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Totengebet für Mevlüde Genç am Tatort des Solinger Anschlags

Der Sarg von Mevlüde Genç wird morgen in Solingen am Tatort des rechtsextremen Brandanschlags von 1993 aufgebahrt. Die Menschen können mit einem Totengebet von ihr Abschied nehmen.

Mevlüde Genc ist im Alter von 79 Jahren gestorben. Sie stand für Toleranz und ein friedliches Miteinander zwischen den Kulturen.
Foto: Marius Becker/dpa

Am Tatort des rechtsextremen Brandanschlags von Solingen wird an diesem Dienstag ein Totengebet für Mevlüde Genç stattfinden. Dazu lädt die Ditib-Gemeinde ein, teilte die Stadt am Montag mit. Dafür soll ihr Sarg aufgebahrt werden, bevor er in die Türkei überführt wird.

Genç hatte bei dem verheerenden Brandanschlag Solinger Rechtsextremisten 1993 fünf Familienangehörige verloren. Trotzdem hatte sie nach der mörderischen Tat zur Versöhnung aufgerufen. Genç war in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Alter von 79 Jahren gestorben.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Genç am Montag. In einem Schreiben an ihren Mann sprach Steinmeier der Familie sein Beileid aus. «Unser Land hat eine große Versöhnerin verloren. Sie hat uns vor Augen geführt, dass Nächstenliebe und Menschlichkeit stärker sind als Hass und Gewalt.»

Viele Tote und Verletzte

Am 29. Mai 1993 hatten Rechtsextreme das Haus der Familie in Solingen in Brand gesetzt. Das Ehepaar Genç verlor zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte. 17 Familienmitglieder waren dabei schwer verletzt worden. Schon kurz nach dem Attentat hatte Mevlüde Genç zur Versöhnung aufgerufen und immer wieder gemahnt, dass dem Hass Einhalt geboten werden müsse.

Ihr Sarg soll am Dienstag in der Unteren Wernerstraße für das Totengebet aufgebahrt werden. In der Türkei soll sie neben den Opfern des Brandanschlags beigesetzt werden. Der Landtag wird Genç am Mittwoch mit einer Schweigeminute gedenken.

Für ihren Einsatz um Versöhnung hatte Mevlüde Genç das Bundesverdienstkreuz erhalten. Die NRW-Landesregierung stiftete 2018 ihr zu Ehren eine Mevlüde-Genç-Medaille. Sie wird jährlich rund um den Jahrestag des Brandanschlags von Solingen am 29. Mai verliehen an Menschen, die sich um Versöhnung, Toleranz und Zusammenhalt verdient gemacht haben.

dpa