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Terror in Sydney: Falschnachrichten statt Fakten

Nach dem Blutbad am Bondi Beach ist noch vieles unklar. Solche Situationen nutzen Menschen in sozialen Netzwerken, um Verschwörungsmythen zu verbreiten.

In Australien herrscht am Tag nach dem verheerenden Anschlag tiefer Schock.
Foto: Mark Baker/AAP/dpa

Die Unwissenheit unmittelbar nach Terroranschlägen führt immer wieder zur Verbreitung von Verschwörungstheorien. Nach dem Angriff auf ein jüdisches Fest in Sydney mit bisher 16 Toten werden in sozialen Netzwerken Behauptungen geteilt, die sich unter anderem um den Namen eines Helden, ein angebliches Freudenfeuerwerk von Muslimen und eine vermeintliche Verwicklung des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad drehen.

Solche Fakes sind für Experten nicht ungewöhnlich: „Es ist viel einfacher, falsche Informationen zu verbreiten, als darauf zu warten, dass zuverlässige Quellen darüber berichten“, sagt Nathan Ruser, Analyst am Australian Strategic Policy Institute, aktuell der australischen Zeitung «Financial Review». Was wirklich stimmt, klärt dieser Faktencheck.

Behauptung: Held von Sydney hat keinen arabischen Namen

Das ist nicht korrekt. Während des Angriffs zeigte der Passant Ahmed Al Ahmed außergewöhnliche Zivilcourage. In Videos in sozialen Medien – millionenfach angesehen – ist zu sehen, wie der Familienvater einen der beiden Täter überraschte, von hinten angriff und entwaffnete. Der 43-jährige Muslim ist laut Angaben von Verwandten ein Ladenbesitzer, dessen Familie ursprünglich aus Syrien stammt. Al Ahmed, der die australische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde an der Schulter angeschossen.

In sozialen Netzwerken verbreitete sich jedoch die Meldung, der Held vom Bondi Beach heiße in Wirklichkeit Edward Crabtree, habe also keinen arabischen Namen. Diese Behauptung geht auf eine gezielt gestaltete Fake-Webseite zurück, die dem australischen Jugendnachrichtenportal «The Daily Aus» nachempfunden ist. Der KI-Chatbot Grok auf der Plattform X bezog sich offenbar zunächst auf diesen Fake und verbreitete fälschlicherweise, ein Mann namens Edward Crabtree habe den Täter entwaffnet. Später korrigierte sich der Chatbot.

Behauptung: Muslime zünden ein Freudenfeuerwerk 

Es gibt keine Belege für die oft geteilte Behauptung, dass Muslime in Sydney den verheerenden Anschlag mit einem großen abendlichen Feuerwerk gefeiert haben.

Es gab tatsächlich ein Feuerwerk am Abend des Anschlagtages – jedoch fand es bei einem weihnachtlichen Nachbarschaftsfest des Rotary Club im Vorort Padstow statt, etwa 30 Minuten Autofahrt von Bondi Beach entfernt. Am dritten Advent hatte der Club die Veranstaltung in den Playford Park vor Ort organisiert.

Die ersten Schüsse auf das jüdische Chanukka-Fest in Bondi Beach fielen gegen 19 Uhr australischer Zeit. Das Fest in Padstow hatte bereits gegen 18 Uhr begonnen. Ein Rotary Club ist weltweit ein Zusammenschluss von Berufstätigen, die sich ehrenamtlich für humanitäre Hilfe, Frieden und Völkerverständigung engagieren.

Behauptung: Israel selbst soll hinter der Tat stecken

Es gibt keine belastbaren Beweise für in sozialen Netzwerken verbreitete Verschwörungsmythen. Auf den Plattformen X und Reddit kursiert die Behauptung, dass der Anschlag eine inszenierte Operation unter falscher Flagge von Israel oder dem Geheimdienst Mossad war, um internationale Sympathie für Israel zu gewinnen. Es wird behauptet, dass israelische Soldaten als Täter agierten und Schauspieler als Opfer eingesetzt wurden.

Die tödliche Attacke am Bondi Beach wurde von den Ermittlungsbehörden als antisemitischer Terroranschlag eingestuft. Die verbreiteten Behauptungen basieren unter anderem auf unbewiesenen Spekulationen und der gezielten Verwendung bekannter antisemitischer Verschwörungsnarrative, die nach Gewalttaten gegen jüdische Einrichtungen regelmäßig auftreten.

dpa