Russland greift die Ukraine weiter massiv an. Während Selenskyj vor einer Ausweitung des Kriegs warnt, spricht sich Guterres für eine sofortige Waffenruhe aus.
Ukraine: UN-Generalsekretär für bedingungslose Waffenruhe

Vor dem Hintergrund der unvermindert heftigen Angriffe Russlands auf die Ukraine fordert UN-Generalsekretär António Guterres eine sofortige und bedingungslose Waffenruhe. Dies sei der erste Schritt hin zu einem gerechten, umfassenden und nachhaltigen Frieden, betonte er während eines Gesprächs mit dem ukrainischen Regierungschef Denys Schmyhal in Sevilla. In einer Videobotschaft warnte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unterdessen davor, dass Russland sich auf die Fortsetzung des Krieges vorbereite und dabei insbesondere auf die Stärkung der Drohnenangriffe setze.
Seit mehr als drei Jahren führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Die Verhandlungen, die von der US-Regierung unter Präsident Donald Trump vorangetrieben wurden, kommen kaum voran. Moskau lehnt eine bedingungslose Waffenruhe ab. Kürzlich sagte Kremlchef Wladimir Putin, Ukrainer und Russen seien ein Volk, daher gehöre die gesamte Ukraine eigentlich zu Russland.
Russland hat nach Angaben der Ukraine allein in der Nacht zum Sonntag mehr als 500 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper auf das Land abgefeuert. Die Zahl von 537 solchen Angriffen war die höchste seit Kriegsbeginn. Es gab erneut Verletzte und schwere Schäden an ziviler Infrastruktur.
Guterres: UN-Unterstützung bei möglichem Wiederaufbau
Guterres versprach der Ukraine auch Hilfe beim eventuellen Wiederaufbau. Ein Sprecher von Guterres teilte mit, dass Guterres Schmyhal auf die Verpflichtung der Vereinten Nationen hingewiesen habe, die Bemühungen der ukrainischen Regierung im Bereich humanitäre Hilfe, Wiederaufbau und Sanierung zu unterstützen. Der UN-Generalsekretär und Schmyhal trafen sich bei der vierten UN-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung in Sevilla, im Süden Spaniens.
Selenskyj: Putin strebt keinen Frieden an
Selenskyj unterstrich in seinem Video, dass Kremlchef Wladimir Putin keinen Frieden anstrebt. Er verzögert und sabotiert die Verhandlungen absichtlich. Russland investiert in den Drohnensektor und plant, die Anzahl der Drohnen bei Angriffen auf die Ukraine zu erhöhen. Selenskyj forderte die Ukraine auf, sich entsprechend in diesem Bereich besonders zu wappnen.
Russischer Statthalter meldet Einnahme von ukrainischem Luhansk
Nach Angaben der Besatzungsbehörden hat Russland die ostukrainische Region Luhansk vollständig erobert. Der Bericht über die vollständige Eroberung kam vor zwei Tagen, wie der von Moskau eingesetzte Statthalter der Region, Leonid Passetschnik, im russischen Staatsfernsehen sagte. Es gibt bisher keine Bestätigung aus Kiew.
Auch das Verteidigungsministerium in Moskau hat bisher nicht die vollständige Besetzung des Gebiets Luhansk gemeldet. In der Vergangenheit erfolgte die offizielle Bestätigung aus Moskau jedoch in der Regel kurz nach den Erfolgsmeldungen der örtlichen Besatzungsbehörden.
Die ostukrainische Region Luhansk war teilweise schon 2014 von den von Moskau unterstützten Separatisten kontrolliert. Als der Krieg ausbrach, gelang es den Russen innerhalb weniger Monate, den Großteil der Region einzunehmen. Bei ihrer Gegenoffensive im Herbst 2022 konnten die Ukrainer einige Gebiete im Norden von Luhansk zurückgewinnen.
Putin beansprucht neben der bereits 2014 annektierten Krim die ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson vollständig als russisches Territorium. Zuletzt kontrollierten sie jedoch nur noch ein Gebiet von wenigen Quadratkilometern.
Eine Tote und zwei Verletzte nach Raketenschlag in Donezk
Laut Behörden starb eine Frau bei einem Raketenangriff in Donezk. Zwei weitere Personen, darunter ein Minderjähriger, wurden verletzt. Denis Puschilin, der Moskauer Statthalter der Region, bestätigte dies. Es gibt keine Bestätigung aus Kiew und die Angaben sind unabhängig nicht überprüfbar.
Selenskyj dankt Deutschland
Selenskyj dankte derweil Deutschland für die Hilfe speziell bei der Stärkung der eigenen Flugabwehr. Wichtig sei es nun, bei der gemeinsamen Waffenproduktion voranzukommen, sagte er in seiner Videobotschaft. «Eins der Ziele besteht darin, in die Systemproduktion von Flugabwehrkomplexen einzusteigen – dies ist eine strategische Aufgabe», sagte er.
Selenskyj erinnerte daran, dass Deutschland den Weg der Ukraine in die Nato als unumkehrbar betrachte, angesichts des Besuchs von Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) in Kiew. Kiew betrachtet die Militärallianz als wichtige Garantie für seine eigene Sicherheit, während Moskau die Invasion des Nachbarlands auch mit dessen Nato-Beitrittswunsch begründet hatte. Zuletzt hatte US-Präsident Donald Trump den Nato-Beitritt der Ukraine als unrealistisch abgetan.
Wadephul kündigte am Montag bei einem Treffen mit seinem Kollegen Andrij Sybiha in Kiew an, dass Deutschland und die Ukraine die Zusammenarbeit im Rüstungssektor ankurbeln wollen.