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Selenskyj fordert aktiven Angriff auf Russland

Die Ukraine will Druck auf Russland ausüben und nicht nur in der Verteidigung bleiben, sondern auch offensiv vorgehen.

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Selenskyj denkt an Gegenangriffe. (Archivbild)
Foto: Jacquelyn Martin/AP/dpa

Die Ukraine muss sich nach den Worten ihres Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aus dem Dauerzustand der ständigen Verteidigung gegen russische Angriffe lösen und selbst aktiv zum Angriff übergehen. «Dieser Krieg muss beendet werden, wir müssen Druck auf Russland ausüben», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Kremlchef Wladimir Putin verstehe «nichts außer Macht und Druck».

Die ukrainische Armee wird weiterhin das Land und die Bevölkerung schützen. Der ukrainische Präsident stimmt vollkommen zu, dass dies nicht nur in der Verteidigung geschehen sollte, wie US-Präsident Donald Trump sagte.

Trump zieht Vergleich zum Sport

Trump hatte am Donnerstag auf seiner Plattform Truth Social geschrieben: «Es ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich, einen Krieg zu gewinnen, ohne das Land des Invasors anzugreifen.» Zudem schrieb er: «Es ist wie bei einer großen Sport-Mannschaft, die eine fantastische Abwehr hat, aber nicht offensiv spielen darf. Da gibt es keine Chance zu gewinnen.» Sein Amtsvorgänger Joe Biden habe der Ukraine nicht erlaubt zurückzuschlagen.

In den vergangenen Tagen haben die ukrainischen Streitkräfte bereits Gegenangriffe unternommen, unter anderem in der Region Sumy im Nordosten und bei Pokrowsk im Südosten. Armeechef Olexander Syrskyj teilte auf Telegram mit, dass es bei Pokrowsk erste Erfolge gegeben habe. Sechs Orte seien dort zurückerobert worden. Die Berichte konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Eine umfangreiche Offensive ukrainischer Truppen im Sommer des letzten Jahres scheiterte jedoch an den gut ausgebauten russischen Verteidigungslinien. Die russischen Militärs hatten zuvor in der erwarteten Angriffsrichtung tiefe Minenfelder verlegt und diese mit massiver Artillerie verteidigt.

Auch diplomatische Bemühungen aufrechterhalten

Selenskyj betonte, dass die Ukraine neben den militärischen Einsätzen auch die diplomatischen Bemühungen fortsetzen wolle, um Verhandlungswege und Frieden zu finden. Die Militärführung stehe im Kontakt mit ausländischen Partnern, um an der militärischen Komponente der Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu arbeiten.

Es wird diskutiert, dass die europäischen Partner die Ukraine nach einem Friedensschluss mit Truppen absichern. Allerdings hat Russland eine andere Meinung. Laut dem russischen Außenminister Sergej Lawrow sollen stattdessen die Veto-Mächte des UN-Sicherheitsrats, einschließlich Russland, den Frieden gewährleisten. Da Russland einen Einsatz jederzeit blockieren könnte, lehnt Kiew diese Möglichkeit ab.

Selenskyj: Russland nicht an Frieden interessiert

Seit knapp dreieinhalb Jahren kämpft die Ukraine gegen eine russische Invasion. Nach dem Alaska-Gipfel am Freitag vergangener Woche haben US-Präsident Trump, der ukrainische Präsident Selenskyj und europäische Spitzenpolitiker am Montag über einen Friedensprozess für die Ukraine diskutiert. Als nächstes soll nach Trumps Vorstellungen ein Treffen zwischen Putin und Selenskyj stattfinden. Moskau hat sich dazu bisher zurückhaltend geäußert.

Selenskyj warf Moskau nun vor, nicht an einem Frieden interessiert zu sein. «Ehrlich gesagt sind die Signale aus Russland derzeit einfach unanständig», sagte er. «Sie versuchen, sich aus der Notwendigkeit eines Treffens herauszuwinden. Sie wollen diesen Krieg nicht beenden. Sie setzen ihre massiven Angriffe gegen die Ukraine und ihre sehr heftigen Angriffe an der Front fort.» 

Kallas: Putin nicht an Verhandlungen interessiert

Auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warf Putin vor, nicht an Verhandlungen interessiert zu sein. «Er hat kein Interesse daran, sich an einen Tisch zu setzen. Hier geht es nur um Zeit», sagte Kallas im ZDF-«heute journal». «Es ist klar, dass die Amerikaner, die Ukrainer und die Europäer Frieden möchten. Was wir von der russischen Seite aber gesehen haben, ist, dass sie nur Spiele spielen und dass sie Hindernisse formulieren.»

Vor allem die Frage der Sicherheitsgarantien sei essenziell für einen dauerhaften Frieden in der Ukraine, sagte Kallas weiter. «Bei den Sicherheitsgarantien ist es klar, dass diese nicht nur auf dem Papier stehen müssen, sondern sie müssen glaubwürdig und robust sein und tatsächlich funktionieren, und dafür brauchen wir alle Parteien, die diese Sicherheitsgarantien auf den Tisch bringen können.»

dpa