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Massiver Drohnenangriff auf Odessa: Frau getötet, Häuser beschädigt

Russische Drohnen zerstören Odessa, verletzen acht Menschen und legen Heizkraftwerk lahm. Trump verspricht Frieden.

Immer wieder gibt es schwere Zerstörungen in der ukrainischen Hafenstadt Odessa durch russische Angriffe. (Archivbild)
Foto: Uncredited/Head of the Odesa Regional Military Administration Oleh Kiper/AP/dpa

Bei einem massiven russischen Drohnenangriff auf die Hafenstadt Odessa ist nach ukrainischen Behördenangaben eine Frau getötet worden. Mindestens acht weitere Menschen seien bei der nächtlichen Attacke verletzt worden, darunter ein neunjähriger Junge, schrieb Odessas Militärgouverneur Oleh Kiper bei Telegram. «Beschädigt wurden Wohnhäuser, eine Kirche und Fahrzeuge.» An mehreren Orten seien durch die Einschläge Brände ausgebrochen. Zudem sei eine Fernwärmeleitung getroffen worden. Ein Heizkraftwerk fiel aus.

Russland zielt seit langer Zeit systematisch auf zivile Ziele im Nachbarland ab, indem es Drohnen und Raketen einsetzt. Besonders die Energie- und Wärmeversorgung sind das Ziel der russischen Angreifer, was im bevorstehenden Winter ernste Folgen für die Menschen hat. Etwa die Hälfte der ukrainischen Stromkapazitäten wurde durch russische Angriffe außer Kraft gesetzt.

In den letzten Wochen stieg die Anzahl der Drohnenangriffe parallel zu den sinkenden Temperaturen weiter an. Laut dem US-Sender ABC stieg die Anzahl der Angriffe allein in der Woche nach Donald Trumps Sieg bei den Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten um 44 Prozent. Trump hat angekündigt, einen schnellen Frieden zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln.

In der Ukraine und in ihren europäischen Unterstützerländern herrscht die Befürchtung, dass die USA als wichtigster Verbündeter ihre Unterstützung für Kiew bald einstellen könnten – und Russland durch eine einseitige Friedensregelung zugunsten der Ukraine praktisch als Sieger aus dem Angriffskrieg hervorgeht, den Kremlchef Wladimir Putin im Februar 2022 begonnen hatte.

Selenskyj kündigt Zehn-Punkte-Plan für innere Sicherheit an

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj plant, in der kommenden Woche einen Plan vorzustellen, der die innere Sicherheit seines angegriffenen Landes gewährleisten soll. In seiner abendlichen Videobotschaft sagte Selenskyj, dass es eine Doktrin geben werde, die in Zusammenarbeit mit Vertretern der Zivilgesellschaft und Unternehmen erarbeitet wurde, um dem Land Stabilität zu bieten. Ein Schwerpunkt liege unter anderem auf der Energieversorgung und der Waffenproduktion. Genauere Details wurden nicht genannt.

Zuletzt hatte Selenskyj bereits einen sogenannten «Siegesplan» beworben, der sich vor allem ans Ausland richtet. Er sieht unter anderem für die Lieferung weiterer Rüstungsgüter und die Freigabe bereits gelieferter weitreichender Waffen für Angriffe auf russisches Gebiet vor. Nur durch Stärke sei ein gerechter Frieden für die Ukraine zu erreichen, argumentierte Selenskyj 

In seiner Videobotschaft äußerte er sich nun auch zur Lage an der Front – allerdings nur vage. So lobte Selenskyj die Effizienz ukrainischer Verteidiger im Raum Kupjansk. Zuvor hatte es Berichte gegeben, wonach gepanzerte russische Fahrzeuge in die strategisch wichtige Kleinstadt im nordostukrainischen Gebiet Charkiw eingedrungen seien. Der Generalstab in Kiew erklärte den Angriff später für abgewehrt. Unabhängig können die Angaben nicht überprüft werden.

Russische Truppen hielten Kupjansk von Februar bis September 2022 besetzt, ehe die Stadt von den Ukrainern zurückerobert wurde. Inzwischen sind die Russen wieder nahe an Kupjansk herangerückt. Die ukrainischen Verteidiger stehen entlang der gesamten Frontlinie stark unter Druck.

Ukrainische Soldaten schließen Militärausbildung in Frankreich ab

Währenddessen endet in Frankreich die Ausbildung von etwa 2.300 ukrainischen Soldaten für eine neue Brigade, wie der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu nach einem Besuch des Schulungsgeländes bekannt gab. Die Ukrainer trainieren seit mehreren Wochen in einem geheimen Gebiet in Ostfrankreich an französischen Waffen und Fahrzeugen, die sie zur Abwehr der russischen Angriffe erhalten. Nach französischen Angaben sind die meisten von ihnen erst kürzlich der Armee beigetreten. Sie werden sowohl einzeln als auch in drei Infanteriebataillonen geschult. In den nächsten Wochen werden die Soldaten in die Ukraine zurückkehren.

Auf Wunsch der Ukraine wird das Training unter Bedingungen durchgeführt, die denen an der Front so ähnlich wie möglich sind, wie es von der französischen Armee erklärt wurde. Die Soldaten werden Stress, simuliertem Gefechtslärm und umherfliegenden Drohnen ausgesetzt. Auch die Schützengräben wurden angepasst. Zusätzlich zu den in Frankreich ausgebildeten Soldaten sollen Mitglieder der insgesamt 4.500 Mann starken Brigade in der Ukraine von ukrainischen Kräften geschult werden.

Minister räumt Plünderungen durch russische Soldaten ein

Der Ex-Gouverneur des russischen Grenzgebiets Kursk, Roman Starowoit, räumte ein, dass von Moskau zur Verteidigung in die Region geschickte Soldaten dort geplündert haben. «Es gibt Fakten von Plünderungen sowohl durch Zivilisten als auch durch Militärs», sagte der inzwischen zum Verkehrsminister des Landes aufgestiegene Politiker bei einem Treffen mit Bewohnern des unmittelbar an die Ukraine grenzenden Landkreises Gluschkowo. 

Der Bericht wurde von den Zuhörern mit Applaus begrüßt, wie aus einem Videoausschnitt eines lokalen Nachrichtenportals bei Telegram ersichtlich ist. Bewohner der Gegend hatten wiederholt über Einbrüche in ihre verlassenen Häuser geklagt.

Ukrainische Truppen haben im Sommer bei ihrer unerwarteten Gegenoffensive einen Teil des Gebiets Kursk erobert. Die russischen Streitkräfte, angeblich unterstützt von nordkoreanischen Soldaten, versuchen nun, diese Truppen wieder zu vertreiben. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass beschuldigte die Ukrainer, in den von ihnen eroberten Ortschaften geplündert zu haben, und nannte als Beispiel die Ortschaft Gluschkowo. Allerdings war diese nie unter der Kontrolle der Ukrainer.

Moskau reagiert in der Regel streng auf Berichte über Verbrechen russischer Soldaten im Angriffskrieg gegen die Ukraine und unterbindet oder bestraft diese. Viele Kriegsgegner befinden sich wegen angeblicher Diskreditierung der russischen Armee in Haft. Daher ist es eine seltene Anerkennung der Moskauer Führung, dass russische Soldaten selbst im eigenen Land rauben.

dpa