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Starmer entlässt britischen Botschafter in Washington

Grüße an den «besten Kumpel» und freundschaftliche Mails: Die Beziehung zu Jeffrey Epstein wird dem britischen Botschafter in den USA zum Verhängnis – nur Tage vor dem Trump-Besuch in London.

Der britische Botschafter in den USA ist seinen Job los. (Archivbild)
Foto: Carl Court/PA Wire/dpa

Knapp eine Woche vor dem Staatsbesuch von US-Präsident Donald Trump hat Großbritanniens Premier Keir Starmer seinen Botschafter in Washington, Peter Mandelson, abberufen. Neue Belege beweisen nach Einschätzung des Außenministeriums, dass die «Beziehung» des Botschafters zu dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein deutlich enger gewesen sei, als bei dessen Ernennung bekannt war.

«Insbesondere Peter Mandelsons Behauptung, dass Jeffrey Epsteins erste Verurteilung falsch sei und angefochten werden müsse, ist eine neue Information», schrieb das Ministerium in London mit Blick auf E-Mails von Mandelson an Epstein. Mandelson soll dem 2019 im Gefängnis gestorbenen Finanzier kurz vor dem Haftantritt etwa geschrieben haben, dass er «sehr viel» von ihm halte. 

Seit Monaten dreht sich die Affäre um Epstein, der einst in den höchsten Kreisen verkehrte und einen Missbrauchsring betrieb, insbesondere um die Rolle von US-Präsident Trump, der eine Verwicklung energisch leugnet.

Brisante Geburtstagsschreiben an Epstein

Am Montag wurde von den Demokraten ein Album mit Geburtstagsgrüßen an Epstein veröffentlicht, das angeblich aus dem Jahr 2003 stammt. Die US-Regierung hat bestritten, dass ein Schreiben mit zweideutigen Anspielungen von Trump stammt.

Mandelson hatte dagegen am Dienstag die Echtheit eines von ihm verfassten Schreibens bestätigt und in einem In«Sun»-Interview bekräftigt, zu bereuen, jemals Kontakt zu Epstein gehabt zu haben. In dem Schreiben bezeichnete er Epstein als «besten Kumpel».

Die Freundschaft zwischen Lord Mandelson und Epstein war bekannt, schrieb die Nachrichtenagentur PA. Die neuen, von der «Sun» und Bloomberg veröffentlichten Mails zeigten aber, dass die Beziehung auch nach Bekanntwerden der Verbrechen Epsteins bestanden habe. Mandelson war Ende 2024 zum britischen Botschafter in den USA berufen worden.

Weiterer Rückschlag für Starmer

Es wird erwartet, dass der Epstein-Skandal einen großen Einfluss auf den Staatsbesuch von Trump in der nächsten Woche haben wird. Dies stellt einen weiteren schweren Rückschlag für Premierminister Starmer dar. Erst kürzlich trat seine stellvertretende Regierungschefin Angela Rayner aufgrund einer unzureichend gezahlten Steuer zurück.

 

Spitzname «Prince of Darkness»

Peter Mandelson, der vor seiner Ernennung zum Botschafter im Oberhaus war, wird als Schwergewicht der Labour-Partei angesehen. Trotz mehrerer Affären stolperte er mehrmals, schaffte es aber jedes Mal, wieder auf die Beine zu kommen.

Unter den ehemaligen Premierministern Tony Blair (1997 bis 2007) und Gordon Brown (2007 bis 2010) hatte er verschiedene Kabinettsposten inne. Zwischen 2004 und 2008 war er als Großbritanniens EU-Kommissar in Brüssel tätig.

Bereits zuvor hatte er sich den Ruf als abgekochter Kommunikationsstratege der Labour-Partei erworben, weil er mit allen Wassern gewaschen zu sein schien. Spöttisch wurde er deswegen auch als «Prince of Darkness» oder «Dark Lord» bezeichnet.

dpa