Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

SPD will mehr Migranten beim Staat – aber keine Quote

Die SPD setzt sich für mehr Migrantinnen und Migranten beim Staat ein. Die Forderung nach einer Quote wies die Kanzler-Partei zurück. Unterstützung kommt von konservativer Seite.

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich will Migranten stärker in den öffentlichen Dienst einbinden.
Foto: Frank Molter/dpa

Die SPD plant, das Interesse von mehr Migrantinnen und Migranten an Jobs im öffentlichen Dienst zu steigern. Eine Migranten-Quote wird von den Sozialdemokraten abgelehnt, wie SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich in Kiel erklärte. Der Beamtenbund dbb, der etwa 1,3 Millionen Beamtinnen und Beamte sowie Tarifbeschäftigte im öffentlichen und privaten Dienstleistungssektor vertritt, unterstützt den Kurs der SPD in dieser Frage.

«Es geht nicht Diskriminierung», sagte Mützenich auf die Frage, ob durch verstärkte Einbindung von Migranten in den öffentlichen Dienst Deutsche ohne Migrationshintergrund nicht diskriminiert würden. «Die Ansprache, zum Beispiel von Polizistinnen und Polizisten gegenüber zugewanderten, meistens jungen Leuten, scheint mir sehr wichtig zu sein, auch um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.» Zuvor hatte die «Bild» berichtet. 

«Es geht überhaupt nicht um eine Quote»

Mützenich stellte klar: «Dabei geht es eben nicht um eine Quote.» Beim Sender Welt-TV erläuterte Mützenich: «Es geht überhaupt nicht um eine Quote, (…) sondern es geht darum, für gute Arbeit auch gute Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu finden.» Er ergänzte: «Wenn das im öffentlichen Dienst eine wichtige Frage ist, ist es auch gut, dass die Bundesinnenministerin sich darum kümmert.»

Faser will Staatsdienst diversifizieren

Gemäß dem Koalitionsvertrag engagiert sich Innenministerin Nancy Faeser für einen größeren Anteil von Migrantinnen und Migranten im öffentlichen Dienst.

Es werde Zeit, dass sich in der öffentlichen Verwaltung stärker widerspiegele, dass jede und jeder Vierte in Deutschland eine Migrationsgeschichte habe, hatte Faeser im April gesagt. Damit «Talente und Perspektiven der gesamten Gesellschaft» bei Bund, Ländern und Kommunen gestärkt werden, kündigte Faeser eine «Diversitätsstrategie» an. Derzeit wird die Umsetzung vorbereitet.

dbb: Staatsdienst soll Gesellschaft spiegeln

Unterstützung kommt vom Beamtenbund dbb. Nötig sei, «dass sich möglichst alle Bevölkerungsgruppen im öffentlichen Dienst wiederfinden und repräsentiert sind, auch Migrantinnen und Migranten», sagte dbb-Chef Ulrich Silberbach der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Quoten bei der Verbeamtung lehne sein Verband hingegen ab.

Derzeit haben etwa zwölf Prozent der Beschäftigten in der Bundesverwaltung einen Migrationshintergrund, wie die Integrationsbeauftragte Reem Alabali-Radovan (SPD) im April feststellte. In der Bevölkerung sind es doppelt so viele. Dennoch führen vielfältige Teams in der Regel zu besseren Ergebnissen.

Migranten besser bei Ausländer-Streit?

Silberbach sagte: «Die Kriterien sind hier zu Recht: Eignung, Befähigung und fachliche Leistung.» Eine stärkere Repräsentanz von Menschen mit Migrationshintergrund stärke dabei die interkulturelle Kompetenz im Team und könne in vielen Konfliktsituationen helfen. «Viele Behörden haben die eigene Nachwuchswerbung längst entsprechend angepasst», berichtete Silberbach, der seit Jahren CDU-Mitglied ist und mit dem dbb eine eher konservative Gewerkschaft im Spektrum der Gewerkschaften anführt. 

Auch Migranten wollen fair bezahlt werden

Mützenich erläuterte: «Man kann nicht einfach so im öffentlichen Dienst sein, genauso wenig wie man irgendwie in einem Unternehmen sein kann.» Man müsse dafür qualifiziert sein. Es sei gut, dass Faeser sich hier Gedanken mache. Allein gesetzlich werde man die Ziele in diesem Bereich aber nicht erreichen können. «Da kommt es letztlich auch darauf an, dass der öffentliche Dienst konkurrenzfähig ist», sagte Mützenich. 

Hintergrund hierfür sind die aufwendigen Tarifrunden, in denen Bund und Kommunen einerseits sowie die Länder anderseits mit den Gewerkschaften Verdi und dbb regelmäßig die Tarifverträge aushandeln. Dort ist ein vor allem von den Gewerkschaften angeführtes zentrales Argument: «Wir sind auf Fachkräfte angewiesen», wie nun auch Mützenich sagte.

dpa