Die Welt muss ihre Treibhausgasemissionen drastisch senken, um die Erderwärmung zu begrenzen. Eine globale Mobilisierung ist unerlässlich, um die Pariser Klimaziele zu erreichen.
UNEP: Dringender Handlungsbedarf für Klimaziele
Um sicherzustellen, dass die Pariser Klimaziele keine Utopie bleiben, ist schnelles Handeln erforderlich – mit erheblichen finanziellen Mitteln und zusätzlichen Maßnahmen. Dies sind die Forderungen des sogenannten Emissionslückenberichts des UN-Umweltprogramms (UNEP), der kürzlich veröffentlicht wurde.
Laut Berechnungen wurden im Jahr 2023 weltweit Treibhausgase mit einer Klimawirkung von 57,1 Gigatonnen Kohlendioxid (Kohlendioxidäquivalenten) ausgestoßen – ein Rekordwert. Im Vorjahr wurde bereits ein Höchststand bei den Emissionen verzeichnet. Nun ist der Wert um weitere 1,3 Prozent gestiegen. Vor der Corona-Pandemie stiegen die weltweiten Treibhausgasemissionen im Durchschnitt jährlich um 0,8 Prozent.
Die meisten Emissionen entstanden auch in diesem Jahr wieder im Energiesektor mit einem Anteil von 26 Prozent, gefolgt vom Bereich Transport mit 15 Prozent sowie Landwirtschaft und Industrie mit einem Anteil von jeweils 11 Prozent.
Jährlicher Bericht
Bei der jährlichen Bestandsaufnahme, die kurz vor der Weltklimakonferenz in der Hauptstadt von Aserbaidschan, Baku, veröffentlicht wird, wird die Diskrepanz zwischen den tatsächlich zu erwartenden Treibhausgasemissionen in den kommenden Jahren und den erforderlichen Werten zur Erreichung der Pariser Klimaziele untersucht. Treibhausgase in der Atmosphäre, insbesondere Kohlendioxid, tragen zum globalen Temperaturanstieg bei.
Aufgrund des Klimawandels kommt es in vielen Gebieten häufiger zu extremen Wetterphänomenen wie Hitzewellen, Dürren, Stürmen und Überschwemmungen. Dies kann ganze Regionen unbewohnbar machen, Ernten vernichten und Hungerkrisen verschärfen. Zudem steigt der Meeresspiegel, was Küstenregionen und kleine Inselstaaten gefährdet.
Globale Mobilisierung gefordert
Gefordert sind vor allem die großen Industriestaaten, die den größten Beitrag zum Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen in die Atmosphäre und damit zu globalen Temperaturanstieg leisten. «Im Wesentlichen bräuchten wir eine globale Mobilisierung in einem noch nie dagewesenen Ausmaß und Tempo», fordert UNEP-Chefin Inger Andersen.
Laut dem Bericht besteht Zeitdruck: Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssten die Staaten der Welt gemeinsam vereinbaren, die jährlichen Treibhausgasemissionen bis 2030 um 42 Prozent und bis 2035 um 57 Prozent im Vergleich zu 2019 zu reduzieren. Die aktuellen Zusagen liegen deutlich darunter.
«Schwerstarbeit» für G20-Staaten
Um diese globalen Reduktionsziele zu erreichen, müssten vor allem die G20-Staaten – mit Ausnahme der Afrikanischen Union – «Schwerstarbeit» leisten, sagte Andersen. Der Titel des UNEP-Berichts, «No more hot air, please» (Bitte keine heiße Luft mehr) klingt doppeldeutig und mahnend zugleich: Die Erderwärmung soll gestoppt werden – und die Zeit für schöne Worte ist vorbei.
Der Bericht nimmt die G20-Staaten wenige Wochen vor der UN-Klimakonferenz im aserbaidschanischen Baku in die Pflicht, Maßnahmen zu ergreifen und zu investieren, um Emissionen zu senken: Diese Gruppe sei noch nicht einmal auf Kurs, um die aktuellen nationalen Beitragsziele zu erfüllen, heißt es. Die Mitglieder mit den höchsten Emissionen müssten «die Führung übernehmen, indem sie jetzt und in den neuen Zusagen ihre Maßnahmen und Ambitionen drastisch erhöhen.»
Weltweit große Unterschiede bei Emissionen
Denn laut Angaben waren die G20-Mitglieder ohne die Afrikanische Union im Jahr 2023 für 77 Prozent der Emissionen verantwortlich. Durch die Aufnahme der Afrikanischen Union als ständiges G20-Mitglied steigt der Anteil lediglich um fünf Prozent auf 82 Prozent. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit differenzierter Verantwortlichkeiten zwischen den Nationen.
Die globalen Unterschiede bei den Kohlendioxid-Emissionen pro Kopf für verschiedene Länder und Regionen werden durch die Berechnungen deutlich: Im vergangenen Jahr betrug der Wert in Russland 19 Tonnen Kohlendioxidäquivalente pro Einwohner, in den USA 18 Tonnen, in China 11 Tonnen und in den EU-Staaten durchschnittlich 7,3 Tonnen. Die 55 Staaten der Afrikanischen Union erreichten hingegen einen gemeinsamen Pro-Kopf-Wert von 2,2 Tonnen und die 47 am wenigsten entwickelten Staaten nur 1,5 Tonnen.
WWF fordert Ausstieg aus fossilen Energien
«Wir müssen dringend den Ausstieg aus den fossilen Energien vorantreiben, sonst gelangen immer weitere gigantische Mengen an CO2 in unsere Atmosphäre und befeuern die Erderhitzung», sagte Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland, zu dem UNEP-Bericht. «Alles, was wir jetzt nicht dafür investieren, müssen wir später doppelt und dreifach ausgeben.»
Die Erkenntnisse müssten sich in der weltweiten Finanzierung niederschlagen genau wie im deutschen Haushalt. «Wir brauchen mindestens die zugesagten sechs Milliarden Euro aus Deutschland für den Klimaschutz weltweit, wir brauchen die zugesagten 100 Milliarden US-Dollar jährlich von den Staaten des Globalen Nordens bis 2025 und wir brauchen in Baku die Einigung auf ein höheres Finanzierungsziel ab 2026», forderte Raddatz.