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Steinmeier besucht Kölner Keupstraße 20 Jahre nach Anschlag

Vor 20 Jahren ließen die Rechtsterroristen des NSU eine Nagelbombe in der Kölner Keupstraße explodieren. Jetzt besucht Bundespräsident Steinmeier die türkisch geprägte Straße.

«Birlikte»-Fest (türkisch für Zusammenstehen) in der Keupstraße in Köln. Am 9. Juni 2024 hatten die NSU-Terroristen Mundlos und Böhnhardt hier eine Nagelbombe gezündet.
Foto: Henning Kaiser/dpa

Genau 20 Jahre nach einem Anschlag des sogenannten «Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU)» hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Kölner Keupstraße besucht. Dort findet die Gedenkfeier «Birlikte – Zusammenstehen» statt. Steinmeier sprach mit den beiden Friseuren Hasan und Özcan Yildirim, vor deren Salon am 9. Juni 2004 ein Fahrrad mit einer Nagelbombe abgestellt worden war. Die Bombe verletzte 22 Menschen, einige davon schwer. Die Polizei ermittelte danach jahrelang in der türkischen Community. Erst sieben Jahre nach dem Anschlag wurde deutlich, dass die NSU-Rechtsterroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt den Anschlag begangen hatten.

Wüst bittet um Entschuldigung

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat die Bewohner der Kölner Keupstraße, die nach einem rechtsextremistischen Anschlag vor 20 Jahren zunächst als Täter verdächtigt worden waren, um Entschuldigung gebeten. Wüst sagte bei der Gedenkfeier zum 20. Jahrestag des NSU-Anschlags, ihn erfülle das damalige Geschehen mit Scham. «Es ist die wichtigste Aufgabe eines Staates, Menschen zu schützen. Vor 20 Jahren hat unser Staat gleich doppelt versagt.» 

Er habe den Anschlag, bei dem 22 Menschen teils schwer verletzt worden seien, nicht verhindert und danach die Opfer als Täter verdächtigt. «Als Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen richte ich mich deshalb an alle, denen so lange nicht geglaubt wurde und die ins Visier der Ermittler gerieten, obwohl sie selber Opfer waren. Ich bitte Sie um Entschuldigung», sagte Wüst. 

Gedenkfeier verzögerte sich wegen Sicherheitsüberprüfung

Die Gedenkfeier in der Keupstraße, die von türkischen Restaurants und Geschäften geprägt ist, wurde am Sonntag aufgrund einer Sicherheitsüberprüfung um mehr als eine Stunde verzögert. Ein Polizeisprecher erklärte, dass ein Sprengstoffhund an einem Hydranten angeschlagen hatte. Daraufhin wurde der Bereich abgesperrt. Trotz einer Überprüfung wurde nichts gefunden. An der Gedenkfeier nahmen auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) teil, dessen Wahlkreis die Keupstraße ist.

Der NSU beging ab dem Jahr 2000 unbemerkt zehn Morde in ganz Deutschland. Die Opfer waren neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine Polizistin. Neben Mundlos und Böhnhardt gehörte auch Beate Zschäpe zu den Tätern, die 2018 vom Münchner Oberlandesgericht zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.

dpa