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Israel und Hamas finden Lösung im Gaza-Streit

Die geplante Entlassung palästinensischer Häftlinge soll zeitgleich mit der Übergabe weiterer Leichen israelischer Geiseln erfolgen.

Viele Palästinenser leben im Gazastreifen in Zelten, die kaum Schutz gegen Kälte bieten. (Archivbild)
Foto: Abed Rahim Khatib/dpa

Israel und die Hamas haben laut Angaben der Islamisten und israelischer Medien eine Lösung im Streit um die Fortführung des Gaza-Abkommens gefunden. Die geplante Freilassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen, die Israel vor einigen Tagen ausgesetzt hatte, soll gleichzeitig mit der Übergabe weiterer Leichen israelischer Geiseln erfolgen, teilte die Hamas mit. Einen genauen Zeitpunkt wurde nicht genannt. Es gab zunächst keine offizielle Bestätigung aus Israel. Allerdings zitierten israelische Medien Beamte, die angaben, dass der Austausch der Leichen gegen die palästinensischen Häftlinge am Mittwoch über Ägypten stattfinden soll.

Israel hat in der Nacht zum Sonntag bekannt gegeben, dass die Freilassung palästinensischer Häftlinge gemäß dem Waffenstillstandsabkommen mit der Hamas vorerst ausgesetzt wird. Bevor dieser Vorgang fortgesetzt werden kann, muss die palästinensische Terrororganisation zusichern, auf die demütigenden Zeremonien bei der Freilassung israelischer Geiseln zu verzichten. Davon betroffen sind 602 palästinensische Häftlinge, die eigentlich am Samstag im Austausch für sechs israelische Geiseln freigelassen werden sollten.

Die Verhandlungen über die Waffenruhe im Gaza-Krieg sind aufgrund von Meinungsverschiedenheiten ins Stocken geraten. Die Hamas forderte, dass die Gefangenen freigelassen werden, bevor weitere Gespräche geführt werden. Die vier Leichen, die übergeben werden sollen, waren ursprünglich für nächsten Donnerstag im Rahmen der ersten Phase des Abkommens mit Israel geplant.

Deutsch-israelische Mutter und Kinder werden beigesetzt

Am Mittwoch sollen in Israel auch eine Mutter und ihre beiden kleinen Söhne beigesetzt werden, die in Geiselhaft der Hamas getötet wurden und alle die deutsche Staatsangehörigkeit hatten. Die Zeremonie der Familie Bibas soll privat bleiben. Allerdings hat die Familie dazu aufgerufen, vorher an einem Trauerzug teilzunehmen, um die drei auf ihrem letzten Weg zu begleiten, wie das Forum der Geisel-Angehörigen mitteilte. Es wird erwartet, dass am Morgen Tausende von Menschen an dem Trauermarsch teilnehmen.

Nach einer forensischen Untersuchung der Leichen teilte die israelische Armee mit, dass die beiden kleinen Jungs Kfir und Ariel im November 2023 von ihren Entführern brutal ermordet wurden. Nach Darstellung der Hamas wurden sie hingegen bei einem israelischen Luftangriff getötet. Kfir war zum Zeitpunkt seiner Entführung und seines Todes noch ein Baby, sein Bruder Ariel war vier Jahre alt.

Die Kinder und ihre Mutter wurden zu Symbolen für das Grauen des Massakers vom 7. Oktober 2023 im Süden Israels, bei dem 1200 Menschen getötet und 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen entführt wurden. Der beispiellose Terrorakt löste den Gaza-Krieg aus, in dem Zehntausende Palästinenser getötet wurden.

Oppositionsführer: Ägypten Verantwortung für Gaza geben

In der Zwischenzeit hat der israelische Oppositionsführer Jair Lapid eigenen Angaben zufolge in den USA einen Plan für die Zukunft des Gazastreifens vorgestellt. Das Nachbarland Ägypten solle für 15 Jahre die Verwaltung des Gebiets übernehmen, teilte Lapid auf der Plattform X mit. In dieser Zeit soll nach dem Willen des Politikers die gemäßigte Autonomiebehörde von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Westjordanland bedeutende Reformen durchsetzen, um dann die Kontrolle über den Gazastreifen wieder zu übernehmen. Die islamistische Hamas hatte 2007 die Macht in dem Küstengebiet übernommen und gewaltsam die Autonomiebehörde von dort vertrieben.

Israels Regierung, die bislang keinen Plan für die Zukunft des Gazastreifens vorgelegt hat, äußerte sich zunächst nicht zu Lapids Vorschlag. Sie hatte zuvor lediglich große Sympathien für den vagen Plan von US-Präsident Donald Trump gezeigt, alle Palästinenser aus dem Gazastreifen in andere arabische Staaten «umzusiedeln» und das zerstörte Küstengebiet unter Kontrolle der USA in eine wirtschaftlich florierende «Riviera des Nahen Ostens» zu verwandeln.

Auch Ägypten hat zunächst keine offizielle Stellungnahme zu Lapids Vorschlag abgegeben. Der Oppositionspolitiker ist der Meinung, dass dem arabischen Land im Austausch Auslandsschulden erlassen werden sollen.

Israelische Angriffe im Libanon und in Syrien

Israels Armee meldete am Abend einen Angriff auf Mitglieder der mit der Hamas verbündeten Hisbollah-Miliz im Osten des Libanons. Sie seien in einem Lager für strategische Waffen tätig gewesen, was einen «eklatanten Verstoß gegen die Waffenruhe-Absprachen zwischen Israel und dem Libanon» bedeute. Laut dem libanesischen Gesundheitsministerium gab es zwei Tote bei dem Drohnenangriff.

Auch aus Syrien wurden israelische Luftangriffe gemeldet. Laut Israels Armee wurden militärische Ziele getroffen. «Wir werden nicht zulassen, dass Südsyrien zum Südlibanon wird», sagte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz. Jeder Versuch syrischer Regierungskräfte oder Terrororganisationen, sich in der Pufferzone festzusetzen, werde mit Beschuss beantwortet. Israel verlegte eigene Truppen in das Gebiet zwischen den von Israel besetzten syrischen Golanhöhen und dem Rest Syriens.

Berichte: US-Sondergesandter verschiebt Besuch

Mehrere israelische Medien berichteten, dass der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, seine für Mittwoch geplante Reise in die Region verschieben werde. Es hieß, er wolle unter anderem den Weg für die nächste Runde der indirekten Gespräche zwischen Israel und der Hamas ebnen. Sein Besuch könnte daher in der kommenden Woche nachgeholt werden. Das Weiße Haus wollte die Berichte nicht kommentieren.

dpa