Im Mai sind die ersten Fälle von Affenpocken in Deutschland aufgetreten. Nun reagiert die Ständige Impfkommission auf die Ausbreitung – und rät zur Impfung.
Stiko empfiehlt Affenpocken-Impfung
Erwachsene, die engeren Kontakt mit einem Affenpocken-Infizierten hatten oder ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben, sollen nach dem Willen der Ständigen Impfkommission (Stiko) künftig eine Impfung gegen Affenpocken erhalten.
Das teilte die Stiko am Donnerstag mit. Der Beschlussentwurf der Empfehlung muss nun noch in ein sogenanntes Stellungnahmeverfahren mit den Bundesländern und beteiligten Fachkreisen, ist also noch keine endgültige Empfehlung.
RKI: 113 Fälle von Affenpocken in Deutschland
Rund drei Wochen nach dem ersten Nachweis von Affenpocken hierzulande ist die Zahl der beim Robert Koch-Institut (RKI) erfassten Infektionen auf 113 gestiegen.
«Alle dem RKI übermittelten Fälle in Deutschland sind Männer», teilt eine Sprecherin des Instituts auf Anfrage mit. Am Tag zuvor waren dem RKI bundesweit 80 Fälle bekannt gewesen.
Die meisten Ansteckungen verzeichnet Berlin
Ein großer Teil der gemeldeten Ansteckungen geht auf die Hauptstadt zurück: Die Berliner Gesundheitsverwaltung wies mit Stand Dienstagabend 72 Betroffene aus, von denen 13 im Krankenhaus behandelt würden.
Deutschland scheint bisherigen Daten zufolge neben Ländern wie Großbritannien, Spanien und Portugal zu den europäischen Ländern mit besonders vielen Virus-Nachweisen zu zählen.
Viele Affenpockenfälle in früher nicht betroffenen Ländern
Die Zahl der gemeldeten Affenpocken-Fälle in bislang nicht betroffenen Ländern ist seit Mai auf mehr als 1000 gestiegen. Das sagte der Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus. Für Deutschland meldete das Robert Koch-Institut (RKI) 113 Ansteckungen.
Mehrzahl der Betroffenen sind Männer
Nach Angaben der WHO ist nicht klar, ob eine Infektion – anders als bei den 1980 ausgerotteten Pocken – lebenslange Immunität gibt. Es seien aus Afrika Fälle bekannt, in denen sich Menschen nach einer Genesung erneut infiziert hätten, sagte die Affenpocken-Expertin Rosamund Lewis.
Inzwischen würden einzelne Infektionen bei Frauen gemeldet, die Mehrzahl betreffe aber Männer, die Sex mit Männern haben. Wichtig sei, dass sich Betroffene bei Anzeichen von Symptomen isolieren und auch Kontakt zu Familienmitgliedern meiden. Das Virus wird meist durch Körperkontakt übertragen.
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WHO geht von genügend Impfstoff aus
Die WHO prüft zur Zeit, wie viel Impfstoff gegen Pocken weltweit vorhanden ist. Länder hätten immer Vorräte gehabt, um sich gegen einen möglichen neuen Ausbruch zu wappnen. Weil es sich um dieselbe Virenfamilie handelt, ist dieser Impfstoff nach WHO-Angaben auch gegen Affenpocken effektiv.
Die Organisation geht davon aus, dass genügend Impfstoff vorhanden ist, um die jetzigen Ausbrüche einzudämmen. Mehr Impfstoff sei aber nötig, sollte die Zahl der Fälle stark steigen, sagte WHO-Expertin Sylvie Briand. Die WHO sei mit Impfstoffherstellern im Gespräch über Kapazitäten. Affenpocken gelten als weniger schwere Erkrankung als Pocken.
WHO-Chef Tedros erinnerte daran, dass der erste Fall von Affenpocken bei einem Menschen bereits 1970 in Afrika nachgewiesen wurde und die Erreger dort schon lange zirkulieren. Auf dem Kontinent hätten sich seit Anfang des Jahres mehr als 1400 Menschen infiziert und 66 seien gestorben. «Es ist bedauerliches Spiegelbild der Welt, in der wir leben, dass die internationale Gemeinschaft den Affenpocken erst jetzt Aufmerksamkeit schenkt, weil sie in Ländern mit hohem Einkommen aufgetreten sind».