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Streit in Italien um Leihmutter-Verbot

In Italien soll jetzt auch bestraft werden, wer ein Kind durch eine andere Frau im Ausland austragen lässt. Ärzte wehren sich vehement dagegen, Patienten nun bei der Staatsanwaltschaft zu melden.

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und ihr Vize Matteo Salvini wollen das neue Gesetz durchsetzen. (Foto: Archiv)
Foto: Roberto Monaldo/LaPresse via ZUMA Press/dpa

In Italien gibt es Streit wegen eines neuen Gesetzes, das auch verbietet, von Leihmüttern im Ausland Kinder austragen zu lassen. Die Ärzteschaft wies Forderungen der Rechtsregierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, solche Fälle aus dem Ausland bei den italienischen Behörden künftig gleich zu melden, als Aufruf zur «Denunziation» zurück. Häufig geht es dabei um Leihmutterschaften in Ländern wie der Ukraine oder Georgien.

In Italien wurde bereits im Jahr 2004 das kommerzielle Austragen von Kindern durch fremde Mütter verboten. Das Parlament hat letzte Woche ein Gesetz verabschiedet, das auch Strafen für italienische Paare vorsieht, die Frauen im Ausland für solche Dienste in Anspruch nehmen. Künftig drohen bis zu zwei Jahre Haft und eine Geldstrafe von bis zu einer Million Euro, so die Mehrheit der seit zwei Jahren amtierenden Rechts-Koalition.

Familienministerin fordert Ärzte zum Gang zur Staatsanwaltschaft auf

Die Allianz aus drei rechten und konservativen Parteien rechtfertigt das Verbot mit dem Ziel, die traditionelle Familie besser zu schützen. Kritiker sehen hingegen die Einschränkung für homosexuelle oder unfruchtbare Paare, eigene Kinder zu bekommen. Daher gab es bereits in der vergangenen Woche Protest gegen den Beschluss.

Für neue Aufregung sorgte nun Familienministerin Eugenia Roccella. Die Abgeordnete von Melonis Rechtspartei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) sagte dem TV-Sender La7: «Ein Beamter – und auch ein Arzt – ist verpflichtet, Fälle von vermuteten Verstößen gegen das Leihmutterschaftsgesetz der Staatsanwaltschaft zu melden.» Für sie gebe es «keinen Unterschied» zwischen Leihmutterschaften sowie dem Kauf oder Verkauf eines Kindes, was überall auf der Welt ein Verbrechen sei. Andere Fratelli-Politiker hatten zuvor geäußert, Leihmutterschaften seien «schlimmer als Pädophilie».

Ärzte: «Unsere Aufgabe ist es zu heilen, nicht zu denunzieren»

Der Präsident des italienischen Ärzteverbandes Fnomceo, Filippo Anelli, wies die Aufforderung der Ministerin zurück. «Unsere Aufgabe ist es zu heilen, nicht zu denunzieren», sagte der Mediziner. Anelli verwies auf den medizinischen Ehrenkodex und auch auf das italienische Strafgesetzbuch, wonach ein Arzt von einer Meldepflicht befreit sei, wenn eine solche Meldung den Patienten einem Strafverfahren aussetzen würde.

In Deutschland ist die Leihmutterschaft, ebenso wie die Vermittlung, verboten, während sie in anderen Ländern erlaubt ist. In Italien nutzen pro Jahr etwa 250 Paare die Dienste ausländischer Leihmütter. Dabei handelt es sich hauptsächlich um heterosexuelle Beziehungen.

dpa