Die Ampel-Regierung zerbrochen, der Öl-Fan Donald Trump wird nächster US-Präsident – und 2024 wohl erneut das heißeste Jahr, das je gemessen wurde. Kann der UN-Klimagipfel dennoch Erfolge erzielen?
Trumps Sieg und Hitzerekorde: Schwieriger UN-Klimagipfel
Überschattet vom Wahlsieg Donald Trumps sowie neuen Hitzerekorden beginnt am Montag in Aserbaidschan die UN-Klimakonferenz. Knapp 200 Staaten beraten in Baku zwei Wochen lang über die Eindämmung der Erderhitzung und die Abfederung ihrer fatalen Folgen – also häufigere und heftigere Überschwemmungen wie jüngst in Spanien, Hitzewellen und Waldbrände oder verheerende Stürme wie an der US-Küste. Außenministerin Annalena Baerbock sieht in der Klimakrise die größte Sicherheitsherausforderung unserer Zeit, wie die Grünen-Politikerin vorab erklärte. «Jedes verhinderte Zehntelgrad Erderwärmung bedeutet weniger Krisen, weniger Leid, weniger Vertreibung.»
Im Mittelpunkt der Diskussionen stehen aktualisierte Finanzzusagen an arme Länder: Entwicklungsstaaten und Umweltorganisationen erwarten, dass die reichen Industriestaaten jährlich mindestens eine Billion US-Dollar mobilisieren – zehnmal mehr als die aktuell zugesagten 100 Milliarden pro Jahr. Zur Finanzierung schlagen Klimaaktivisten Vermögenssteuern für Reiche oder Abgaben auf die Förderung von Kohle, Öl und Gas vor.
Überschattet von Trumps Wahlsieg
In der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik, in der Presse- und Meinungsfreiheit stark eingeschränkt sind, werden mehrere Zehntausend Regierungsvertreter, Journalisten, Aktivisten und politische Lobbyisten erwartet. Nach der ersten Plenumssitzung am Montag auf dem Gelände rund um das Olympiastadion in Baku folgen am Dienstag und Mittwoch Reden von Dutzenden Staats- und Regierungschefs. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat seine Reise zur Klimakonferenz nach dem Aus für seine Ampel-Regierung abgesagt.
Nichtregierungsorganisationen fürchten, dass die Klimakonferenz COP29 von der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten überschattet wird. Bereits nach seinem ersten Wahlsieg 2016 hatte Trump angeordnet, dass die USA aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen – was sein Nachfolger Joe Biden wieder rückgängig machte.
Das Climate Action Network, das Hunderte Umweltorganisationen umfasst, betonte, dass die Industriestaaten die dringend notwendige Erhöhung der Klimafinanzierung nicht aufgrund knapper Staatshaushalte blockieren sollten. Es wurde darauf hingewiesen, dass Industrieländer leicht Billionen für den Klimaschutz mobilisieren könnten, indem sie bei Militärausgaben kürzen oder bei klimaschädlichen Subventionen für fossile Brennstoffe sowie bei Steuererleichterungen für hochprofitable, aber umweltschädliche Unternehmen sowie für Milliardäre.
Das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen
Der Druck zu handeln ist enorm: In diesem Jahr hat sich der Planet erstmals um mehr als 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit erwärmt – laut Berechnungen des EU-Klimadienstes wird es wahrscheinlich das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sein. Das Ziel, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wie es 2015 auf der Pariser Klimakonferenz vereinbart wurde, gilt jedoch noch nicht als verfehlt, da langfristige Durchschnittswerte entscheidend sind.
Unmittelbar vor der COP29 stellte UN-Klimachef Simon Stiell fest: “Das Engagement der Weltgemeinschaft ist weiterhin unzureichend.” Alle Klimapläne, die von den Staaten bei den Vereinten Nationen eingereicht wurden, würden den Ausstoß klimaschädlicher Gase wie Kohlendioxid nur um 2,6 Prozent bis 2030 reduzieren, verglichen mit 2019. Laut dem Weltklimarat IPCC wären jedoch 43 Prozent erforderlich, um die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise zu verhindern. Selbst wenn alle Klimaschutzpläne tatsächlich umgesetzt werden, steuert der Planet bis zum Ende des Jahrhunderts auf eine Erwärmung um 2,6 bis 3,1 Grad zu.
Lichtblick beim Ausbau der Erneuerbaren
Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) ist im Jahr 2023 die weltweite Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien schneller gestiegen als jemals zuvor in den letzten drei Jahrzehnten. Dies bietet eine reale Möglichkeit, das Ziel zu erreichen, die globale Kapazität für erneuerbare Energien bis 2030 zu verdreifachen, das auf der vorherigen Klimakonferenz in Dubai festgelegt wurde.