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Suche nach «Running Mate»: Wer wird an Trumps Seite kämpfen?

Trump teilt nicht gerne Ruhm und Aufmerksamkeit. Als Präsidentschaftskandidat braucht er aber eine Nummer Zwei. An möglichen Kandidaten und Kandidatinnen mangelt es nicht.

US-Wahlkampf: Wer geht an der Seite von Donald Trump ins Rennen?
Foto: Jeff Dean/AP/dpa

Zwei ältere unbeliebte Männer kämpfen um das Weiße Haus: Der republikanische Ex-Präsident Donald Trump und der demokratische Amtsinhaber Joe Biden treten bei der Präsidentenwahl im November gegeneinander an. Derzeit sieht es nach einem engen Rennen aus. Früher hatte die Auswahl des Vizekandidaten wenig Einfluss auf die Wahl. Aber in diesem Jahr könnte es anders sein. Aufgrund des hohen Alters der beiden Kandidaten steht der Vizepräsident besonders im Rampenlicht – er oder sie würde im Falle des Todes nachrücken. Es ist also nicht unwichtig, wer es sein wird.

Der 81-jährige Biden setzt weiterhin auf seine Vize Kamala Harris als sogenannte Running Mate, die ebenfalls niedrige Beliebtheitswerte hat. Der 77-jährige Trump hat sich noch nicht entschieden. Seit Monaten kursieren verschiedene Namen, wen Trump als seinen Partner holen könnte. Es ist unklar, ob er dabei strategisch vorgeht oder sich lieber für jemanden entscheidet, der absolut loyal hinter ihm steht.

Im Jahr 2016 entschied er sich für Mike Pence, der vor allem bei religiösen Wählern Anklang finden sollte. Pence unterstützte seinen Chef vier Jahre lang loyal. Erst als Pence sich weigerte, Trump 2021 entgegen dem Wahlergebnis im Kongress zur Präsidentschaft zu verhelfen, wurden sie zu Gegnern. Wird Trump sich noch einmal für jemanden entscheiden, der ihn im Zweifelsfall verraten könnte?

Experten gehen davon aus, dass Trump wahrscheinlich nicht jemanden auswählen wird, der wie er ein weißer alter Mann ist. Trump ist vor allem bei weißen, älteren, sehr konservativen Wählern mit niedrigerem Bildungsabschluss beliebt. Der Republikaner könnte versuchen, People of Color mit seinem Running Mate anzusprechen. Das sind Menschen, die nicht als weiß wahrgenommen werden und Rassismuserfahrungen gemacht haben. Doch auch einige gemäßigte Frauen aus den Vorstädten hat Trump mit seiner aggressiven Rhetorik abgeschreckt – sie bilden eine wichtige Wählergruppe. Wer sind die potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten?

Mögliche Kandidatinnen und Kandidaten

Die Naheliegende – Elise Stefanik: Die 39-jährige Kongressabgeordnete aus dem US-Bundesstaat New York gehört der Führung ihrer Fraktion an. 2014 war sie mit damals 30 Jahren die jüngste Frau, die ins Repräsentantenhaus gewählt wurde. Einst zählte Stefanik zu den eher moderateren Mitgliedern der Partei. Davon kann jetzt keine Rede mehr sein. Stefanik sagt, dass sie das Ergebnis der Präsidentenwahl 2020 im Kongress nicht bestätigt hätte, um so Joe Biden als US-Präsidenten zu verhindern, wäre sie damals Vize-Präsidentin gewesen. In der Partei gilt sie als junges Talent.

Tim Scott, ein 58-jähriger Kongressabgeordneter aus South Carolina, war einer der republikanischen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl. Obwohl er ein evangelikaler Christ ist, entschied er sich letztendlich, Trump zu unterstützen und lobte den ehemaligen Präsidenten öffentlich. Trump revanchierte sich und lobte den schwarzen Politiker regelmäßig. Scott erfreut sich besonders großer Beliebtheit bei religiösen konservativen Wählern. Früher gab er an, noch Jungfrau zu sein, aber mittlerweile hat er seine Verlobte der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Pressesprecherin – Sarah Huckabee Sanders: Die konservative Gouverneurin von Arkansas ist eine treue Verbündete von Trump. Sie hat seine Politik als Sprecherin im Weißen Haus energisch vertreten und sich landesweit einen Namen gemacht. Die heute 41-Jährige geriet damals mehrmals heftig mit der Presse aneinander und stellte schließlich die regulären Pressekonferenzen fast vollständig ein. Sie erfreut sich besonders großer Beliebtheit bei konservativen Anhängern.

Die ehemalige TV-Journalistin Kari Lake wollte 2022 Gouverneurin von Arizona werden, verlor jedoch. Bis heute gibt sie die Niederlage nicht zu und fällt stattdessen durch Lügen und scharfe Rhetorik auf. Die 54-Jährige ist uneingeschränkt loyal gegenüber Trump und plant nun, für die Republikaner in den Senat zu gehen. Bisher hat sie jedoch nicht bewiesen, dass sie Wahlen gewinnen kann.

