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Israel intensiviert Gegenschläge gegen Huthi im Jemen

Luftangriffe auf Flughafen und Häfen, UN-Generalsekretär ruft zur Deeskalation auf.

UN-Chef Guterres verurteilt die Eskalation zwischen Israel und der Huthi-Miliz im Jemen. (Archivbild)
Foto: Richard Drew/AP/dpa

Israel hat die Gegenangriffe gegen die Huthi im Jemen verstärkt, nachdem diese wiederholt Raketenangriffe verübt hatten. Die Luftwaffe griff nach Angaben der israelischen Armee die Infrastruktur der Huthi am internationalen Flughafen der Hauptstadt Sanaa sowie Ziele in Häfen, darunter in Hudaida, und in zwei Kraftwerken an. Laut dem Gesundheitsministerium, das von den Huthi kontrolliert wird, wurden bei den Angriffen sechs Menschen getötet und mehr als 40 weitere verletzt. Es wurde berichtet, dass in der Nacht erneut eine Rakete aus dem Jemen auf Israel abgefeuert wurde, die außerhalb der Landesgrenzen abgefangen wurde.

Währenddessen sind laut Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mindestens 50 Menschen bei einem israelischen Luftangriff auf ein Gebäude im Norden des umkämpften Gazastreifens ums Leben gekommen. In einer Erklärung der Behörde und des Direktors des Kamal-Adwan-Krankenhauses, Hussam Abu Safeia, wurde mitgeteilt, dass unter den Opfern auch fünf Mitarbeiter einer angrenzenden Klinik in der Stadt Beit Lahia waren. Die Richtigkeit der Angaben konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Israels Armee hat sich bisher nicht zu dem Bericht geäußert. Die Huthi im Jemen geben an, Israel zur Unterstützung der islamistischen Hamas angegriffen zu haben.

 

UN-Chef verurteilt Eskalation zwischen Israel und Huthi

UN-Generalsekretär António Guterres rief Israel und die Huthi zur Deeskalation auf. «Die heutigen israelischen Luftangriffe auf den internationalen Flughafen von Sanaa, die Häfen am Roten Meer und Kraftwerke im Jemen sind besonders alarmierend», sagte Guterres nach Angaben einer Sprecherin in New York. «Der Generalsekretär verurteilt die Eskalation zwischen Jemen und Israel». Bei den Angriffen am Flughafen war auch ein Team der Weltgesundheitsorganisation um WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus unter Feuer geraten. «Als wir vor etwa zwei Stunden für unseren Flug aus Sanaa an Bord gehen wollten, wurde der Flughafen bombardiert», schilderte der Generaldirektor auf der Plattform X. 

Israel beschuldigte die Huthi-Miliz, zivile Infrastruktur für militärische Zwecke zu nutzen, wie den Schmuggel von Waffen aus dem Iran. Sie habe zudem Israel wiederholt mit Drohnen und Raketen angegriffen. Im Großraum Tel Aviv habe es aufgrund der Angriffe zuletzt häufig Raketenalarm gegeben, auch wieder in der Nacht nach Israels Gegenschlag im Jemen. Nachdem das israelische Militär die beiden Hauptfeinde an seinen Landesgrenzen – die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah im Libanon – weitgehend besiegt hat und der Erzfeind Iran auch in Syrien mit dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad einen schweren Schlag erlitt, richtet Israel nun den Fokus auf die Huthi.

Netanjahu: Schneiden Arm der iranischen Achse des Bösen ab

Israel sei entschlossen, den «Arm der iranischen Achse des Bösen» abzuschneiden, kündigte Regierungschef Benjamin Netanjahu am Abend an. Sein Land werde an dieser Aufgabe dranbleiben, bis sie erledigt sei. Außenminister Israel Katz drohte zudem, alle Anführer der Huthi-Miliz zu «jagen», wie Israel es auch andernorts getan habe. Die Huthi stellen für Israels Streitkräfte allerdings eine schwierige Herausforderung dar, schon wegen der geografischen Distanz: Der Jemen liegt mehr als 2.000 Kilometer entfernt.

Hinzu komme, dass die Miliz ein «relativ neuer Feind» sei, auf den sich der israelische Geheimdienst bisher nicht konzentriert habe, zitierte das «Wall Street Journal» Analysten. Die meiste Zeit während des Krieges im Gazastreifen und im Libanon habe sich Israel auf eine von den USA unterstützte Koalition mit Streitkräften nahe dem Jemen verlassen, um die Huthi abzuschrecken. Diese Bemühungen seien jedoch nicht erfolgreich gewesen, hieß es. 

Die neuesten Luftangriffe waren der vierte Gegenschlag Israels gegen Ziele im Jemen seit Beginn des Gaza-Kriegs und der zweite innerhalb einer Woche. Laut informierten Kreisen am internationalen Flughafen in der Hauptstadt Sanaa wurden ein Kontrollturm, eine Abflughalle und große Teile der Start- und Landebahnen getroffen. Augenzeugen berichteten der dpa, dass die Explosionen in der ganzen Stadt zu spüren waren. Die Angriffe fanden während einer im Fernsehen übertragenen Ansprache des Milizenführers Abdel-Malik al-Huthi statt. In seiner Rede ging er nicht direkt auf die Angriffe ein.

Die israelischen Luftangriffe folgten auf rund ein Jahr «eskalierender Aktionen» der Huthi im Roten Meer und in der Region, «die eine Bedrohung für die Zivilbevölkerung, die regionale Stabilität und die Freiheit der Schifffahrt darstellen», erklärte Guterres. Er appellierte an alle, die Zivilbevölkerung und zivile Infrastruktur zu schützen. Luftangriffe auf die Häfen am Roten Meer und den Flughafen von Sanaa würden humanitäre Maßnahmen «in einer Zeit, in der Millionen von Menschen lebensrettende Hilfe benötigen, ernsthaft gefährden».

Bericht: Säuglinge in Gaza an Unterkühlung gestorben 

Nach einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa starben im umkämpften Gazastreifen drei Säuglinge an Unterkühlung. Angesichts der verheerenden Zerstörungen sind viele Menschen in Zeltlagern untergebracht. Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, schrieb auf X: «Wenn Berichte über drei in Gaza erfrorene Babys uns nicht bewegen, dann verstehen wir nicht die Geburt in einer Krippe in Bethlehem oder das Licht Chanukkas. Sie sollten uns dazu bewegen, ein Ende des Krieges und des Hamas-Terrors zu fordern, Winter-Lieferungen für die Gaza-Einwohner und eine vollständige Freilassung der Geiseln.» Israel kämpft seit dem beispiellosen Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 gegen die Terrororganisation in Gaza. Seitdem sind dort nach palästinensischen Angaben mehr als 45.300 Menschen getötet worden.

Erneut schwere Zusammenstöße in Syrien

In Syrien sind bei schweren Auseinandersetzungen zwischen den Sicherheitskräften der Übergangsregierung und den Anhängern des gestürzten Machthabers Baschar al-Assad erneut Todesopfer zu beklagen. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien wurden vier Sicherheitskräfte und mehrere Anhänger der früheren Regierung getötet. Die Sicherheitskräfte führten eine Razzia in einem Ort nahe der Stadt Homs durch, um einen Mann zu finden, der im Zusammenhang mit Mord- und Entführungsfällen gesucht wurde. Bereits zuvor waren bei einem vermutlichen Angriff von Assad-Anhängern im Gouvernement Tartus laut offiziellen Angaben 14 Einsatzkräfte der Übergangsregierung ums Leben gekommen.

dpa