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Deutsche Bevölkerung fordert Ausbau der Verteidigungsfähigkeit – Studie zeigt breite Unterstützung und Bedenken

Mehrheit der Deutschen befürwortet Investitionen in die Verteidigung, aber Zweifel an Fortschritt bei der Bundeswehr und Sorge um Sicherheit bleiben bestehen.

57 Prozent der Befragten befürworten die Absicht, zwei Prozent oder mehr des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung Deutschlands zu investieren.
Foto: Philipp Schulze/dpa

Die Ampel-Koalition kann sich bei Entscheidungen für einen Ausbau der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands auf eine satte Mehrheit in der Bevölkerung stützen. Nach einer Studie der Unternehmensberatung PwC unterstützen 68 Prozent der Deutschen dieses Vorhaben, 63 Prozent finden allerdings auch, dass die im März 2022 von Kanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigte «Zeitenwende» noch nicht bei der Bundeswehr angekommen sei. Die dafür nötigen Investitionen hält die Mehrheit für notwendig: 57 Prozent befürworten die Absicht, zwei Prozent oder mehr des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung zu investieren. 31 Prozent sehen dies kritisch.

In ihrer Studie bezieht sich PwC auf eine repräsentative Umfrage von jeweils 500 Männern und Frauen im Alter von 18 bis 65 Jahren am 9. und 10. Januar. Die Ergebnisse, die an eine Untersuchung von 2022 anknüpfen, wurden der dpa in Berlin übermittelt.

«In der Befragung vom Sommer 2022 konnten wir feststellen, wie sehr die Bevölkerung unter dem Schock des russischen Überfalls auf die Ukraine stand, und wie deutlich sich ein Sinneswandel in Verteidigungsfragen vollzog. Die Ergebnisse aus 2024 unterstreichen, dass die Menschen noch immer in großer Sorge sind und mehr Anstrengungen zur Stärkung der Sicherheit wünschen», erklärte Wolfgang Zink, der bei PwC in Deutschland zum Autorenteam der Studie gehört.

Weniger als die Hälfte nimmt Bundeswehr positiv wahr

Insgesamt sind 58 Prozent der Meinung, dass der Ausbau der Truppenpräsenz an der Nato-Ostflanke, insbesondere mit der geplanten deutschen Kampfbrigade in Litauen, eher notwendig ist. Wenn es um ihre Einstellung zur Bundeswehr geht, äußerten sich jedoch nur noch 45,5 Prozent der Befragten positiv. Im Jahr 2022 hatten noch 54 Prozent eine positive Wahrnehmung der Bundeswehr.

Die Deutschen sind skeptisch, ob sich die Ukraine mit der Unterstützung des Westens erfolgreich gegen Russland behaupten kann: 39 Prozent sehen Chancen. 48 Prozent betrachten die langfristige Widerstandsfähigkeit der Ukraine eher skeptisch.

Die Befragten sind sehr skeptisch, ob die Nato und der Westen ihre Abschreckungspolitik gegenüber Russland fortsetzen würden, wenn Donald Trump erneut zum US-Präsidenten gewählt wird. Nur 7 Prozent halten die USA in dieser Hinsicht für verlässlich, 15,4 Prozent haben immerhin ein eher großes Vertrauen. Eine klare Mehrheit von 59,1 Prozent geht davon aus, dass die USA unter einer Präsidentschaft von Trump ihr Engagement für die Ukraine reduzieren würden.

Sicherheitslage auch in Deutschland verschärft?

Außerdem sind laut Umfrage 69,5 Prozent der Deutschen der Meinung, dass sich die Sicherheitslage in Deutschland aufgrund des Kriegs im Nahen Osten verschärft hat. Dies zeigt sich beispielsweise durch Ausschreitungen während Demonstrationen, durch Antisemitismus oder durch islamistische Anschläge. Etwa die Hälfte der Deutschen (52,1 Prozent) fühlt sich nicht ausreichend von den Sicherheitsbehörden geschützt. 38,3 Prozent empfinden den Schutz tendenziell als ausreichend.

Eine große Mehrheit von 76,2 Prozent ist außerdem der Meinung, dass Deutschland bereits heute mit der Zuwanderung in den aktuellen Ausmaßen (tendenziell) überfordert ist. 81 Prozent sind dafür, die illegale Migration stärker einzudämmen; 11,5 Prozent sind dagegen. Entsprechend unterstützen 76,5 Prozent verschärfte Kontrollen an den EU-Grenzen, um so illegale Einreisende und potenzielle Terroristen abzuwehren. 14,2 Prozent der Befragten sind eher oder eindeutig gegen mehr Kontrollen.

dpa