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Tödliche Schüsse in USA: Täter bisher nicht gefasst

Eine demokratische Politikerin wird erschossen, ein Parteikollege schwer verletzt. Sie sind nicht die einzigen Opfer in Minnesota. Eine Debatte über politisch motivierte Gewalt ist entfacht.

In Minnesota läuft eine großangelegte Fahndung nach dem Schützen - er soll sich als Polizist ausgegeben haben.
Foto: Tim Sullivan/AP/dpa

Nach den tödlichen Schüssen im US-Bundesstaat Minnesota läuft eine großangelegte Fahndung nach dem Täter. Zugleich ist erneut eine Debatte über politisch motivierte Gewalt in den USA entbrannt. «Es ist furchtbar, dass sich Staatsbedienstete auf so konkrete und beängstigende Weise um ihre persönliche Sicherheit sorgen müssen», sagte die demokratische US-Senatorin für Minnesota, Tina Smith, in einem Interview des Senders NPR.

Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) wurde eine demokratische Abgeordnete im Parlament Minnesotas, Melissa Hortman, und ihr Ehemann Mark in ihrem Wohnhaus in der Stadt Brooklyn Park von einem bewaffneten Mann getötet. Bei einem weiteren Angriff in der nahegelegenen Stadt Champlin wurden außerdem ein demokratischer Senator aus dem Parlament des Bundesstaats, John Hoffman, und seine Ehefrau Yvette niedergeschossen und schwer verletzt.

Die Behörden vermuten, dass die Taten ein politisches Motiv haben. Es besteht die Befürchtung, dass weitere Personen gefährdet sein könnten.

Liste mit Namen von Amtsträgern

Smith ist eine von mehreren Amtsträgerinnen und Amtsträgern auf einer Liste, die Einsatzkräfte neben einer größeren Menge Munition und einer zum Vatertag adressierten Grußkarte im Fahrzeug des mutmaßlichen Täters gefunden hatten. Laut dem US-Sender CNN standen auf der Liste unter anderem Politiker aus Minnesota und anderen Bundesstaaten sowie Befürworter des Rechts auf Abtreibung. Die Behörden gehen deshalb davon aus, dass möglicherweise weitere Menschen bedroht sein könnten.

Das zu wissen, habe sie auf jeden Fall beunruhigt, sagte Senatorin Smith. Sie habe ihre Parteikollegen Hortman und Hoffman noch Stunden vor den Angriffen bei einem Festessen gesehen. «Es ist einfach schwer zu glauben, dass das vergangene Nacht passiert ist.»

Ähnlich äußerten sich etliche andere Politiker – Demokraten wie Republikaner. US-Präsident Donald Trump verurteilte die Tat in Minnesota scharf und sprach von einem «gezielten Angriff auf Staatsbedienstete». Er kündigte an, alle Beteiligten «mit der vollen Härte des Gesetzes» verfolgen zu lassen. Sein demokratischer Amtsvorgänger Joe Biden rief auf der Plattform X zu Geschlossenheit gegen politisch motivierte Gewalt auf. Hass und Extremismus dürften in den USA keinen Platz finden.

57 Jahre alter Tatverdächtiger noch nicht gefasst

Der Täter war auch am späten Samstagabend (Ortszeit) noch auf der Flucht. Verdächtigt wird ein 57 Jahre alter Mann, der Recherchen von US-Medien zufolge bei einer privaten Sicherheitsfirma beschäftigt ist. Auf der Website des Unternehmens heißt es demnach, er habe Einsätze in Krisenregionen wie dem Westjordanland, dem Gazastreifen und dem Libanon absolviert und sei unter anderem auch von Angehörigen des US-Militärs ausgebildet worden. «Nähern Sie sich ihm nicht. Er ist als bewaffnet und gefährlich einzustufen», sagte ein Behördenvertreter. 

Die Bevölkerung wurde gebeten, bei der Fahndung zu helfen. Das Bundespolizei FBI hat eine Belohnung von bis zu 50.000 US-Dollar (ca. 43.370 Euro) für Hinweise ausgesetzt.

Ein Freund des Verdächtigen sagte dem US-Sender CNN unter Tränen, er habe ihn als «liebevollen, fürsorglichen Kerl» erlebt. Er wisse auch nicht, warum er das getan habe. Ob der mutmaßliche Täter allein handelte, ist bislang unklar.

Mutmaßlicher Täter gab sich als Polizist aus 

Die Polizei reagierte aktiv auf den Angriff auf das Ehepaar Hoffman und überprüfte vorsorglich das Wohnhaus der Hortmans. Dort trafen die Einsatzkräfte auf einen Mann in Polizeiuniform, der sich als Beamter ausgab. Ein Fahrzeug mit Blaulicht stand in der Einfahrt. Als die Polizisten den Mann zur Rede stellten, eröffnete er das Feuer, was zu einem Schusswechsel führte. Laut den Behörden flüchtete der Verdächtige zunächst ins Haus und dann vom Tatort. Im Haus fanden die Beamten die Hortman und ihren Ehemann.

Nicht der erste Angriff auf Politiker in den USA 

Der Vorfall ist einer von mehreren politisch motivierten Gewalttaten in den USA in den vergangenen Jahren. Drohungen gegen Politiker sind mittlerweile an der Tagesordnung. Behörden und Experten warnen immer wieder vor einer wachsenden Radikalisierung in Teilen der Gesellschaft, die durch Hass im Internet und aggressive Rhetorik angeheizt wird.

Gegen Ende des Jahres 2022 wurde der Ehemann der demokratischen US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi bei einem Angriff mit einem Hammer schwer verletzt. In der Residenz des demokratischen Gouverneurs von Pennsylvania, Josh Shapiro, wurde erst vor einigen Monaten aus politischen Gründen Feuer gelegt. Im vergangenen Jahr wurde Trump – damals noch republikanischer Präsidentschaftsbewerber – bei einem Attentat mit einer Schusswaffe am Ohr verletzt. Er selbst nutzte im Wahlkampf regelmäßig eine teils radikale Sprache. Darüber hinaus ist es in den USA relativ einfach, an Schusswaffen zu gelangen.

Landesweit gibt es Proteste, abgesagte Demos in Minnesota 

Aus Sicherheitsgründen wurden geplante Proteste gegen Trump in Minnesota abgesagt. Gouverneur Tim Walz hatte dazu aufgerufen, Demonstrationen vorerst zu vermeiden, da der Verdächtige weiter flüchtig ist. Die Proteste unter dem Motto «No Kings» hatten sich gegen Trumps Politik gerichtet. Nach Angaben der Veranstalter gingen insgesamt mehr als fünf Millionen Teilnehmer in rund 2.100 Städten auf die Straße.

dpa