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Deutschland hilft Ukraine nach russischen Drohnenangriffen

Teile von Ternopil ohne Strom und Warmwasser, neue russische Rakete bereitet Sorge.

Russische Drohnen- und Raketenangriffe zielen immer wieder auf die ukrainische Energieversorgung ab. (Archivbild)
Foto: Christoph Soeder/dpa

Die Menschen in der westlichen Großstadt Ternopil haben weiterhin mit den Folgen einer beispiellosen Welle russischer Drohnenangriffe zu kämpfen. Teile der Stadt sind noch immer ohne Strom, die Warmwasserversorgung ist bei winterlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt unterbrochen. Deutschland hat angekündigt, erneut Mittel zur Reparatur der ukrainischen Energieinfrastruktur bereitzustellen. Eine neue russische Rakete bereitet der Ukraine und ihren Verbündeten Sorge.

Selenskyj: Weit weg von einem echten Frieden

Russland hatte die Ukraine in der Nacht zu Dienstag mit einer bislang beispiellosen Zahl an Drohnenangriffen überzogen. Nach Angaben der ukrainischen Flugabwehr wurde das Land mit 188 Drohnen und vier ballistischen Raketen des Typs Iskander-M attackiert. Laut dem ukrainischen Nachrichtenportal «Ukrajinska Prawda» war es die bis dahin größte Anzahl an Drohnen, die Russland in einer Nacht gestartet hat. 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj räumte ein, dass im Gebiet Ternopil die Behebung der Folgen der Drohnenangriffe Zeit brauchen werde. «Fast 200 russische Drohnen gegen die Ukraine innerhalb eines Tages sind beinahe 200 Beweise, dass die russischen Bestrebungen extrem weit weg von irgendeiner Idee eines echten Friedens sind», unterstrich der Staatschef in seiner abendlichen Videoansprache. Die Ukraine wehrt sich seit mehr als zweieinhalb Jahren gegen eine russische Invasion.

Probleme bei Stromversorgung in Ternopil 

In der gut 150 Kilometer von der EU-Grenze entfernten Großstadt Ternopil leben über 200.000 Menschen. «Ein Teil der Stadt ist heute ohne Stromversorgung», sagte Bürgermeister Serhij Nadal in einem am Abend über Telegram verbreiteten Video. In einigen Stadtteilen gebe es daher nur alle acht Stunden für zwei Stunden Strom. Wasserversorgung und Kanalisation seien zwar wieder komplett funktionsfähig, allerdings gebe es kein warmes Wasser. Der Betrieb der Fernheizungssysteme müsse zum Teil mit Generatoren aufrechterhalten werden. Für den Betrieb von Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten kommen Notstromer zum Einsatz. 

Tote in Sumy und im russisch besetzten Nowa Kachowka

Bei einem russischen Angriff auf die nordostukrainische Großstadt Sumy kamen nach offiziellen Angaben mindestens zwei Menschen ums Leben. «Wahrscheinlich ist unter den Trümmern noch ein weiterer Mensch», sagte Selenskyj. Eine Autowerkstatt sei getroffen worden, außerdem seien ein weiteres Gebäude und ein Kindergarten in Mitleidenschaft gezogen worden.

Selenskyj zufolge soll Sumy mit Mehrfachraketenwerfern beschossen worden sein. «Schutz davor ist real nur durch die Vernichtung russischer Waffen, russischer Abschussrampen auf russischem Territorium möglich», sagte er. Daher sei es so wichtig, Ziele in Russland attackieren zu können.

Sumy befindet sich lediglich etwa 30 Kilometer von der umkämpften russischen Grenze in Kursk entfernt. Die Regierung in Kiew hat erst kürzlich die Genehmigung ihrer Verbündeten erhalten, auch weiter reichende westliche Waffensysteme aus den USA, Großbritannien und Frankreich gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet einzusetzen.

Laut russischen Angaben hat das ukrainische Militär eine S-400-Flugabwehrstellung und einen Flugplatz in der Region Kursk mit ATACMS-Raketen aus US-Produktion angegriffen. Das Verteidigungsministerium in Moskau gab auf seinem Telegram-Kanal zu, dass mindestens drei der weitreichenden Raketen bei den Angriffen nicht abgefangen werden konnten.

In der von Russland besetzten Stadt Nowa Kachowka im südukrainischen Gebiet Cherson sollen mindestens vier Menschen durch Mörserbeschuss getötet worden sein. Laut dem von Moskau eingesetzten Statthalter des Gebiets, Wladimir Saldo, seien weitere sieben Personen verletzt worden, wie er bei Telegram mitteilte. Sowohl Russland als auch die Ukraine beschuldigen sich gegenseitig. Die Angaben beider Kriegsparteien sind nicht unabhängig überprüfbar.

Ukrainische Truppen drängen Russen bei Kupjansk zurück

Den Einheiten der ukrainischen Armee gelang es nach eigenen Angaben im ostukrainischen Gebiet Charkiw, in die Stadt Kupjansk vorgedrungene russische Soldaten zurückzudrängen. «Dort ist alles unter der Kontrolle unserer Streitkräfte», versicherte der Sprecher der für den Abschnitt zuständigen Armeegruppe, Nasar Woloschyn, im Nachrichtenfernsehen. Auch russische Vorstöße auf das ukrainisch kontrollierte Westufer des Flusses Oskil seien gescheitert. Bei der Zerstörung russischer Technik kommen demnach vor allem Drohnen zum Einsatz.

Vor ungefähr zwei Wochen soll nach Militärbeobachtern eine russische Einheit überraschend in die östliche Vorstadt von Kupjansk vorgedrungen sein. Das ukrainische Militär hat dies nicht bestätigt. Dennoch verläuft die Frontlinie nur knapp zwei Kilometer nördlich des Verkehrsknotenpunktes. Kupjansk war von Februar bis September 2022 bereits von Russland besetzt.

Deutschland will Ukraine weitere Millionen geben

Die Bundesregierung stellt zusätzliches Geld zur Reparatur der ukrainischen Energieinfrastruktur bereit. Die insgesamt 65 Millionen Euro werden in den Energieunterstützungsfonds (Ukraine Energy Support Fund) eingezahlt, wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mitteilte. Seit 2022 wird dieser Fonds von zahlreichen internationalen Geldgebern unterstützt.

Nato und Ukraine sprechen über neue russische Rakete

Vertreter der 32 Nato-Staaten und der Ukraine haben sich unterdessen über Erkenntnisse zu einer neuen russischen Mittelstreckenrakete ausgetauscht. Bei den Beratungen auf Botschafterebene in einer außerplanmäßigen Sitzung des Nato-Ukraine-Rats ging es nach Angaben aus Bündniskreisen unter anderem darum, welche Möglichkeiten zur Abwehr der Waffe es gibt. Im Gespräch sind demnach insbesondere US-Raketenabwehrsysteme vom Typ Patriot und THAAD. Über Letzteres verfügt die Ukraine bislang nicht.

Die russischen Streitkräfte haben am Donnerstag erstmals die experimentelle Mittelstreckenrakete namens Oreschnik bei einem Angriff auf die ukrainische Großstadt Dnipro eingesetzt. Russland behauptet, dass sie mit Hyperschallgeschwindigkeit fliegt und nicht abgefangen werden kann. Experten zweifeln zumindest an letzterem Punkt. Es wird angenommen, dass die Rakete theoretisch auch mit nuklearen Sprengköpfen ausgestattet werden könnte.

dpa