Die Seitenwechslerin – Tulsi Gabbard: Die 42-Jährige strebte 2020 die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten an, konnte jedoch nicht die Nominierung sichern. Die ehemalige Soldatin aus Hawaii musste damals Vorwürfe abwehren, dass ihre Kandidatur von Russland unterstützt werde. Inzwischen hat sie die Seiten gewechselt und unterstützt entschlossen Trump. Der in Amerikanisch-Samoa geborenen Politikerin wirft sie den Demokraten Kriegstreiberei vor.

Die Abtreibungsgegnerin – Kristi Noem: Die 52-Jährige ist Gouverneurin von South Dakota. Nach dem Ende des Rechts auf Abtreibung in den USA erregte sie mit einem TV-Interview Aufsehen. «Jedes einzelne Leben ist kostbar», entgegnete die Republikanerin auf die Frage, ob ein minderjähriges Vergewaltigungsopfer das Kind bekommen müsse. «Ich glaube nicht, dass eine tragische Situation durch eine weitere Tragödie fortgeführt werden sollte.» Mit ihrer harten Linie bei Abtreibungen können die Republikaner nicht unbedingt bei Gemäßigteren punkten. 

Der Scharfmacher – Vivek Ramaswamy: Der 38-jährige Unternehmer wollte auch für die Republikaner ins Weiße Haus einziehen. Bei den TV-Debatten der Präsidentschaftsanwärter log er, dass sich die Balken bogen, und teilte besonders derbe gegen seine Konkurrentin Nikki Haley aus, die irgendwann erwiderte: «Du bist einfach Abschaum.» Ramaswamy stieg nach der ersten Vorwahl in Iowa im Januar aus dem Rennen aus und stellte sich sofort hinter Trump. Der Sohn indischer Einwanderer wirbt damit, kein klassischer Politiker zu sein. Bei Trump, der selbst einst als Politik-Außenseiter seinen Wahlkampf begann, könnte das gut ankommen. 

Marjorie Taylor Greene, die 49-jährige aus dem Bundesstaat Georgia, ist seit 2021 im Kongress und bekannt für harsche Rhetorik und die Verbreitung von Verschwörungstheorien. Die Ultrarechte provoziert kontinuierlich. Obwohl sie früher eine Außenseiterin in ihrer Fraktion war, zählt sie heute zu den führenden Gesichtern der Republikaner im Repräsentantenhaus. In Bezug auf aggressive Rhetorik steht sie Trump in nichts nach – sie könnte potenziell gemäßigtere Wählerinnen und Wähler eher abschrecken.

Der Autor – J.D. Vance: Einst feierte Vance mit seinen Memoiren «Hillbilly-Elegie» Erfolge. Der Bestseller gibt Einblick in eine Schicht, die 2016 den Wahlsieg Trumps mit ermöglicht hat. Heute sitzt der 39 Jahre alte Autor für den Bundesstaat Ohio im Senat. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar trat er als Sprachrohr Trumps auf und forderte vor allem von Deutschland, mehr in seine Streitkräfte zu investieren. In der breiten amerikanischen Öffentlichkeit dürfte er allerdings nicht allzu bekannt sein. 

Nikki Haley, die Ex-Konkurrentin von Trump, war lange Zeit die einzige verbliebene Gegnerin im Rennen um die Kandidatur. Nach ihrem schlechten Abschneiden am Super Tuesday gab die ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen schließlich auf. Die 52-Jährige kritisierte zuletzt Trump scharf und hat sich damit in seinem Lager sehr unbeliebt gemacht. Im Wahlkampf hat sie bisher nicht öffentlich Trump unterstützt. Obwohl sie eine gemäßigtere Wählerschaft ansprechen könnte, würde eine Rolle als Trumps Running Mate auch ihre eigenen Anhänger verärgern.

Der Etablierte – Greg Abbott: Der 66 Jahre alte Gouverneur von Texas ist ein Hardliner. Insbesondere mit seiner Politik an der US-Südgrenze zu Mexiko ist der Republikaner, der im Rollstuhl sitzt, zuletzt auf Konfrontation zur Biden-Regierung gegangen und hat gemeinsam mit Trump agiert. Auf nationaler Ebene könnte er zu farblos wirken.

Der Unwahrscheinliche – Ron DeSantis: DeSantis und Trump waren erbitterte Gegner, als der 45-jährige Gouverneur noch Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden wollte. Mittlerweile hat DeSantis hingeworfen und sich hinter Trump gestellt. Das Verhältnis zwischen Trump und DeSantis dürfte nach den vielen Beleidigungen, die sich beiden an den Kopf geworfen haben, nicht das allerbeste sein. DeSantis hat auch bereits gesagt, er wolle nicht Trumps Vize sein. Sein Name kursiert dennoch. Es ist aber schwer vorstellbar, dass Trump und DeSantis sich noch mal zusammenraufen.

Der Joker – XXX: Trump ist unberechenbar. Es ist möglich, dass er sich für jemanden entscheidet, den niemand wirklich im Blick hat – und alle überrascht.

dpa