Russlands Angriffskrieg zermürbt und tötet ukrainische Zivilisten. Allein auf «Worte oder ein paar Papiere» will sich die Staatsführung in Kiew bei eventuellen Friedensverhandlungen nicht verlassen.
Selenskyj: Echter Frieden nur mit starker Flugabwehr möglich

Einen stabilen und dauerhaften Frieden mit dem Nachbarn Russland kann es nach Ansicht der ukrainischen Staatsführung nur geben, wenn Kiew eine schlagkräftigere Flugabwehr bekommt. Als Sicherheitsgarantie brauche es effektiven Schutz vor Attacken aus der Luft, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. «Nicht nur ein paar Worte oder ein paar Papiere, sondern etwas, das ein Ende des russischen Terrors garantieren kann.»
Selenskyj äußerte sich mit Blick auf die jüngsten russischen Raketenangriffe auf ukrainische Städte mit zahlreichen Todesopfern. Eine ausreichende Anzahl von Flug- und Raketenabwehrsystemen sei «eine Voraussetzung, um dem Frieden näherzukommen», sagte er. Die Ukraine und ihre Unterstützer wüssten sehr genau, was benötigt werde: «Patriots, Iris-T, alle Arten von Flugabwehrsystemen, Entwicklung von Drohnen und Investitionen in die Waffenproduktion hier in der Ukraine.»
Am Wochenende hatten neue russische Bomben- und Raketenangriffe auf ukrainische Städte mehr als 20 Menschen getötet. Allein beim Einschlag einer Rakete in einem Wohnhaus in Poltawa in der Zentralukraine habe es mindestens 14 Tote gegeben, darunter zwei Kinder, teilte der Zivilschutz mit. «Und das ist nur eine einzige russische Rakete, die so viel Schmerz, Leid und Verlust verursacht hat», sagte Selenskyj. Auch in anderen Teilen des Landes wie Sumy im Nordosten und Charkiw im Osten gab es Tote, hinzu kamen viele Verletzte.
Laut dem Generalstab in Kiew wurden in der von ukrainischen Truppen kontrollierten Stadt Sudscha im russischen Gebiet Kursk vier Menschen getötet, als eine russische Gleitbombe in einem als Notunterkunft genutzten Schulinternat einschlug. Es war nicht möglich, die Angaben unabhängig zu überprüfen.
Ukraine erhält weitere Hilfe aus dem Ausland
In den letzten Tagen hat die Ukraine laut Selenskyj weitere Unterstützung aus dem Ausland erhalten. Er bedankte sich bei Schweden für ein Unterstützungspaket im Wert von etwa 1,16 Milliarden Euro, und betonte auch die Sicherheitshilfen aus Finnland und Kroatien.
Kämpfe in der Ostukraine dauern an
Die russischen Truppen führten weiterhin Angriffe gegen die Verteidigungslinien der Ukrainer in der Ostukraine durch. Es gab 52 registrierte Kampfhandlungen an verschiedenen Frontabschnitten, was im Vergleich zu den vorherigen Tagen ein leichtes Abflauen zeigte. Der Lagebericht des Generalstabs in Kiew nannte keinen Grund dafür. Die meisten bewaffneten Zusammenstöße fanden in dem seit Monaten hart umkämpften Gebiet bei Pokrowsk statt.