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Massenproteste in Frankreich gegen Sparmaßnahmen

Etliche Menschen legten die Arbeit nieder, Apotheken und Schulen waren betroffen. Protest richtet sich gegen drohende Sparpläne und hohe Staatsschulden.

In zahlreichen Städten Frankreichs haben Menschen protestiert.
Foto: Aurelien Morissard/AP/dpa

Hunderttausende Menschen haben in Frankreich gegen mögliche Sparmaßnahmen in dem hoch verschuldeten Land protestiert. Laut Angaben des Innenministeriums beteiligten sich gut 500.000 Menschen landesweit an den Demonstrationen. Die Gewerkschaft CGT sprach von über einer Million Demonstranten. Vorher hatten die Behörden mit etwa 700.000 bis 800.000 Teilnehmern gerechnet.

Viele Menschen in Frankreich haben die Arbeit aus Protest niedergelegt. Viele Apotheken blieben aufgrund des Streiks geschlossen, Lehrer fehlten in den Schulen, und es kam zu Ausfällen und Verzögerungen bei Bussen und Bahnen.

Besonders am Vormittag gab es in verschiedenen Landesteilen Blockaden – zum Beispiel an Busdepots, Verkehrsachsen und weiterführenden Schulen. Kurzzeitig drangen Dutzende Demonstranten in den Hof des Wirtschaftsministeriums ein. Insgesamt wurden mehr als 180 Personen im ganzen Land festgenommen, etwa 30 davon in Paris.

Straße will Druck auf neuen Premier machen

Der Streik richtet sich gegen Sparmaßnahmen, die auf die Menschen in Frankreich zukommen könnten. Das Land hat mit 114 Prozent gemessen an der Wirtschaftsleistung die dritthöchste Schuldenquote in der EU nach Griechenland und Italien. In absoluten Zahlen beträgt der Schuldenberg Frankreichs rund 3.300 Milliarden Euro, der höchste in der Eurozone. Die Staatsausgaben gehören ebenfalls zu den höchsten in Europa. Das Haushaltsdefizit betrug zuletzt 5,8 Prozent. Die EU hat bereits im Juli 2024 ein Defizitverfahren gegen Frankreich eröffnet.

Ein breites Bündnis von Gewerkschaften rief zu dem Streik auf. Die Gewerkschaften betrachten die Sparpläne der mittlerweile zurückgetretenen Regierung als brutal. Sie bemängelten, dass vor allem Arbeiter, Rentner, Kranke und Menschen in prekären Verhältnissen unter den Kürzungen leiden würden. Besonders stark kritisiert wurde der Vorschlag, zwei Feiertage zu streichen. Der neue Premierminister Frankreichs, Sébastien Lecornu, kündigte an, diesen Plan nicht umzusetzen.

Derzeit berät Lecornu über einen neuen Sparhaushalt. Es ist noch unklar, wo der neue Regierungschef Einsparungen vornehmen möchte. Die Demonstranten versuchen auch, Druck auf ihn auszuüben.

dpa