehungen». «Die Regierungskonsultationen werden unsere strategische Zusammenarbeit weiter voranbringen, und sie sind ein ganz wichtiger Beitrag dazu, diese enge Kooperation mit einem neuen Schub zu versehen, den wir gemeinsam erreichen wollen.»

Scholz (SPD) ist mit sechs seiner wichtigsten Ministerinnen und Minister nach Tokio gereist. Robert Habeck (Vizekanzler und Wirtschaft, Grüne), Annalena Baerbock (Außen, Grüne), Christian Lindner (Finanzen, FDP), Nancy Faeser (Innen, SPD), Boris Pistorius (Verteidigung, SPD) und Volker Wissing (Verkehr, FDP).

Für die Bundesregierung sind Regierungskonsultationen – also Treffen mehrerer Kabinettsmitglieder beider Seiten – nichts Neues. Es gab sie in der Vergangenheit zum Beispiel schon mit China, Indien, Brasilien, Israel und bis 2012 auch mit Russland. Damit werden die Beziehungen zu ohnehin schon engen oder strategisch wichtigen Partnern weiter vertieft. Für Japan sind es die ersten Regierungskonsultationen überhaupt.

Im Mittelpunkt der Gespräche wird das Thema Wirtschaftssicherheit stehen. Es geht dabei vor allem um den Ausbau internationaler Kooperationen, um Abhängigkeiten von einzelnen Wirtschaftsmächten etwa beim Import von Rohstoffen zu reduzieren. Deutschland will Lehren aus der früheren Gas-Abhängigkeit von Russland ziehen, die nach der russischen Invasion in der Ukraine nur durch einen Kraftakt wieder aufgelöst werden konnte. Japan, das ebenfalls in großem Stil Rohstoffe importiert, hat eigens ein Gesetz zur Wirtschaftssicherheit erlassen, das von der Bundesregierung als vorbildlich angesehen wird. Für das Schwerpunktthema wurde zudem ein eigener Ministerposten geschaffen.

Es geht bei dem Treffen aber auch um Verteidigungsfragen. Die Bundeswehr hat bereits ein Kriegsschiff und Kampfjets in die Pazifikregion geschickt, um die Zusammenarbeit mit den befreundeten Streitkräften dort zu stärken. Sie will auch in diesem Jahr wieder an Übungen teilnehmen.

Japan will wirtschaftliche Kooperation stärken

Japan will die wirtschaftspolitische Zusammenarbeit mit Deutschland verstärken. «Angesichts der drastisch veränderten internationalen Lage ist die Stärkung der strategischen Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern, auch für die Gestaltung der internationalen Ordnung, von großer Bedeutung», sagte der japanische Minister für Wirtschaft, Handel und Industrie, Yasutoshi Nishimura, bei einem Treffen mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Tokio. Zum Auftakt der ersten bilateralen Regierungskonsulationen führte Habeck die Erschließung von Rohstoffquellen als mögliches Kooperationsfeld an.

Auch das Thema klimaneutrale Energieversorgung «erscheint mir geeignet, noch intensiver zu koopieren», sagte Habeck. «Angesichts der Annäherung zwischen China und Russland und der Spaltung der Weltwirtschaft ist der Zusammenschluss der westlichen Staaten umso wichtiger», sagte Nishimura.

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dpa