Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Israel und Syrien einigen sich auf Waffenruhe nach Luftangriffen

US-Sondergesandter ruft zu Frieden und Wohlstand in Syrien auf, hofft auf baldigen Deal im Gaza-Krieg.

Trump spricht über Geiseln im Gazastreifen.
Foto: Alex Brandon/AP/dpa

Nach den israelischen Luftangriffen gegen syrische Regierungstruppen infolge der Gewalt zwischen Drusen und Beduinen haben sich beide Nachbarländer nach US-Angaben auf eine Waffenruhe geeinigt. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und der syrische Präsident Ahmed al-Scharaa haben mit US-Unterstützung einer Waffenruhe zugestimmt, teilte der US-Botschafter in der Türkei und Sondergesandte für Syrien, Thomas Barrack, auf X mit. US-Präsident Donald Trump schürt derweil die Hoffnung auf einen baldigen Deal im Gaza-Krieg.

In den vergangenen Tagen gab es in Syrien Auseinandersetzungen zwischen drusischen Milizen einerseits und sunnitischen Beduinen sowie Regierungstruppen andererseits. Israel griff ein und bombardierte Konvois der syrischen Regierungsarmee auf dem Weg nach Suwaida sowie Regierungsgebäude in der Hauptstadt Damaskus. Israel erklärte dies mit dem Schutz der Drusen. Außerdem plant Israel, nach dem Sturz des ehemaligen syrischen Machthabers Baschar al-Assad, keine Militärpräsenz im Süden Syriens zu akzeptieren, der an Israel angrenzt.

Syriens Übergangspräsident ruft zu Zurückhaltung auf 

Der US-Sondergesandte Barrack schrieb auf X: «Wir rufen Drusen, Beduinen und Sunniten auf, ihre Waffen niederzulegen und gemeinsam mit anderen Minderheiten eine neue und geeinte syrische Identität aufzubauen, die Frieden und Wohlstand mit ihren Nachbarn schafft.» Barrack sprach von einem «DURCHBRUCH». Bei den Kämpfen in der Provinz Suwaida waren Beobachtern zufolge mehr als 500 Menschen getötet worden. Der syrische Übergangspräsident Al-Schaara rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf.

Vorher hatten Sicherheitskräfte seiner Regierung Positionen an den Rändern der gleichnamigen Provinzhauptstadt eingenommen, um erneut dort einzurücken. Laut Angaben aus der Hauptstadt Damaskus sollen die Regierungstruppen die örtlichen Konfliktparteien voneinander trennen. Israel erklärte sich laut Medienberichten bereit, die Präsenz von Sicherheitskräften der syrischen Regierung in der Provinz für 48 Stunden zu akzeptieren.

Israel misstraut Regierung in Damaskus 

Der jüdische Staat misstraut der Übergangsregierung in Damaskus, weil sie aus islamistischen Milizen hervorging. Al-Scharaa hatte wiederum Israel vorgeworfen, sein Land in einen Krieg hineinziehen zu wollen. Israels Ministerpräsident Netanjahu hatte den Schutz der «drusischen Brüder» als rote Linie ausgegeben. Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, die aus dem schiitischen Islam entstanden ist. Sie leben in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien. In Israel nehmen die Drusen eine Sonderstellung ein, weil sie anders als muslimische und christliche Araber Militärdienst leisten. 

Bereits in den vergangenen Monaten hatte es in Suwaida, der Hochburg der Drusen, bewaffnete Konfrontationen gegeben. Die jüngsten Kämpfe sind die schlimmsten. Dutzende drusische Zivilisten sollen von Sicherheitskräften hingerichtet worden sein. Die Kämpfe seien das Werk «gesetzloser bewaffneter Gruppierungen», sagte Al-Scharaa in einer von seinem Amt veröffentlichten Erklärung. «Sie greifen zur Waffengewalt, um ihren Willen durchzusetzen und riskieren damit das Leben von Zivilisten – Kindern, Frauen und Alten». 

Rotes Kreuz berichtet von schlimmen Zuständen

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) beschrieb die humanitäre Lage in Suwaida als kritisch, Gesundheitseinrichtungen seien überlastet. «Das IKRK erhält verzweifelte Hilferufe aus der Bevölkerung, die unter einem gravierenden Mangel an Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, Strom und medizinischer Versorgung leidet», teilte die Organisation mit. Die Gewalt behindere die Lieferung lebensrettender Hilfe. Den Helfern müsse sofortiger, sicherer und ungehinderter Zugang in das Krisengebiet gewährt werden. 

Durch die Vermittlung der USA, der Türkei und arabischer Staaten gab es in dieser Woche eigentlich eine Waffenruhe, und am Donnerstag zogen sich die Regierungstruppen an die Stadtränder von Suwaida zurück. Drusische Milizen übernahmen die Kontrolle, was zur Flucht beduinischer Einwohner führte. Allerdings kam es dann in derselben Provinz erneut zu bewaffneten Auseinandersetzungen, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und das UN-Menschenrechtsbüro berichteten.

Trump: Zehn Geiseln kommen bald in Gaza frei

Inzwischen äußerte US-Präsident Trump erneut die Hoffnung, dass es bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas in Gaza über eine 60-tägige Waffenruhe und die Freilassung von zehn der noch lebenden Geiseln bald zur Einigung kommt. Der Republikaner sagte, man werde «sehr bald» zehn Geiseln bekommen – man hoffe, dass das ziemlich schnell abgeschlossen sein werde. Die Hamas hatte der Freilassung von zehn Geiseln nach eigenen Angaben bereits zugestimmt, sah zuletzt aber noch ungelöste Streitpunkte.

Der Gaza-Krieg begann am 7. Oktober 2023 mit dem beispiellosen Angriff der Hamas und anderer islamistischer Terrororganisationen auf Israel. Dabei wurden etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln nach Gaza gebracht. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seitdem mehr als 58.000 Palästinenser in Gaza getötet. Es ist unklar, ob es sich dabei um Zivilisten oder Kämpfer handelt. Nach israelischem Wissen sind noch mindestens 20 Geiseln am Leben.

dpa