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Selenskyj: Brauchen Waffen gegen nordkoreanische Soldaten

Nordkoreanische Soldaten rücken in russischen Uniformen an die Frontlinien der Ukrainer heran. Der Westen aber schaue teilnahmslos zu, beklagt Präsident Selenskyj. Dabei droht Kiew weiteres Übel.

Selenskyj klagt über Teilnahmslosigkeit des Westens. (Archivbild)
Foto: Susan Walsh/AP/dpa

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das Fehlen von Waffen beklagt, um die an die Front heranrückenden nordkoreanischen Soldaten in den Diensten der russischen Armee zu bekämpfen. «Wir können alle Orte sehen, wo sich diese nordkoreanischen Soldaten aufhalten, jedes Lager», sagte er in seiner allabendlichen Videoansprache. «Wir könnten vorab zuschlagen, wenn wir denn die Möglichkeit und Reichweite (der Waffen) hätten.»

Die Entscheidung hängt jedoch von den Partnern der Ukraine ab. Trotz monatelanger Bitten haben sie Kiew nicht die Erlaubnis erteilt, weitreichende Waffen zur Bekämpfung militärischer Ziele auf russischem Staatsgebiet einzusetzen.

«Statt uns die entscheidende Reichweiten-Fähigkeit zu geben, schauen die USA, Großbritannien und Deutschland nur zu», klagte Selenskyj. «Alle warten, während nordkoreanische Einheiten sich darauf vorbereiten, Ukrainer anzugreifen.»

Selenskyj forderte die Unterstützer der Ukraine auf, einzugreifen. «Wer in der Welt wirklich verhindern will, dass sich dieser Krieg zwischen Russland und der Ukraine ausweitet und von Europa auf andere Regionen der Welt übergreift, darf nicht nur zuschauen.»

USA: 8.000 nordkoreanische Soldaten in Kursk

Erst gestern hatte das Weiße Haus von bis zu 8.000 nordkoreanischen Soldaten gesprochen, die sich im westrussischen Gebiet Kursk befinden. Washington rechnet mit einem bevorstehenden Kampfeinsatz dieser Truppen. Es könnten weitere folgen. Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Präsenz nordkoreanischer Soldaten in seinem Land nicht geleugnet und darauf hingewiesen, dass auch die Ukraine auf Personal aus Nato-Staaten zurückgreift.

Nordkorea, das international isoliert ist, liefert unter der Führung von Machthaber Kim Jong Un bereits seit einiger Zeit Raketen und Artilleriegeschosse an Russland.

Nordkoreas Außenministerin Choe Son Hui hat Moskau inzwischen die Hilfe Pjöngjangs bis zum Sieg im Krieg gegen die Ukraine zugesichert. «Noch einmal versprechen wir, dass wir bis zum Tag des Sieges stets fest an der Seite unserer russischen Kameraden stehen werden», sagte Choe bei einem Treffen mit ihrem russischen Kollegen Sergej Lawrow in Moskau. Lawrow hob dabei die enge Kooperation der Militärs und Sicherheitsorgane der beiden Länder hervor.

Russischer Raketenangriff auf Charkiw – Drohnen gegen Sumy

Bei einem russischen Raketenangriff auf eine Polizeistation in der ostukrainischen Großstadt Charkiw ist am Abend nach offiziellen Angaben mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. 26 Polizeibeamte sowie vier Zivilisten hätten bei dem Angriff teilweise lebensbedrohliche Verletzungen erlitten, teilte der regionale Militärverwalter Oleh Synjehubow auf der Plattform Telegram mit. «Die Ärzte kämpfen nun um ihr Leben.»

Die Polizeidienststelle wurde nach ersten Ermittlungen von mindestens zwei Raketen getroffen. In den vergangenen Monaten war Charkiw immer wieder Ziel russischer Luft- oder Raketenangriffe. Auch andere Städte der Ukraine werden ohne erkennbares Muster attackiert. Das Ziel dieser oft wahllos wirkenden Angriffe ist es, die ukrainische Zivilbevölkerung unter Druck zu setzen.

Wenig später wurde ein russischer Angriff mit Kampfdrohnen aus der ostukrainischen Stadt Sumy gemeldet. Laut den Behörden traf eine dieser Drohnen ein mehrstöckiges Wohnhaus, wobei fünf Menschen schwer verletzt wurden, darunter eine Schwangere.

USA sagen Ukraine weitere Militärhilfe zu

Die USA haben angekündigt, der Ukraine zusätzliche Militärausrüstung zur Abwehr des russischen Angriffskriegs im Wert von rund 425 Millionen US-Dollar (rund 392 Millionen Euro) zur Verfügung zu stellen, wie das US-Verteidigungsministerium mitteilte. Das Paket umfasst unter anderem Munition für Raketenwerfersysteme vom Typ Himars und für das Luftverteidigungssystem vom Typ Nasams sowie Artilleriemunition mit den Kalibern 155 und 105 Millimeter.

Laut dem Pentagon sind die Vereinigten Staaten der wichtigste Verbündete und der größte Waffenlieferant der Ukraine im Kampf gegen Russland. Seit Beginn des Krieges haben die USA militärische Unterstützung in Höhe von mehr als 60,4 Milliarden US-Dollar (ca. 55,7 Milliarden Euro) für Kiew bereitgestellt.

Der Ausgang der US-Präsidentenwahl in wenigen Tagen hat maßgeblichen Einfluss darauf, ob Kiew auch in Zukunft noch im großen Stil auf Unterstützung aus den USA hoffen kann oder nicht. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat gedroht, damit im Fall eines Wahlsieges nicht weiterzumachen.

Bericht: Hohe Verluste der Ukraine

Nach einem Bericht der «New York Times», die sich auf US-Militär- und Geheimdienstquellen beruft, hat die Ukraine im bisherigen Verlauf des Kriegs bereits 57.000 Gefallene beklagt. Dies entspreche knapp der Hälfte der Verluste der russischen Seite, sei jedoch für die kleinere Ukraine von großer Bedeutung. Angesichts der jüngsten Geländegewinne des russischen Militärs in der Ostukraine sei zudem eine bedrohliche Lage entstanden. Daher zweifelten US-Beobachter an der Fähigkeit der Ukrainer, das Vorrücken der russischen Truppen stoppen zu können.

Auch die «NYT» sieht die wichtigste Entwicklung für Kiew «nicht auf dem Schlachtfeld, sondern an den Wahlurnen» bei der Präsidentenwahl in den USA. Die unterschiedlichen Ausgangslagen bei dem Ex-Präsidenten Trump, der den Krieg schnell beenden wolle, während seine demokratische Gegnerin Kamala Harris die Ukraine weiter unterstützen wolle, «laste schwer auf den Ukrainern».

US-Militärexperten sehen das aktuell größte Problem der Ukraine nicht bei Waffen und Munition. Vielmehr sei das größte Manko der Ukraine die Truppenstärke. Kiew habe zu lange gezögert, das Einberufungsalter von 25 Jahren zu senken, daher könnten dem Land die Truppen ausgehen. Daher schätze das Pentagon, so das Blatt weiter, dass die Ukraine noch für sechs bis zwölf Monate genügend Soldaten zur Verfügung habe.

dpa