Im Konflikt zwischen den Atommächten ist keine Entspannung in Sicht. Indien meldet Artilleriefeuer, Pakistan den Abschuss indischer Drohnen.
Schusswechsel zwischen Indien und Pakistan an der Grenze

Nach Luftangriffen des indischen Militärs auf mehrere pakistanische Ziele bleibt die Situation zwischen den beiden Atommächten angespannt. In der Nacht zum Donnerstag kam es nach Berichten indischer Medien in der Himalaya-Region Kaschmir erneut zu Schusswechseln zwischen Soldaten beider Länder sowie zu Artilleriebeschuss. Pakistan erklärte, es habe in der Nacht zwölf indische Drohnen abgeschossen.
Die Schusswechsel ereigneten sich erneut im Grenzgebiet von Kaschmir. Das Gebiet ist zwischen Pakistan und Indien aufgeteilt, jedoch beanspruchen beide Länder das gesamte Gebiet für sich.
Von pakistanischer Seite wurden entlang der militärischen Kontrolllinie neben Schüssen aus Kleinwaffen auch Granaten abgefeuert, wie die Nachrichtenagentur PTI sowie andere indische Medien unter Berufung auf das Militär und das Verteidigungsministerium meldeten. Indiens Militär sprach demnach von «unprovozierten» Schüssen.
Tote durch Artilleriebeschuss
In der Nacht zuvor wurden bei pakistanischem Artilleriebeschuss laut indischen Militärangaben mindestens 13 Personen getötet, darunter ein indischer Soldat. Zuvor hatte das Militär von zwölf Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, gesprochen. Es wurden mehrere Gebäude in grenznahen Orten zerstört.
Das pakistanische Artilleriefeuer begann nach Angaben Indiens in der Nacht zum Mittwoch – nach Angriffen der eigenen Streitkräfte auf Ziele in Pakistan und dem pakistanisch kontrollierten Teil Kaschmirs. Bei den gezielten indischen Angriffen seien neun Einrichtungen von «Terrorgruppen» zerstört worden, hieß es. Pakistan, das von Raketenangriffen sprach, drohte Indien mit Vergeltung.
Laut Militärangaben kamen bei indischen Angriffen auf pakistanischer Seite mehr als 30 Menschen ums Leben und 57 weitere wurden verletzt. Durch den Abschuss indischer Drohnen in der vergangenen Nacht wurde eine Person getötet und fünf weitere verletzt, darunter vier Soldaten.
Die Angriffe Indiens werden als Reaktion auf den Terroranschlag vom 22. April im indischen Unionsterritorium Jammu und Kaschmir angesehen, bei dem 26 Menschen – hauptsächlich indische Touristen – getötet wurden. Neu-Delhi beschuldigt Pakistan der Beteiligung, was von Islamabad zurückgewiesen wird.
Pakistan: Abschuss von Drohnen
Laut Geheimdienstquellen waren die in Pakistan abgeschossenen Drohnen unbewaffnet, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Diese unbemannten Flugkörper werden hauptsächlich für Überwachungszwecke eingesetzt.
Laut Angaben der zivilen Luftfahrtbehörde in Pakistan wurden am Donnerstag außerdem mehrere Flughäfen vorübergehend geschlossen. Der Betrieb an den Flughäfen in den Millionenstädten Islamabad, Karachi, Lahore sowie in der nordöstlichen Stadt Sialkot nahe der indischen Grenze wurde bis zum Mittag Ortszeit eingestellt. Pakistan hatte auch in der Nacht zu Mittwoch seinen Luftraum vorübergehend geschlossen und den Betrieb an den Flughäfen Islamabad und Lahore zeitweise eingestellt.
Umstrittenes Kaschmir
Die Wurzeln des Konflikts reichen bis in die Kolonialzeit zurück. Im Jahr 1947 entließen die Briten den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit und teilten ihn auf. Neben dem vorwiegend hinduistischen Indien entstand der neue Staat Pakistan für Muslime. Die gewaltsame Teilung hat bis heute eine erbitterte Rivalität geschürt. Seit ihrer Unabhängigkeit haben beide Länder drei Kriege gegeneinander geführt, zwei davon um Kaschmir.