Feuer gelöscht, Strahlenwerte stabil. IAEA bestätigt Vorfall, Kreml dementiert Angriff auf Atomkraftwerk.
Russische Drohne beschädigt Schutzhülle von Tschernobyl
Eine russische Drohne hat nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Schutzhülle des vor fast 40 Jahren havarierten Atomkraftwerks Tschernobyl beschädigt. Ein Feuer sei gelöscht worden und die Strahlenwerte zunächst nicht erhöht, schrieb Selenskyj bei Telegram. Die Schäden seien aber bedeutend. «Es gibt ein Land in der Welt, das solche Objekte attackieren kann, dass die Territorien von Atomkraftwerken besetzt und Kampfhandlungen führt, ohne überhaupt über die Konsequenzen nachzudenken – und das ist das heutige Russland.»
Die Bestätigung des Vorfalls erfolgte durch die Internationale Atomenergiebehörde IAEA. Gegen 1:50 Uhr Ortszeit (0:50 Uhr MEZ) hörten die internationalen Atombeobachter, die dort stationiert waren, eine Explosion am Sarkophag um den havarierten Reaktor vier. In einer Mitteilung der IAEA heißt es, dass sie dann darüber informiert wurden, dass eine Drohne die Überdachung des AKW getroffen habe.
Der Kreml hat einen russischen Angriff auf das AKW hingegen dementiert. Er kenne zwar nicht die genauen Umstände. «Ich weiß aber eins: Es kann nicht sein, dass Schläge gegen irgendwelche Objekte der atomaren Infrastruktur oder der Infrastruktur der Atomenergie geführt werden», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Daher seien alle solchen Anschuldigungen falsch. «Das russische Militär tut so etwas nicht.»
Am 26. April 1986 ereignete sich im damals sowjetischen Kernkraftwerk Tschernobyl eine Reaktorexplosion. Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl wird als der schwerste Reaktorunfall weltweit angesehen. Aufgrund der Strahlung mussten nicht nur das Kraftwerk stillgelegt, sondern auch umliegende Ortschaften evakuiert werden. Tausende Menschen erlitten bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten schwere Strahlenschäden. Ein neuer Sarkophag wurde ab 2010 mit internationaler Hilfe über dem ersten Schutzschild errichtet und offiziell im Jahr 2019 eingeweiht.
Wenig nach dem Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Angriffskriegs im Jahr 2022 besetzten russische Truppen das Gelände des AKW. Jedoch mussten sie sich später wieder zurückziehen.