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UN-Organisation wirft Israel Beschuss von Hilfesuchenden vor

Immer wieder kommen im Gazastreifen Menschen bei der Verteilung humanitärer Hilfe ums Leben. Das Welternährungsprogramm erhebt schwere Vorwürfe gegen Israel.

Laut des Welternährungsprogramms kamen Hilfesuchende in Gaza unter israelischen Beschuss.
Foto: Omar Ashtawy/APA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Laut dem Welternährungsprogramm (WFP) hat die israelische Armee auf eine große Menschenmenge nahe eines Hilfskonvois im Gazastreifen geschossen. Der WFP-Konvoi aus 25 Lastwagen war für die hungernden Menschen im nördlichen Gazastreifen bestimmt, teilte die UN-Organisation auf X mit. Als der Konvoi am Sonntag kurz nach dem Überqueren des Grenzübergangs Zikim einer wartenden Menschenmenge näher kam, geriet diese unter israelischen Beschuss.

Zahlreiche Menschen seien getötet worden, viele weitere seien lebensbedrohlich verletzt, hieß es. Die israelische Zeitung «Times of Israel» berichtete, es sei nicht sofort klar gewesen, ob sie Opfer der israelischen Armee oder bewaffneter Banden oder von beiden wurden. Laut der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden mindestens 67 Menschen getötet. Die Zeitung zitierte die Armee, wonach Warnschüsse abgefeuert worden seien, «um eine unmittelbare Bedrohung für die Truppen zu beseitigen». Israels Armee bestritt demnach aber die hohe Zahl an Opfern.

UN-Organisation: Menschen stehen vor dem Verhungern

Diese Menschen hätten lediglich versucht, an Nahrungsmittel zu gelangen, um sich und ihre Familien zu ernähren, «die kurz vor dem Verhungern stehen», beklagte das Welternährungsprogramm. Die Hungerkrise in Gaza habe «ein neues Ausmaß an Verzweiflung» erreicht. