Trotz Demonstrationsverbots wagen sich Menschen in türkischen Großstädten auf die Straße. Sie protestieren gegen die Festnahme des Erdogan-Rivalen Imamoglu. Der meldet sich via X zu Wort.
Türkische Polizei nimmt Hunderte Demonstranten fest
Bei den landesweiten Protesten in der Türkei wurden nach aktuellen Informationen am Freitagabend mehr als 340 Personen festgenommen. Nach der kontroversen Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu gingen Menschen den dritten Abend in Folge auf die Straße.
Trotz des Demonstrationsverbots versammelten sie sich in Großstädten wie Istanbul und Ankara. Innenminister Ali Yerlikaya gab auf der Plattform X insgesamt 343 Festnahmen bekannt. Zuvor war die Rede von 97 Festnahmen gewesen.
Imamoglu wird als Konkurrent von Staatschef Recep Tayyip Erdogan angesehen. Gemeinsam mit zahlreichen anderen Personen wurde Imamoglu am Mittwoch festgenommen, nur wenige Tage vor seiner geplanten Nominierung als Präsidentschaftskandidat der größten Oppositionspartei CHP.
Terror- und Korruptionsvorwürfe werden gegen ihn erhoben. Die Opposition glaubt, dass die Regierung dahintersteckt und darauf abzielt, einen politischen Konkurrenten auszuschalten.
Imamoglu spricht von politischem Putsch
Imamoglu verurteilte die Ermittlungen in einem X-Post am Samstag als «politischen Putsch» und fügte hinzu: «Ich rufe mein Volk auf. Mit eurer Unterstützung werden wir zuerst diesen Putsch vereiteln, und dann werden wir diejenigen fortschicken, die uns dies erleben ließen.» Imamoglu soll heute einem Gericht vorgeführt werden.
Laut Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurden 56 Social-Media-Nutzer inhaftiert, weil sie angeblich zu Unruhen angestiftet haben.