Syriens Machthaber verlässt Hauptstadt, Rebellen dringen ein und befreien Häftlinge aus Gefängnis.
Assad verlässt Damaskus – Rebellen starten Offensive
Syriens Präsident Baschar al-Assad hat die Hauptstadt Damaskus mit unbekanntem Ziel verlassen. Das bestätigte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel-Rahman, der Deutschen Presse-Agentur am frühen Morgen unter Berufung auf syrische Offiziere in Damaskus.
Vorher hatten die Rebellen ihre Offensive auf Damaskus gestartet. Die Aufständischen seien in die Hauptstadt eingedrungen, sagte Abdel-Rahman. Auch die Rebellen bestätigten den Beginn der Offensive. Sie drangen eigenen Angaben zufolge auch in ein berüchtigtes Gefängnis ein und befreiten Häftlinge.
Am 27. November erlebte der Bürgerkrieg in Syrien mit der Offensive der Islamisten-Allianz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) eine plötzliche Eskalation. Innerhalb kurzer Zeit eroberten die Rebellen viele Orte, darunter Aleppo und Hama, größtenteils ohne Gegenwehr. Das Bündnis hat das Ziel, die syrische Regierung zu stürzen.
Der Bürgerkrieg in Syrien begann 2011 mit Protesten gegen die Regierung. Die Gewaltspirale führte zu einem Bürgerkrieg mit internationaler Beteiligung, in dem Russland, der Iran, die Türkei und die USA eigene Interessen verfolgen. Etwa 14 Millionen Menschen wurden vertrieben. Nach Schätzungen der UN sind bisher mehr als 300.000 Zivilisten ums Leben gekommen. Eine politische Lösung zeichnete sich bis zuletzt nicht ab.
Assad hatte vor mehr als zwei Jahrzehnten im Alter von 34 Jahren die Macht in Syrien übernommen, nachdem sein Vater Hafis al-Assad, der das Land jahrzehntelang autoritär regiert hatte, gestorben war. Zunächst weckte Assad, der in England studiert hatte, Hoffnungen auf einen neuen Kurs. Doch die anfängliche Euphorie des sogenannten «Damaszener Frühlings», der kurze Zeit offenere Diskussionen erlaubte, wich bald der Rückkehr autoritärer Repression.