Beim Gipfel der Gruppe der sieben führenden Industrienationen (G7) wird auch der ukrainische Präsident Selenskyj erwartet. Er fordert vor dem Treffen in Kanada eine härtere Gangart gegen Russland.
Selenskyj fordert vor G7-Gipfel mehr Druck auf Russland

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor dem G7-Gipfel in Kanada die führenden Industrienationen zu mehr Druck auf Russland aufgerufen. Trotz aller Versprechungen von Kremlchef Wladimir Putin den USA und anderen Friedenswilligen gegenüber greife Russland weiter zivile Energieanlagen in der Ukraine an, sagte Selenskyj nach einem Treffen mit Militärs. «Dieser Terror wird immer heimtückischer», sagte er.
Der Präsident warf Russland vor, die derzeitige Aufmerksamkeit für den Krieg zwischen dem Iran und Israel für Angriffe auf die Ukraine zu nutzen. «Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich in Moskau jemand darauf vorbereitet, den Krieg zu beenden oder die Diplomatie ernst zu nehmen», sagte er.
Selenskyj hat angekündigt, dass Kiew auch der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA und den USA Informationen über eine russische Bedrohung der Infrastruktur für die Produktion von Kernenergie in der Ukraine übermittelt hat. Er nannte keine Einzelheiten. Es ist zynisch, dass ausgerechnet Putin versucht, sich als Vermittler im Nahen Osten zu positionieren.
Selenskyj: G7 sollen schärfere Sanktionen erwirken
Es brauche Methoden, um die Umgehung der Sanktionen zu bekämpfen, teilte Selenskyj bei Telegram mit. Die G7-Länder, zu denen auch Deutschland gehört, könnten das bewerkstelligen. Es brauche Strafmaßnahmen gegen Banken und den Finanzsektor, die Russland wirklich schmerzten. Zudem forderte Selenskyj erneut einen «richtigen Öl-Preisdeckel», der Russlands Einnahmen aus dem Verkauf von Energie schmälert.
Der ukrainische Präsident wird als Gast bei dem bis Dienstag in Kanada geplanten Treffen erwartet. Selenskyj betrachtet das Treffen als wichtige Gelegenheit, um bei den Verbündeten der Ukraine um zusätzliche militärische und finanzielle Unterstützung im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg zu werben.
Tausende russische Angriffe auf Ukraine
Trotz der bisherigen Sanktionen dauert der Krieg in Russland seit mehr als drei Jahren an. Die Anzahl der Angriffe hat sich zuletzt weiter erhöht, beklagte Selenskyj. Seit Anfang dieses Monats hat das Nachbarland etwa 2.800 Drohnen, fast 3.000 Gleitbomben und 140 Raketen und Marschflugkörper gegen die Ukraine eingesetzt. Allein in der Nacht zum Sonntag gab es 183 Angriffe mit Drohnen und 11 mit Raketen und Marschflugkörpern.
Die Angriffe richteten sich hauptsächlich gegen die Stadt Krementschuk in der zentralukrainischen Region Poltawa. Dort haben die Russen seit Beginn des Krieges einen Ölverarbeitungsbetrieb beschossen, der für die Treibstoffversorgung der ukrainischen Streitkräfte wichtig ist. Laut Behörden gab es keine Verletzten. Allerdings sprach Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft von Schäden an der Energieinfrastruktur vor Ort. Auch das russische Verteidigungsministerium berichtete über die Angriffe.