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UN-Flüchtlingskommissar warnt vor hartem Winter für Ukraine

Russische Angriffe auf Kraftwerke haben eine Energiekrise in der Ukraine verursacht. Mit dem Ausblick auf einen Winter ohne Heizung könnten wieder mehr Ukrainer das Land verlassen.

UN-Flüchtlingskommissar Grandi in Kiew
Foto: Andreas Stein/dpa

Angesichts der durch russische Angriffe verursachten Energiekrise in der Ukraine hat der Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, vor einem harten Winter gewarnt und um weitere Hilfen geworben. «Energie, Energie, Energie. Ich habe noch nirgendwo eine solche Einmütigkeit gesehen», schilderte Grandi der Deutschen Presse-Agentur seinen Eindruck von Gesprächen mit ukrainischen Offiziellen.

Die Verantwortlichen seien sehr besorgt. Und auch normale Menschen besonders in der ostukrainischen Metropole Charkiw hätten bereits Angst, im Winter ohne Heizung zu bleiben. Gleichzeitig mahnte der UN-Vertreter die internationale Gemeinschaft: «Halten Sie die Unterstützung aufrecht.» 

Insbesondere nach den verheerenden russischen Raketenangriffen auf ukrainische Kraftwerke verzeichnete das UN-Flüchtlingshilfswerk in den letzten zwei bis drei Monaten erneut einen leichten Anstieg bei den Flüchtlingszahlen. «Sie sind besorgt, dass sie den Winter oder sogar diese sehr heiße Jahreszeit ohne Strom überstehen müssen», sagte Grandi.

Deshalb ist die Stromkrise gerade der Hauptgrund für Ukrainer, Schutz im Ausland zu suchen, und nicht unbedingt die militärischen Angriffe. Seit März wurden durch russische Raketen- und Drohnenangriffe Kraftwerkskapazitäten von über neun Gigawatt zerstört. Daher gibt es landesweit seit Mai stundenlange Stromsperren.

Auch viele Rückkehrer in die Ukraine

Die UN beobachtete dabei jedoch auch eine nicht unerhebliche Zahl von Rückkehrern «Die Schätzung ist, dass seit Februar 2022 eine Million Menschen für mindestens drei Monate zurückgekehrt sind», sagte Grandi. Dabei gehe es um Menschen, die nicht nur kurz nach ihrem Haus geschaut haben. Dennoch seien weiterhin etwa 6,5 Millionen Ukrainer außerhalb des Landes. 

Damit sei etwa ein Siebtel der ursprünglichen Flüchtlinge wieder im Land. Und den Einschätzungen seiner Organisation nach sei der Rückkehrwille weiterhin hoch. «Weiterhin sagen 60 bis 70 Prozent der in Europa befragten Flüchtlinge, dass sie zurück in die Ukraine wollen», teilte der Flüchtlingskommissar mit. Als Haupthindernisse werden die andauernden Kämpfe, die Energiekrise, aber auch fehlende Einkommensquellen angegeben.

Der russische Großangriff auf die Ukraine im Februar 2022 hat die größte Flüchtlingskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Laut den Vereinten Nationen gibt es derzeit im Land etwa 3,5 Millionen Binnenvertriebene.

dpa