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Trumps langer Schatten: Australier wählen neues Parlament

Wie in Kanada spielt US-Präsident Trump auch bei der Wahl in Australien eine Rolle – denn Oppositionsführer Dutton wurde oft mit ihm verglichen. Das brachte ihn ins Trudeln. Wohin steuert das Land?

So mancher kam direkt vom Strand ins Wahllokal.
Foto: Mark Baker/AP/dpa

Seit dem Morgen wählen in Australien rund 18 Millionen Menschen bei einer mit Spannung erwarteten Abstimmung ein neues Parlament. Wie zuvor bereits in Kanada könnte US-Präsident Donald Trump der amtierenden sozialdemokratischen Regierungspartei zur Wiederwahl verhelfen – und der lange favorisierten konservativen Opposition zum Verhängnis werden. In Umfragen lag Premierminister Anthony Albanese (62) zuletzt fast überall vorn.

Sein Konkurrent Peter Dutton, der Vorsitzende der rechtskonservativen Koalition aus Liberalen und Nationalen, galt noch im Februar als wahrscheinlicher Gewinner. Allerdings sorgte er während des Wahlkampfes mit einigen kontroversen Aussagen für Aufsehen.

Insbesondere seine offensichtliche Nähe zur Politik Trumps brachte ihn in Schwierigkeiten – für viele Australier ist der US-Präsident ein rotes Tuch. Dutton kündigte an, über 40.000 Staatsbedienstete zu entlassen und das mobile Arbeiten für öffentliche Angestellte zu verbieten. Später nahm er aufgrund zunehmender Kritik Abstand von diesen Positionen. Auch sein Vorhaben, die ersten Atomkraftwerke in Australien zu bauen, erwies sich laut Umfragen als Eigentor.

Scharfe Kritik der Medien

«Zu Beginn des Wahlkampfs glaubte er fälschlicherweise, es würde ihm nützen, dem wahnsinnigen Clown im Weißen Haus nachzueifern», schrieb die Zeitung «Sydney Morning Herald» kurz vor der Wahl. «Als man ihn darauf hinwies, dass die überwiegende Mehrheit der Australier Trump überhaupt nicht mag, versuchte er, den Kurs zu ändern. Aber ein Leopard kann seine Flecken nicht abstreifen», kommentierte das linksliberale Blatt Duttons schlechte Umfragewerte. Die Zeitungen und Fernsehsender des Medienmoguls Rupert Murdoch empfahlen dagegen wie üblich, die Konservativen zu wählen.

Der Andrang in den Wahllokalen war am Morgen teilweise groß, da in Australien auch Wahlpflicht herrscht. Einige gingen sogar direkt vom Strand in Badehose ins Wahllokal. Ein zentrales Thema des Wahlkampfs waren die hohen Lebenshaltungskosten und der akute Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Sowohl Albanese als auch Dutton haben zugesagt, den finanziellen Druck auf die Bevölkerung zu reduzieren.

Bei Albaneses Labor-Partei standen hauptsächlich eine bessere Gesundheitsversorgung sowie günstigere Kinderbetreuung und Stromrechnungen im Mittelpunkt, während Dutton vor allem auf Steuersenkungen, Bürokratieabbau und eine deutlich schärfere Migrationspolitik setzte. Er versprach auch, das gesetzliche Atomkraftverbot aus den 1990er Jahren abzuschaffen.

Millionen haben vorab abgestimmt

Laut der Wahlkommission haben bereits über acht Millionen wahlberechtigte Bürger entweder per Briefwahl oder frühzeitiger Stimmabgabe abgestimmt. Dies entspricht etwa 45 Prozent der Wahlberechtigten. Personen, die nicht wählen, müssen mit einer Geldstrafe von etwa 11 Euro rechnen.

https://x.com/AusElectoralCom/status/1918263940272013582

Bei der Abstimmung werden alle 150 Sitze im Unterhaus und 40 der 76 Sitze im Senat neu besetzt. Sollte keines der Lager die erforderlichen 76 Sitze für eine absolute Mehrheit im Repräsentantenhaus erreichen, könnten die australischen Grünen (Australian Greens, AG) und unabhängige Kandidaten eine wichtige Rolle spielen.

Die Wahllokale werden bis 18.00 Uhr Ortszeit (10.00 Uhr MESZ) geöffnet sein. Es wird erwartet, dass die Ergebnisse im Laufe des Abends bekannt gegeben werden.

dpa