Luftangriffe trafen Wohngebiete und forderten Tote und Verletzte. Eskalation droht laut Huthi-Sprecher.
Trump startet massive Luftangriffe im Jemen gegen Huthi-Miliz
Die USA haben auf Anweisung von Präsident Donald Trump mit umfangreichen Luftangriffen gegen die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen begonnen. Die Angriffe auf Stützpunkte, Raketenabwehrstellungen und Anführer der Terroristen sollten amerikanische Schiffe schützen und die Freiheit der Schifffahrt wiederherstellen, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Die mit Israel verfeindete Miliz hatte vor einigen Tagen angekündigt, ihre Angriffe auf Schiffe, die das Rote Meer und nahe gelegene Gewässer durchqueren, wieder aufzunehmen.
Laut den Huthi trafen Luftangriffe des amerikanischen und britischen Militärs Wohngebiete nördlich der jemenitischen Hauptstadt Sanaa. Dem Sender BBC zufolge war Großbritannien aber wohl nicht beteiligt. Das von der Miliz kontrollierte Gesundheitsministerium meldete 13 Tote und 9 Verletzte. Das zuständige US-Regionalkommando Centcom schrieb auf der Plattform X von einer Reihe von «Präzisionsschlägen» im gesamten Jemen.
Die Angriffe dürften noch Tage oder vielleicht sogar Wochen andauern, zitierten US-Medien Vertreter des Militärs. Huthi-Sprecher Mohammed al-Bukhaiti drohte auf X Vergeltung an: «Wir werden Eskalation mit Eskalation begegnen.»
Trump warnt den Iran
An die Adresse des Irans gerichtet schrieb Trump, die Unterstützung für die Huthi-Terroristen müsse sofort beendet werden. Die Führung der Islamischen Republik dürfe weder das amerikanische Volk, dessen Präsidenten noch die weltweiten Schifffahrtsrouten bedrohen. «Seien Sie gewarnt, denn Amerika wird Sie zur Rechenschaft ziehen, und wir werden nicht nett zu Ihnen sein!», schrieb Trump. Die Huthi-Miliz wird ebenso wie die islamistische Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah im Libanon von Israels Erzfeind Iran unterstützt.
Die Huthi kontrollieren große Gebiete, hauptsächlich im Jemen. Nach Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas im Oktober 2023 begannen sie aus Solidarität mit der Hamas, den jüdischen Staat mit Raketen und Drohnen anzugreifen. Außerdem begannen sie, hauptsächlich Schiffe mit angeblicher Verbindung zu Israel zu beschießen. Eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten für den Welthandel verläuft entlang der Küste des Jemens, über die Frachtschiffe vom Indischen Ozean durch den Suezkanal in Ägypten das Mittelmeer erreichen.
USA: Hunderte Huthi-Angriffe auf Schiffe
Seit 2023 hat die Huthi-Miliz laut Pentagon 174 Mal US-Kriegsschiffe und 145 Mal Handelsschiffe angegriffen. Die Huthi führten eine unerbittliche Kampagne der Gewalt und des Terrorismus gegen Schiffe und Flugzeuge der USA und anderer Länder, schrieb Trump auf Truth Social. Die Regierung seines Vorgängers Joe Biden hatte versucht, die Miliz mit über 200 Angriffen gegen ihre Stellungen zu schwächen. Wenige Wochen nach Trumps Amtsantritt stufte die USA sie Anfang dieses Monats erneut als ausländische Terrororganisation ein.
Trump habe nach dieser Entscheidung das Pentagon angewiesen, militärische Pläne zur Bekämpfung der Miliz vorzubereiten, schrieb die US-Nachrichtenseite «Axios». Als die Huthi kürzlich eine US-Militärdrohne abschossen, seien die Vorbereitungen für Angriffe beschleunigt worden. Am Freitag habe Trump dann den Angriffsplan genehmigt, bevor er am Tag darauf den Einsatzbefehl erteilte. Die US-Regierung habe eine kleine Anzahl wichtiger Verbündeter im Voraus über die Angriffe informiert, berichtete «Axios».
Rubio spricht mit Lawrow: Huthi-Angriffe werden nicht toleriert
Laut dem Ministerium sprach der US-Außenminister Marco Rubio mit dem russischen Chefdiplomaten Sergej Lawrow und informierte ihn über die Militäreinsätze gegen die Huthi. Rubio betonte, dass weitere Angriffe auf amerikanische Militär- und Handelsschiffe im Roten Meer nicht toleriert würden.
Das «Wall Street Journal» hatte im Herbst berichtet, dass Russland die Huthi-Miliz bei ihren Angriffen auf Schiffe im Roten Meer mit Satellitendaten unterstütze. Die Zieldaten seien über Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden, der Elitestreitmacht des Landes, an die Huthi übermittelt worden, hatte die US-Zeitung damals unter Berufung auf angeblich informierte Kreise berichtet. Nach einem damaligen Bericht der «Financial Times» unterstützte die Huthi-Miliz wiederum Russland in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine mit Hunderten jemenitischen Söldnern.
Israel will indirekte Verhandlungen mit Hamas fortführen
Nachdem eine fragile Waffenruhe im Gazastreifen in Kraft getreten war, stellte die Huthi-Miliz im Januar vorübergehend ihre Angriffe auf Schiffe ein. Als Israel jedoch kürzlich alle Hilfslieferungen in den Gazastreifen stoppte, um die Hamas zur Freilassung der noch dort befindlichen israelischen Geiseln zu drängen, kündigten die Huthi zu Beginn der Woche an, ihre Angriffe auf Schiffe wieder aufzunehmen. Die israelische Seite habe das Waffenruhe-Abkommen nicht eingehalten, schrieb Huthi-Sprecher al-Bukhaiti auf X.
Am Abend wies der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sein Verhandlungsteam an, sich auf weitere Gespräche über eine Fortsetzung der Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln vorzubereiten, wie sein Büro mitteilte. Ein neuer Vorschlag des US-Sondergesandten Steve Witkoff, der die sofortige Freilassung von elf lebenden Geiseln und die Aushändigung der Hälfte der Leichen beinhaltet, dient als Grundlage. Zuvor hatten Netanjahu und mehrere Minister sich vom israelischen Verhandlungsteam über den Stand der Vermittlungsgespräche informieren lassen.
Laut israelischen Informationen halten die Hamas und andere islamistische Gruppen im Gazastreifen noch 24 lebende Geiseln und 35 Leichen in ihrer Gewalt. Fünf der Entführten besitzen neben der israelischen auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft, wobei nur einer von ihnen noch am Leben sein soll. Das neueste Angebot der Hamas, ihn im Austausch für Verhandlungen über den vollständigen israelischen Abzug aus dem Gazastreifen freizulassen, wurde von Israel und den USA abgelehnt. Falls die Vermittlungsbemühungen der USA, Ägyptens und Katars erfolglos bleiben, könnte der Krieg erneut ausbrechen.