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Umfrage: Viele Juden in der EU haben Angst

Furcht, sich offen zur eigenen Religion zu bekennen. Hass, der immer wieder spürbar ist. Juden in Europa sind sehr verunsichert. Beim Antisemitismus ist laut Umfrage auch Deutschland keine Ausnahme.

Juden und Jüdinnen in der EU sehen sich laut einer Umfrage vielen Angriffen ausgesetzt. (Archivbild)
Foto: Peter Steffen/dpa

Laut einer Umfrage verstecken viele Juden in der EU ihre Identität aus Angst um ihre Sicherheit. Jeder dritte Befragte meidet sogar jüdische Veranstaltungen oder Orte, weil er sich unsicher fühlt, so die Studie der EU-Agentur für Grundrechte (FRA) in Wien. Insgesamt sind 80 Prozent der befragten Juden der Meinung, dass der Antisemitismus in ihrem Land in den letzten fünf Jahren zugenommen hat. Eine wichtige Rolle spielen dabei Hasskommentare im Internet. 37 Prozent der Befragten gaben an, aufgrund ihrer jüdischen Identität oft auf der Straße, in Parks oder Geschäften belästigt worden zu sein.

Die Befragung von etwa 8.000 Juden in 13 EU-Staaten fand im ersten Halbjahr 2023 statt, also noch vor dem Angriff von Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel und dem darauffolgenden Gaza-Krieg. Im Vergleich zu zwei vorherigen Umfragen zum gleichen Thema in den Jahren 2013 und 2018 zeigt sich, dass weiterhin viele Juden Antisemitismus im Internet und im wirklichen Leben erleben, wurde berichtet.

FRA-Chefin: «Welle des Antisemitismus»

«Europa erlebt eine Welle des Antisemitismus, die teilweise durch den Konflikt im Nahen Osten angeheizt wird», sagte FRA-Direktorin Sirpa Rautio. Es gelte, in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft die Botschaft der Toleranz zu verbreiten und die Achtung der Grundrechte zu gewährleisten. Seit dem Gaza-Krieg sei die Zahl der antijüdischen Vorfälle noch einmal gestiegen. «Manche Organisationen melden einen Anstieg von über 400 Prozent», teilte die FRA unter Berufung auf Recherchen in jüngster Zeit mit. 

Deutschland keine Ausnahme

Gemäß den vorliegenden Daten weicht auch Deutschland nicht vom negativen Trend ab. Wie aus der Befragung hervorgeht, verzichten 80 Prozent der Befragten zumindest gelegentlich darauf, jüdische Symbole in der Öffentlichkeit zu tragen. Neun Prozent gaben an, in den letzten fünf Jahren angegriffen worden zu sein – dies ist eine der höchsten Raten in der Umfrage. 51 Prozent haben aufgrund von Antisemitismus darüber nachgedacht, aus Deutschland auszuwandern. Auch dies ist ein vergleichsweise hoher Anteil. Insgesamt leben in der Bundesrepublik etwa 171.000 Jüdinnen und Juden.

Besserer Schutz gefordert 

Die Grundrechte-Agentur forderte, die bereits bestehenden Aktionspläne gegen Antisemitismus konsequent umzusetzen. Dies gelte insbesondere für die Bekämpfung antisemitischer Kommentare im Internet. Um den Betroffenen die Angst zu nehmen, sei es wichtig, verstärkt in den Schutz jüdischer Bürger zu investieren.

dpa