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Ukraine erhält weitere Waffensysteme aus Deutschland

Kiew ist bereit, weitere, dringend benötigte Flugabwehrsysteme aus eigener Tasche zu bezahlen. Moskau verhandelt derweil mit Washington.

Weitere Flugabwehrsysteme für Kiew aus Deutschland. (Archivbild)
Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Die Ukraine ist für ihre Luftverteidigung auf die Unterstützung ihrer Partner angewiesen, ist aber auch zum Kauf weiterer Flugabwehrsysteme bereit. Das betonte Präsident Wolodymyr Selenskyj nach dem Treffen der sogenannten Ramstein-Gruppe in Brüssel. «Die Ukraine bittet nicht nur – wir sind bereit, die entsprechenden zusätzlichen Systeme zu kaufen», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. «Starke Waffen sind das Einzige, auf das man vertrauen kann, um Leben zu schützen, wenn man einen Nachbarn wie Russland hat.» 

Deutschland und mehrere andere Länder haben der Ukraine weitere Militärhilfen in Milliardenhöhe für den Abwehrkampf gegen Russland zugesagt. Der geschäftsführende Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kündigte bei einem Treffen in Brüssel unter anderem die kurzfristige Lieferung von Flugabwehrraketensystemen vom Typ Iris-T sowie von Kampfpanzern, Artilleriesystemen und Aufklärungsdrohnen an.

Zudem wird nach seinen Angaben an mittel- und langfristigen Zusagen gearbeitet. Dabei geht es um mehr als 1.100 Radarsysteme zur Bodenüberwachung sowie weitere Iris-T-Systeme. Der britische Verteidigungsminister John Healey bestätigte, die Gruppe aus rund 50 Nationen habe sich auf weitere Hilfen im Wert von insgesamt 21 Milliarden Euro verständigt. Pistorius sprach von «großen Fortschritten».

«Wir zählen auf die Entscheidungen unserer Partner – wir brauchen die Systeme, sie sind in der Welt verfügbar, und wir brauchen eine politische Entscheidung, damit die Luftabwehr hier in der Ukraine funktioniert», betonte Selenskyj. Er erinnerte zugleich an die jüngsten russischen Luft- und Raketenangriffe auf ukrainische Städte. 

«Kristallkugel»: Große Unsicherheit bei US-Hilfen

Ob die Zusagen ausreichen werden, um der Ukraine eine effektive Fortsetzung des Kampfes gegen Russland zu ermöglichen, ist jedoch äußerst unklar. Dies liegt am Kurs von US-Präsident Donald Trump, der bisher keine neuen Waffenlieferungen an die Ukraine angekündigt hat und stattdessen Kiew und Moskau dazu drängt, Verhandlungen über einen Waffenstillstand zu führen. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth nahm nicht am Treffen der Ukraine-Verbündeten in Brüssel teil, sondern schaltete sich per Video dazu.

«In naher Zukunft (…) werden wir sehen, was mit einer US-Beteiligung, mit der US-Unterstützung passiert», sagte Pistorius. «Ich bin nicht in der Lage, in die Kristallkugel zu schauen. Wir warten ab.» Europa übernehme mehr Verantwortung, auch innerhalb der Nato. 

Briten wollen «Hunderttausende Drohnen» liefern

Neben Deutschland stellte bei dem Treffen unter anderem auch Großbritannien weitere Details der Unterstützung vor. Ein von Norwegen mitfinanziertes Paket im Wert von mehr als 500 Millionen Euro soll unter anderem die Lieferung von Radarsystemen, Panzerabwehrminen und «Hunderttausenden Drohnen» ermöglichen.

Selenskyj: Hunderte Chinesen in russischen Streitkräften

In den Reihen der russischen Streitkräfte in der Ukraine kämpfen nach Angaben von Selenskyj mehrere Hundert Chinesen. «Uns liegen Informationen vor, wonach mindestens mehrere Hundert chinesische Staatsbürger als Teil der russischen Besatzungstruppen kämpfen», erklärte er der Ramstein-Gruppe nach Angaben ukrainischer Medien. «(Kremlchef Wladimir) Putin hatte nicht genug Soldaten aus Nordkorea – jetzt versucht er, die Verluste auszugleichen, indem er eine andere Nation ins Spiel bringt – die Chinesen.» 

Selenskyj hatte vor einigen Tagen die Gefangennahme von zwei auf russischer Seite in der Ukraine kämpfenden Chinesen gemeldet und dann erklärt, es handle sich nicht um Einzelfälle. Er wies darauf hin, dass die auf russischer Seite kämpfenden Chinesen im Widerspruch zur offiziellen Position Pekings stünden. China habe immer vor einer Eskalation des Kriegs gewarnt.

China hat die Anschuldigung zurückgewiesen, dass chinesische Bürger an der russischen Invasion in der Ukraine beteiligt sind. Diese Behauptungen seien unbegründet.

US-Sondergesandter trifft Putin

Steve Witkoff, der US-Sondergesandte, führte in St. Petersburg ein Gespräch mit Kremlchef Putin, das mehr als vier Stunden dauerte und unter anderem den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine behandelte. Es wurden zunächst keine konkreten Ergebnisse bekannt gegeben.

Kremlsprecher Dmitri Peskow schloss nicht aus, dass es nach den Unterredungen ein weiteres Telefonat Putins mit Trump geben könnte. Witkoff habe eine Nachricht Trumps mitgebracht, die sich Putin anhöre, hatte Peskow gesagt. Die Gespräche zu den verschiedenen Aspekten einer Lösung des Ukraine-Konflikts gingen weiter. Es gehe um schwierige Fragen.

US-Präsident Trump setzte Moskau nach der Ankunft Witkoffs noch einmal unter Druck. Er schrieb auf der Plattform Truth Social: «Russland muss sich bewegen. Zu viele Menschen sterben, Tausende pro Woche, in einem schrecklichen und sinnlosen Krieg.»

Neue Drohnenangriffe gegen ukrainische Städte 

Kurz nach Abschluss der amerikanisch-russischen Gespräche in St. Petersburg setzte das russische Militär erneut Kampfdrohnen gegen ukrainische Städte ein. Zuerst wurde die ukrainische Hafenstadt Odessa angegriffen. Bürgermeister Hennadij Truchanow forderte die Bewohner auf, sichere Orte aufzusuchen. Er berichtete über Explosionen in der Stadt auf der Plattform Telegram.

Nachfolgend wurden die Hauptstadt Kiew und die zweitgrößte Stadt Charkiw Ziel von russischen Drohnenangriffen. Der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, berichtete auf Telegram von mindestens drei Explosionen in der Stadt. Einzelheiten nannte er nicht. Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, berichtete von mindestens zwei Bränden nach Drohneneinschlägen.

dpa