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Schwere Vorwürfe der Gaza-Flotten-Aktivisten gegen Israel

Israel hat jüngst eine Gaza-Flotte abgefangen und über 400 Besatzungsmitglieder in Gewahrsam genommen. Die Berichte über Misshandlungen während der Haft häufen sich. Jerusalem dementiert.

Barcelonas frühere Bürgermeisterin Ada Colau gehörte zu den mehr als 400 Menschen, die in Gewahrsam genommen wurden.
Foto: Joan Mateu Parra/AP/dpa

Die Organisatoren der von Israel gestoppten Gaza-Flotte werfen den Behörden des jüdischen Staates schwere Verstöße gegen Menschenrechte vor. Mehrere der festgenommenen Aktivisten seien körperlich und psychisch misshandelt, gedemütigt und in ihren grundlegenden Rechten verletzt worden, versicherte die Anwältin der «Global Sumud Flotilla», Lubna Tuma.

Männer und Frauen berichteten, dass sie mit gefesselten Händen stundenlang festgehalten wurden, teilweise unter sengender Sonne, sagte Tuma während einer auf Instagram übertragenen Pressekonferenz. Einige wurden gezwungen, auf den Knien zu bleiben, beleidigt und erniedrigt. Besonders Frauen waren das Ziel verbaler Demütigungen. Eine Aktivistin gab an, dass sie gegen den Kopf getreten wurde.

Das israelische Außenministerium hatte bereits erste entsprechende Vorwürfe als «dreiste Lügen» zurückgewiesen. Alle Rechte der propalästinensischen Inhaftierten seien «vollständig gewahrt» worden, hieß es in Jerusalem.

Rund 40 Aktivisten im Hungerstreik

Am Freitag hat die israelische Marine das letzte der insgesamt 42 Boote der Flottille gestoppt. Über 400 Menschen aus verschiedenen Ländern, darunter Prominente wie die schwedische Aktivistin Greta Thunberg und die ehemalige Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau, wurden in Gewahrsam genommen.

Seit Freitag hat Israel zahlreiche Beteiligte abgeschoben. Etwa 150 Personen befänden sich aber den Erkenntnissen zufolge weiterhin in Haft, rund 40 davon im Hungerstreik, sagte Tuma. Einige lehnten sogar Wasser ab, um gegen die Verweigerung medizinischer Versorgung zu protestieren. «Viele von ihnen haben bis zu diesem Moment immer noch keinen rechtlichen Beistand», beklagte die Juristin und Menschenrechtsexpertin des Adalah Legal Centre.

Mehrere der 21 spanischen Aktivisten, die am Sonntag in Madrid ankamen, berichteten auch von Misshandlungen und Erniedrigungen während ihrer Haft. Ex-Bürgermeisterin Colau sagte, dass sie angeschrien und beleidigt wurden und weder Trinkwasser noch Nahrung bekamen. Nachts wurde absichtlich die Klimaanlage eingeschaltet, um Schlaf zu verhindern.

Angebliche Unregelmäßigkeiten bei der Abschiebung

Der Aktivist Rafael Borrego sagte, man sei «geschlagen, über den Boden gezerrt, gefesselt und in Käfige gesperrt» worden. Medizinische Hilfe sei verweigert worden – selbst einer Gefangenen, die dringend Insulin benötigte. Zudem sei der Kontakt zu Anwälten, Familien und Konsularbeamten untersagt worden. Der Journalist Néstor Prieto berichtete ebenfalls von verweigerter medizinischer Versorgung. «Sie sagten, sie hätten keine Ärzte für Tiere.»

Prieto sprach auch von Unregelmäßigkeiten bei der Abschiebung: «Vor unseren Augen wurden in unserem Namen Dokumente unterschrieben, in denen stand, dass wir illegal nach Israel eingereist seien.» Zum Vorwurf der «illegalen Einreise» betonte Anwältin Tuma erneut, dieser sei unhaltbar. Die Festgenommenen seien in internationalen Gewässern aufgegriffen worden.

Die Mitglieder der Flotte planten, Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen. Israel hatte vorgeschlagen, die Hilfslieferungen über Häfen außerhalb des Gazastreifens zu transportieren. Die Aktivisten lehnten dies ab, da sie Israels Blockade des Gazastreifens als völkerrechtswidrig betrachteten.

dpa