Am Mittwoch wollen sich die Ukraine und Russland wohl zum dritten Mal zu direkten Gesprächen in Istanbul treffen. Um eine Waffenruhe wird es allerdings nicht gehen.
Selenskyj kündigt Verhandlungen mit Russland für Mittwoch an
Die direkten Gespräche zwischen der Ukraine und Russland sollen laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an diesem Mittwoch in Istanbul wieder aufgenommen werden. Allerdings wird es dabei nicht um eine Waffenruhe oder ein Ende des Kriegs gehen, sagte Selenskyj bei einem Treffen mit ukrainischen Diplomaten. Kiew strebt die Rückkehr von Kriegsgefangenen und von Russland verschleppten Kindern in die Ukraine an sowie die Vorbereitung eines Treffens auf Präsidentenebene.
Es gab zunächst keine offizielle Bestätigung von russischer Seite für die neuen Gespräche, aber Moskau hatte bereits zuvor auf einen neuen Termin in Istanbul gedrängt. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass nannte den Donnerstag als Termin, unter Berufung auf eine ungenannte Quelle.
Selenskyj erwähnte in seiner Videobotschaft, dass er mit dem ukrainischen Chefunterhändler, Rustem Umjerow, über die Vorbereitungen eines Gefangenenaustausches und ein weiteres Treffen mit der russischen Seite in der Türkei gesprochen habe. Umerov teilte mit, dass das Treffen für Mittwoch geplant sei.
Selenskyj: Effektive Gespräche nur auf Ebene der Staatschefs
«Es ist allen klar, dass wirklich effektive Gespräche nur auf Ebene der Staatschefs stattfinden können», begründete Selenskyj sein Anliegen auf der Plattform X, ein Treffen auf Präsidentenebene vorzubereiten. Mitte Mai war er bereits vergeblich in Erwartung eines Treffens mit Kremlchef Wladimir Putin in die Türkei gereist.
Der Kreml hat bisher direkte Verhandlungen zwischen den Präsidenten abgelehnt mit der Begründung, dass solche Gespräche gut vorbereitet sein müssten, um Ergebnisse zu erzielen. Zunächst müssten auf unterer Ebene die erforderlichen Bedingungen geschaffen werden.
In den ersten beiden Runden direkter Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau im Mai und Juni hatten sich beide Seiten auf einen großen Gefangenenaustausch und die Rückgabe von Gefallenen geeinigt. Eine unter anderem von den USA geforderte Waffenruhe wurde jedoch bisher nicht erreicht. Selenskyj hatte am Wochenende Moskau neue Verhandlungen im Laufe der Woche vorgeschlagen.
Russland führt seit fast dreieinhalb Jahren einen zerstörerischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Moskau stellt Maximalforderungen für ein Ende der Invasion, die von Kiew kategorisch abgelehnt werden. Dazu gehören der Verzicht Kiews auf einen Nato-Beitritt und die Anerkennung der von Moskau annektierten Gebiete.
Selenskyj kündigt neue Angriffe an
Selenskyj kündigte zudem neue Angriffe auf Ziele in Russland an. «Wenn (der russische Präsident Wladimir) Putin so verrückt nach den Shahed-Drohnen und Terror ist, dann muss man ihm die Logistik nehmen», sagte Selenskyj. Dazu benötige die Ukraine auch mehr Flugabwehrsysteme, um größere Teile des Landes vor russischen Drohnen und Raketen schützen zu können.
Deutschland und Norwegen wollen Ukraine gemeinsam unterstützen
Deutschland und Norwegen planen gemeinsam, die ukrainische Luftabwehr zu stärken. Nach einem Treffen mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in Berlin erklärte der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre die Bereitschaft seines Landes, einen erheblichen finanziellen Beitrag zu leisten.
Deutschland plant, die Ukraine mit zwei zusätzlichen Patriot-Systemen zu unterstützen. Ursprünglich sollten zwei Systeme für jeweils etwa eine Milliarde Euro in den USA erworben und direkt in die Ukraine gebracht werden. Da sie jedoch nicht sofort verfügbar sind, beabsichtigt die Bundeswehr nun, vorübergehend zwei ihrer verbleibenden neun Patriots an die Ukraine zu übergeben und später Ersatz aus den USA zu erhalten.
Merz sagte, die grundsätzliche Zusage für Ersatzlieferungen sei gegeben, die Details müssten allerdings noch mit Washington ausgehandelt werden. Er sei jedoch «sehr dankbar», dass Norwegen bereit sei, für die entstehenden Kosten mit einzustehen.