Vor rund einem Jahr machte die Festnahme mutmaßlicher Spione des russischen Geheimdiensts Schlagzeilen. Doch die Beschuldigten erzählen vor Gericht eine ganz andere Geschichte.
Trio streitet im Prozess Spionage für Russland ab
Im Prozess um Spionagevorwürfe gegen drei Deutsch-Russen vor dem Oberlandesgericht (OLG) München bestreiten die Angeklagten eine Tätigkeit für den russischen Geheimdienst. «Er ist kein Spion, er ist kein Saboteur», sagte der Verteidiger des Hauptangeklagten und mutmaßlichen Kopfes des Trios aus Bayreuth. «Er dachte, er könnte ein bisschen schauspielern und einen auf Spion machen.» Er habe gehofft, als V-Mann anheuern und damit Geld verdienen zu können, so die Argumentation des 40-Jährigen und seines Anwalts. Tatsächlich habe es aber nie Verbindungen zum russischen Geheimdienst gegeben.
Auch die beiden mitangeklagten Bekannten des Mannes bestritten die Vorwürfe rigoros. Sie hätten sich mit ihm lediglich privat unterhalten. «Unsere Nachrichten waren häufig ironisch, übertrieben oder scherzhaft», hieß es in der Erklärung des 44 Jahre alten Mitangeklagten. Sie seien «Bestandteil, einer privaten, nicht erst gemeinten Situation».
Laut der Bundesanwaltschaft sollen die Männer bis April 2024 in Deutschland militärische Einrichtungen ausspioniert und Brandanschläge sowie Sabotageaktionen gegen militärische Infrastruktur und Bahnstrecken geplant haben.
Es handelt sich um Codewörter für militärische Güter, die die vermeintlichen Spione während des Transports beobachtet haben sollen. Die Angeklagten sollen zudem Informationen über eine Ölraffinerie in Bayern und über den Truppenübungsplatz der US-Streitkräfte in Grafenwöhr in der Oberpfalz gesammelt haben. Sie sollen sogar Pläne für Sprengstoffanschläge auf Gebäude oder Infrastruktur geschmiedet haben, die zur Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen den Angreifer Russland genutzt werden.
Kopf des Trios soll in Ostukraine gekämpft haben
Der Anführer des Trios wird beschuldigt, zwischen 2014 und 2016 in der Ost-Ukraine als Teil einer bewaffneten terroristischen Vereinigung gekämpft zu haben – eine Anschuldigung, die er auch vor Gericht bestritt. Zu dieser Zeit hatte er eine Beziehung zu einer Frau dort und war niemals in kriegerische Handlungen verwickelt.
Der Vorfall sorgte vor ungefähr einem Jahr für Aufsehen, als die bayerische Polizei zwei der Männer im Raum Bayreuth festnahm. Bis zum 23. Dezember dieses Jahres sind mehr als 40 Verhandlungstermine geplant.
Erst vergangene Woche wurde ein ähnlicher Fall bekannt: In Deutschland und der Schweiz wurden insgesamt drei Ukrainer festgenommen, die die Bundesanwaltschaft verdächtigt, im Auftrag russischer Stellen als Agenten für Sabotage in Deutschland angeworben worden zu sein.