Selenskyj glaubt an Schwäche Russlands, kritische Situation im Donezker Gebiet, erwartet Lieferung von Raketen für Luftabwehrsysteme.
Selenskyj: Russland kann keine Großoffensive starten
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj geht davon aus, dass Russland in seinem Angriffskrieg erst einmal keine Großoffensive mehr starten kann. «Ich glaube, dass es ihnen derzeit an der Kraft für großangelegte Offensiven mangelt», teilte Selenskyj am Abend auf der Plattform X mit und verwies darauf, dass Russland so viele Soldaten verloren habe, dass es keine starken zusätzlichen Aktionen durchführen könne.
Seine Aussagen können momentan nicht unabhängig überprüft werden. Seit über dreieinhalb Jahren führt Russland einen Angriffskrieg in der Ukraine. Sowohl die eigenen Verluste als auch die der Gegenseite werden so gut wie nie bekannt gegeben, vereinzelt genannte Zahlen werden von Experten als deutlich zu niedrig eingeschätzt.
Selenskyj sagte, Russland habe in diesem Jahr Offensivoperationen entlang vier Hauptachsen vorbereitet: Sumy, Nowopawliwka, Pokrowsk und Saporischschja. «Die Operation in Sumy ist bereits gescheitert – Russland hat schwere Verluste erlitten, insbesondere an Menschenleben, und hat Truppen an andere Fronten verlegt.» Die ukrainischen Streitkräfte hätten ihnen dort noch größere Verluste zugefügt.
Anfang August hatte der ukrainische Oberbefehlshaber Olexij Syrskyj betont, dass die Lage im ostukrainischen Donezker Gebiet besonders kritisch sei, insbesondere an den Frontabschnitten bei Pokrowsk, Dobropillja und an der Grenze zur Region Dnipropetrowsk bei Nowopawliwka.
Selenskyj rechnet mit Raketen für Luftabwehrsysteme
Selenskyj hofft darauf, dass Raketen für die Luftabwehrsysteme Patriot und Himars bald geliefert werden. Die Ukraine hat bereits über den sogenannten Nato-Mechanismus PURL («Prioritized Ukraine Requirements List») mehr als zwei Milliarden US-Dollar von ihren Partnern erhalten, wie er selbst sagte.
Im Oktober wird sein Land zusätzliche Mittel erhalten, so dass sich die Gesamtsumme auf etwa 3,6 Milliarden US-Dollar belaufen wird. Die ersten beiden Pakete im Wert von jeweils 500 Millionen US-Dollar würden neben anderen Ausrüstungen sicher auch Raketen für Patriot- und Himars-Systeme enthalten, sagte Selenskyj.
Der neue Nato-Mechanismus PURL koordiniert die Umsetzung der Lieferung von Waffen, die in den USA für Kiew beschafft, aber von Partnern der Ukraine finanziert werden.