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Schwere Kämpfe statt Weihnachtsfrieden in der Ukraine

Der auch von Bundeskanzler Merz beschworene Weihnachtsfrieden in der Ukraine ist nicht in Sicht. Stattdessen toben schwere Kämpfe an der Front. Ukrainische Truppen geben einen wichtigen Ort auf.

Im Osten der Ukraine - hier die Stadt Kostjantyniwka - toben kurz vor Weihnachten weiter schwere Kämpfe. (Archivbild)
Foto: Oleg Petrasiuk/Ukrainian 24th Mechanized brigade/dpa

Die ukrainischen Streitkräfte werden weiterhin stark von den russischen Streitkräften unter Druck gesetzt. Kiews Truppen mussten sich aus der strategisch wichtigen Stadt Siwersk im Norden der Region Donezk zurückziehen. Laut dem Generalstab gab es weiterhin heftige Kämpfe in der Umgebung. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisierte den russischen Zynismus angesichts schwerer Luftangriffe kurz vor Weihnachten.

Vor fast vier Jahren hatte Siwersk mehr als 10.000 Einwohner, bevor der russische Angriffskrieg begann. Die Front in der Region galt lange Zeit als relativ stabil, aber zuletzt hat der Druck der russischen Angreifer zugenommen. Siwersk ist strategisch wichtig, da es Teil einer Verteidigungslinie ist, die den letzten großen von ukrainischen Kräften kontrollierten Ballungsraum im Donbass schützt. Nach dem Fall von Siwersk können russische Angreifer nun weiter in Richtung der Städte Slowjansk und Kramatorsk vorrücken.

Der ukrainische Generalstab teilte zu Siwersk mit: «Um das Leben unserer Soldaten und die Kampfkraft der Einheiten zu schützen, haben sich die ukrainischen Verteidiger aus der Ortschaft zurückgezogen.»

Kremlchef Wladimir Putin hatte vor knapp zwei Wochen bei einer teilweise übertragenen Besprechung mit Generalstabschef Waleri Gerassimow die Einnahme der Stadt verkündet. Kiew dementierte dies damals.

Selenskyj klagt über schwere Angriffe auf Energiesystem

Nach schweren Angriffen auf die Region Tschernihiw, bei denen die Infrastruktur zur Energieversorgung beschädigt wurde, beschuldigte Selenskyj Russland des Zynismus. «Natürlich versuchen die Russen auch dieses Fest und diesen heiligen Tag zu zerstören», sagte er am Dienstag in seiner abendlichen Videobotschaft. Die Ukraine benötigt daher Unterstützung, insbesondere bei der Flugabwehr – sowohl an Feier- als auch an Wochentagen.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bat Putin letzte Woche um eine Waffenruhe in der Ukraine über Weihnachten.

Die Ukraine feiert inzwischen offiziell nach westlichem Brauch Weihnachten, anders als in früheren Jahren. Viele ukrainische Christen halten jedoch weiterhin an orthodoxen Traditionen fest und feiern Weihnachten wie in Russland am 7. Januar.

Ukrainisches Verhandlerteam ist zurück

Selenskyj berichtete auch über den Fortgang der Gespräche für eine Friedenslösung. Das ukrainische Verhandlungsteam sei aus den USA zurück und habe mit Blick auf ein Abkommen für ein Ende des Kriegs Fortschritte erzielt. Details nannte er nicht. «Die Ukraine wird niemals ein Hindernis für den Frieden sein», sagte Selenskyj. Zugleich warnte er davor, dass Russland den diplomatischen Prozess sprengen könnte. 

Moskau und Kiew führen keine direkten Verhandlungen miteinander. Die Delegationen beider Länder treffen sich mit amerikanischen Vermittlern, um ihre jeweiligen Standpunkte zu vertreten. Zuletzt fanden mehrtägige Gespräche in Miami statt.

Russland entzieht kritischem Journalisten die Staatsbürgerschaft

Russland verschärft unterdessen seine Maßnahmen gegen Kriegskritiker. Die Behörden haben dem Journalisten Roman Anin die Staatsbürgerschaft entzogen, weil er angeblich die Streitkräfte diskreditiert hat. Das Innenministerium teilte mit, dass Anins angebliche Verbrechen der Grund dafür seien, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass berichtete.

Anin ist Chefredakteur des Internetportals «Waschnyje Istorii» («Wichtige Geschichten»). Aufsehen erregten unter anderem Recherchen des Mediums über die mutmaßliche Tochter von Kremlchef Wladimir Putin und die Mitarbeit an dem internationalen Projekt zur Enthüllung von Steueroasen, bekannt als «Pandora Papers». Anin wurde Ende März in Abwesenheit wegen «wissentlicher Verbreitung von Falschinformationen über die russischen Streitkräfte» zu 8,5 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

dpa