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Ukraine-Gipfel in Odessa – schwere Kämpfe an der Front

Die Kämpfe im Gebiet Donezk nehmen weiter an Intensität zu. Der ukrainische Präsident Selenskyj wirft Russland weiterreichende Eroberungsgelüste vor – und empfängt einen unerwarteten Staatsgast.

Staats- und Regierungschefs aus Südosteuropa legten in Odessa Blumen für gefallene ukrainische Soldaten nieder.
Foto: Uncredited/Presidential Press Service/AP/dpa

Die Ukraine hat bei einem Gipfel von Staats- und Regierungschefs aus Südosteuropa im Schwarzmeerhafen Odessa nach eigenen Angaben Zusagen für zusätzliche Waffenhilfen bekommen. Es seien «weitere Verteidigungspakete von einigen Ländern bestätigt» worden, sagte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha im Fernsehen. Details nannte er nicht. Die Notwendigkeit der Aufrüstung unterstrich Präsident Wolodymyr Selenskyj auch mit dem Vorwurf, dass Russland weitreichendere Eroberungspläne hege als offiziell bekannt.

Beim Ukraine-Südosteuropa-Gipfel trafen sich ungefähr zwölf Staats- und Regierungschefs, um die Probleme der Region zu diskutieren und Hilfe für die Ukraine zu koordinieren. Selenskyj bat erneut um die Stärkung der Flugabwehr, sowie um politische Unterstützung für den angestrebten EU-Beitritt. Der ukrainische Präsident veröffentlichte auf Telegram ein Video, in dem er gemeinsam mit mehreren Staatsgästen Blumen für die gefallenen ukrainischen Soldaten niederlegt.

Selenskyj: Kreml will Korridor nach Rumänien und Moldau

Russlands Expansionsgelüste beschränkten sich längst nicht auf den Süden und Osten der Ukraine, warnte Selenskyj. «Die russischen Militärpläne zielen auf diese Region – Odessa – und dann auf die Grenzen zu Moldawien und Rumänien», sagte Selenskyj bei dem Gipfel. Der Kreml wolle in der Region Chaos säen, um Europa insgesamt zu schwächen.

Bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 hatte Rustam Minnekajew, ein hochrangiger General in Moskau, die Kontrolle über den Süden der Ukraine und den Landweg zur abtrünnigen Region Transnistrien als Kriegsziele festgelegt. Offiziell hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin jedoch nicht dazu bekannt.

Warnung vor Domino-Effekt

Nach Selenskyj sind die Interessen des Kremls nicht nur auf die Ukraine beschränkt. Russland schürt ethnische Konflikte auf dem Balkan, hat sich in die Wahlen in Rumänien eingemischt und plant, die Kontrolle über die Ex-Sowjetrepublik Moldau wiederherzustellen. Sollte das proeuropäische Lager bei den Parlamentswahlen in Moldau im September der russlandfreundlichen Konkurrenz unterliegen, würde dies Moskau ermutigen, sich noch stärker in die Angelegenheiten anderer europäischer Staaten einzumischen, warnte Selenskyj.

Serbiens Präsident erstmals seit Kriegsbeginn in Ukraine

Aufgrund des Gipfels reiste auch der serbische Präsident Alexandar Vucic erstmals seit Kriegsbeginn in die Ukraine. Er lehnt die Sanktionen gegen Russland ab und macht den Westen für Putins Krieg gegen die Ukraine verantwortlich. Vor einem Monat nahm Vucic an der Militärparade in Moskau teil. In Odessa versprach er Medienberichten zufolge, sich am Wiederaufbau von ein bis zwei ukrainischen Städten oder Regionen zu beteiligen. Zudem betonte er, dass Serbien die territoriale Unversehrtheit der Ukraine unterstützt.

Er hat jedoch nicht die Abschlusserklärung des Gipfels in Odessa unterzeichnet. Vucic erklärte, dass dort Sanktionen gegen Russland festgelegt seien.

Die Beziehungen zwischen Serbien und Russland gelten als traditionell freundschaftlich. Trotzdem gab es zuletzt Verstimmungen zwischen Moskau und Belgrad, als der russische Auslandsgeheimdienst Serbien den Verkauf von Munition an die Ukraine vorwarf.

Ukraine weiter unter Druck

Der Ukraine fehlt es nicht nur an Munition, sondern auch an der Mobilisierung neuer Soldaten. Laut dem Generalstab in Kiew gab es allein in den letzten 24 Stunden rund 200 Zusammenstöße mit dem großen Nachbarn Russland, der mit seinem Übergewicht an Menschen und Material weiter Druck an der Front ausübt.

Vor allem im Gebiet Donezk waren die russischen Truppen demnach sehr aktiv. Rund um die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk habe es knapp 60 Vorstöße gegeben. Pokrowsk ist seit Monaten ein Schwerpunkt der russischen Angriffe. Auch im südlich von Pokrowsk gelegenen Raum Nowopawliwsk waren es laut dem abendlichen Lagebericht des Generalstabs gut 30 Attacken.

Der Beschuss des Hinterlands hält weiterhin mit voller Intensität an. In der Nacht zum Donnerstag wurden erneut in verschiedenen Regionen der Ukraine Drohnenangriffe gemeldet.

Was ist am Donnerstag zu erwarten

Nachdem zu Beginn der Woche bereits zwei Gefangenenaustausche stattgefunden haben, sollen auch am Donnerstag weiterhin Kriegsgefangene übergeben werden. Gemäß Angaben aus Moskau handelt es sich dabei um Schwerverletzte.

dpa