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Schwere Kämpfe um Pokrowsk dauern an

Die russischen Truppen drücken weiterhin gegen die Frontlinien bei Pokrowsk in der Ostukraine. Kiew hofft, den drohenden Rückschlag mit einem Personalwechsel abwenden zu können.

Schwere Kämpfe in der Ostukraine. (Archivbild)
Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa

Russische Angreifer und ukrainische Verteidiger haben sich erneut schwere Kämpfe im Osten der Ukraine geliefert. Der Generalstab in Kiew teilte mit, dass insgesamt 153 russische Angriffe an verschiedenen Frontabschnitten registriert wurden. Der Schwerpunkt der Kampfhandlungen lag erneut rund um die Kleinstadt Pokrowsk am Rande des Donbass.

Angesichts der schwierigen Lage erhielten die um den Donbass kämpfenden ukrainischen Einheiten einen neuen Kommandeur. Präsident Wolodymyr Selenskyj ernannte den bisherigen Heeres-Befehlshaber, General Mychajlo Drapatyj, zum neuen Führer der dort eingesetzten Gruppierung «Chortizja». «Gleichzeitig behält Drapatyj die Befehlsgewalt über die Landstreitkräfte, den größten Teil unserer Streitkräfte, was dazu beitragen wird, die Kampfeinsätze der Armee mit einer angemessenen Ausbildung der Brigaden zu verbinden», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. 

Andrij Hnatow, der bisherige Befehlshaber, wurde in den Generalstab versetzt. Es gab wiederholt Berichte über fahnenflüchtige ukrainische Soldaten aus der Region Pokrowsk, da das Vertrauen in die militärische Führung aufgrund der häufigen Rückschläge vielfach verloren gegangen war.

Zahlreiche Attacken gegen ukrainische Verteidigungslinien

Russische Einheiten haben rund um Pokrowsk im Laufe des Tages mit Artillerieunterstützung etwa 70 Angriffe an verschiedenen Stellen gegen die ukrainischen Verteidigungslinien unternommen. Die Attacken wurden abgewehrt, wie es hieß. Die Angaben konnten nicht unabhängig bestätigt werden. Nach russischer Darstellung ist die Stadt bereits von drei Seiten eingekreist.

Laut offiziellen Angaben wurden bei russischen Artillerieangriffen mindestens eine Person getötet und vier weitere schwer verletzt. Eine Frau starb in Pokrowsk, während in Konstantinowka vier Personen durch den Einschlag von Granaten in Wohnhäusern verletzt wurden, teilte der regionale Militärverwalter Wadim Filaschkin auf Telegram mit.

An den Fronten rund um den Donbass setzten die russischen Militärs nach Meinung des ukrainischen Strategieexperten Andrij Ryschenko ihre operativen Aktionen fast schon planmäßig fort. «Vor allem interessiert sie Pokrowsk, das ist ein wirtschaftliches Ziel», sagte Ryschenko im Rundfunk. «Es ist ja bekannt, dass sich dort mehrere Kohleschächte befinden.» Daher sei die Eroberung der Stadt für Russland schon aus wirtschaftlicher Sicht wichtig.

Kiew: Lager mit Drohnensprengköpfen in Russland angegriffen

Laut Angaben aus Kiew griff die Ukraine mit Kampfdrohnen auf russischem Staatsgebiet ein Depot mit Drohnensprengköpfen an. Nach dem Angriff auf das Gebäude in Orjol in Zentralrussland wurde eine starke Sekundärexplosion registriert, teilte der Generalstab in Kiew auf Facebook mit. Dadurch wurden rund 200 sogenannte Schahed-Kamikazedrohnen außer Gefecht gesetzt.

Die Informationen aus Kiew konnten nicht unabhängig überprüft werden. Es gab keine Erklärung von russischer Seite. Orjol liegt etwa 350 Kilometer südwestlich von Moskau.

Die ukrainischen Streitkräfte haben begonnen, Militärstützpunkte, Raffinerien und Munitionsdepots auf russischem Staatsgebiet mit Raketen und weitreichenden Drohnen anzugreifen, um die Versorgung der in der Ukraine eingesetzten russischen Streitkräfte zu beeinträchtigen.

Kiew entwickelte zuletzt eigene Drohnen mit großer Reichweite, die Ziele weit innerhalb Russlands angreifen können. Die vom Westen gelieferten Marschflugkörper werden angesichts geringer Bestände nur sporadisch gegen Ziele in Russland eingesetzt. Selenskyj äußerte sich zufrieden über die Wirksamkeit der neuen Drohnen in den ukrainischen Arsenalen: «Jeder kann ihre Wirksamkeit sehen – wie unsere Waffen den Krieg zurück nach Russland bringen und wie Russlands Kriegspotenzial abnimmt.»

Russland schickt neue Drohnen in Richtung Ukraine

Das russische Militär hat am Sonntagabend erneut größere Drohnenschwärme in Richtung Ukraine gestartet. Die Gruppen von unbemannten Fliegern wurden von der ukrainischen Flugabwehr in verschiedenen Regionen gesichtet – in Herson im Süden, in Charkiw im Osten sowie in Poltawa in der Zentralukraine. Auch in der Region Kiew wurden laut der dortigen Militärverwaltung feindliche Drohnen registriert.

dpa