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Trotz Waffenruhe: Israel bombardiert Ziele im Libanon

Israels Militär reagiert auf erneuten Beschuss aus dem Libanon mit besonders heftigen Angriffen gegen die Hisbollah. Hält die Waffenruhe? Im Gaza-Krieg setzt Trump der Hamas derweil ein Ultimatum.

Trump setzt der Hamas ein Ultimatum.
Foto: Brandon Bell/Getty Images North America Pool via AP/dpa

Israels Luftwaffe hat bei den bislang schwersten Angriffen seit Inkrafttreten der Waffenruhe mit der Hisbollah-Miliz vor rund einer Woche zahlreiche Ziele im Libanon bombardiert. Unter anderem sei eine Abschussrampe zerstört worden, von der aus Stunden zuvor erstmals wieder Raketen auf Israel abgefeuert worden waren, erklärte das Militär. Laut Libanons Gesundheitsministeriums starben bei Israels Angriffen mindestens neun Menschen. Derweil drohte der designierte US-Präsident Donald Trump dem Hisbollah-Verbündeten Hamas im umkämpften Gazastreifen mit der «Hölle», sollten die israelischen Geiseln nicht vor seinem Amtsantritt freikommen.

Trump setzt Hamas Ultimatum

Wenn die Geiseln nicht vor dem 20. Januar freigelassen würden, werde für jene, die im Nahen Osten für die Gräueltaten verantwortlich seien, die «Hölle los sein», schrieb Trump auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social. «Diejenigen, die dafür verantwortlich sind, werden härter getroffen werden, als irgendjemand in der langen und geschichtsträchtigen Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika jemals getroffen wurde.» In Großbuchstaben fügte Trump hinzu: «Lasst die Geiseln jetzt frei». Was genau er im Falle einer Nichteinhaltung seines Ultimatums unternehmen würde, blieb zunächst unklar.

Mitglieder der Terrororganisation Hamas und anderer extremistischer Gruppen haben am 7. Oktober des vergangenen Jahres in Israel etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere entführt. Nach über einem Jahr Krieg dürften viele der rund 100 in Gaza verbliebenen Geiseln nicht mehr am Leben sein. Darunter befinden sich mehrere Personen, die neben der israelischen auch die deutsche oder die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzen. Laut US-Angaben laufen derzeit erneut Bemühungen der Vermittlerstaaten um eine Waffenruhe in dem abgeriegelten Küstengebiet und die Freilassung der Geiseln.

USA: Verstöße gegen Waffenruhe nicht überbewerten

Die USA als Israels wichtigster Verbündeter warnten unterdessen davor, Verstöße gegen die nach mehr als einem Jahr gegenseitiger Angriffe mühsam ausgehandelte Waffenruhe zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah überzubewerten. «Wenn man eine Waffenruhe hat, gibt es natürlich Verletzungen», sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte fast zeitgleich eine «kraftvolle» militärische Antwort auf einen Angriff der Miliz auf Nordisrael angekündigt, der eine schwerwiegende Verletzung der Waffenruhe darstelle.

Nach Angaben des Militärs griff die israelische Luftwaffe daraufhin Terroristen, Dutzende Abschussrampen und weitere Anlagen der proiranischen Schiitenmiliz an. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Das libanesische Gesundheitsministerium meldete in der südlichen Stadt Haris fünf Tote und einen Verletzten. In Talusah, etwa vier Kilometer von der Demarkationslinie entfernt, gab es laut Berichten vier Tote und zwei Verletzte.

Libanons Parlamentspräsident macht Israel Vorwürfe

Die Hisbollah und Israels Militär werfen sich immer wieder gegenseitig Verstöße gegen die Waffenruhe vor. Libanons Parlamentspräsident Nabih Berri bezichtigte Israel Dutzender Verstöße dagegen. In einer im Fernsehen übertragenen Rede sprach er von «aggressiven Aktionen der israelischen Besatzungstruppen», die Häuser in libanesischen Grenzdörfern mit Bulldozern zerstörten, sowie mehreren Luftschlägen. Vonseiten des israelischen Militärs hieß es wiederum, die Akteure im Libanon müssten die feindlichen Aktivitäten der Hisbollah unterbinden. Israel stehe weiter zu seiner Verpflichtung, die Bestimmungen der Vereinbarung über die Waffenruhe zu erfüllen, hieß es. 

Die Armee hat mehrmals Ziele im Libanon aus der Luft und am Boden angegriffen. Israel reagierte auf Verstöße gegen die Waffenruhe durch die proiranische Miliz. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Miller, betonte jedoch, dass die Waffenruhe erfolgreich sei. Die Kämpfe wurden weitgehend eingestellt. Gleichzeitig unterstrich Miller, dass die USA nicht wollten, dass die Waffenruhe zusammenbricht.

Die Hisbollah-Miliz soll sich gemäß einer UN-Resolution hinter den Litani-Fluss etwa 30 Kilometer nördlich der israelisch-libanesischen Grenze zurückziehen. Die libanesische Armee überwacht die Einhaltung dieser Vereinbarung. Israels Bodentruppen ziehen innerhalb von 60 Tagen schrittweise aus dem Libanon ab.

dpa