Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Sabotage an Ostsee-Datenkabeln: Schwedische Polizei ermittelt erneut

Schweden untersucht erneuten Schaden an Glasfaserkabel C-Lion1, mögliche Verbindung zu vorbeifahrenden Schiffen wird vermutet.

Unter anderem ein chinesisches Schiff (im Hintergrund) war in Verdacht geraten, in den vergangenen Monaten für Kabelbrüche in der Ostsee verantwortlich gewesen zu sein. (Illustration)
Foto: Mikkel Berg Pedersen/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa

Es gibt einen neuen Sabotageverdacht in der Ostsee: Ein Datenkabel zwischen Helsinki und Rostock wurde innerhalb von etwas mehr als drei Monaten zum dritten Mal beschädigt. Die Schäden sind jedoch dieses Mal nicht schwerwiegend und haben keinen Einfluss auf die Kommunikationsverbindungen, die über das betroffene Kabel C-Lion1 laufen, wie der Betreiber Cinia mitteilte. Der Datenverkehr läuft weiterhin normal. Die genauen Umstände der Schäden werden noch untersucht.

In den vergangenen Monaten kam es wiederholt zu Beschädigungen an Kommunikationskabeln und Stromleitungen in den Tiefen der Ostsee. In mehreren Fällen wurde aufgrund möglicher Sabotage ermittelt, jedoch konnte die genaue Ursache für die Schäden nicht festgestellt werden. Es besteht der Verdacht, dass vorbeifahrende Schiffe sie – absichtlich oder versehentlich – mit ihren Ankern beschädigt haben. Verdächtige Schiffe wurden während der Ermittlungen mehrmals für Tage festgehalten und dann wieder freigelassen.

Schwedische Polizei ermittelt wegen Sabotage

Die schwedische Polizei hat erneut Sabotage-Ermittlungen eingeleitet. Der Vorfall ereignete sich in der ausschließlichen Wirtschaftszone Schwedens nahe der Ostsee-Insel Gotland. „Wir möchten mit den Ermittlungen herausfinden, was genau passiert ist und ob es sich um einen neuen oder alten Schaden handelt“, teilte die Polizei mit. Es gibt derzeit keine Verdächtigen. Weitere Einzelheiten können vorerst nicht genannt werden.

Das Glasfaserkabel C-Lion1 erstreckt sich über eine Strecke von 1.173 Kilometern zwischen Helsinki und Rostock und verbindet mitteleuropäische Telekommunikationsnetzwerke mit Finnland und anderen nordischen Ländern. Das Kabel wurde Mitte November und dann erneut an Weihnachten schwer beschädigt und jeweils einige Tage später von einem Spezialschiff repariert.

Regierungschefs besorgt

Die genauen Umstände und Hintergründe des neuen Vorfalls sind noch unklar. Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson hat jedoch bereits auf der Plattform X erklärt, dass alle Berichte über potenzielle Schäden an der Infrastruktur in der Ostsee angesichts der aktuellen Sicherheitslage sehr ernst genommen werden. Dabei bezog er sich vor allem auf die wahrgenommene Bedrohung durch Russland.

Der finnische Ministerpräsident Petteri Orpo hat darauf bestanden, dass der Vorfall gründlich untersucht werden muss. Er lobte, dass es offenbar keine Störungen bei den Telekommunikationsverbindungen gegeben habe, und äußerte sich in Helsinki dazu.

Orpo betrachtete die Aktivitäten der sogenannten russischen Schattenflotte in der Ostsee als besorgniserregend, da es sich um Tanker und andere Frachtschiffe mit undurchsichtigen Eigentümerstrukturen handelt, die vom Kreml genutzt werden, um Sanktionen aufgrund seines Angriffskriegs gegen die Ukraine, beispielsweise beim Öltransport, zu umgehen.

Die EU hat Sanktionen gegen Dutzende dieser Schiffe verhängt, aber ihr tatsächlicher Umfang ist wahrscheinlich viel größer. Orpo sagte, dass gemeinsam mit den Anrainern der Ostsee und der EU nach Wegen gesucht wird, um stärker gegen diese Aktivitäten vorzugehen.

EU legt neue Pläne vor

Die EU-Kommission hat neue Pläne vorgestellt, um die kritische Infrastruktur auf See besser zu schützen. Das Maßnahmenpaket sieht schnellere Reparaturen, eine verbesserte Überwachung und eine engere Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft vor.

Es ist geplant, eine Reserve spezialisierter Mehrzweck-Kabelschiffe zu schaffen und die Kapazitäten der bestehenden EU-Reparaturschiffe zu erhöhen. Darüber hinaus soll ein Netzwerk von Unterwassersensoren und ein Drohnenüberwachungsprogramm eingerichtet werden, um mögliche Sabotage schneller zu erkennen. Die Zusammenarbeit mit der Nato soll ebenfalls verstärkt werden.

«Die Zahl der Vorfälle, die sich in den vergangenen Monaten in unserer kritischen Unterwasserinfrastruktur ereignet haben, gibt Anlass zu großer Sorge», sagte die zuständige EU-Kommissarin Henna Virkkunen bei einem Besuch in Helsinki. Diese Vorfälle würden lebenswichtige Dienste wie die Stromübertragung stören.

dpa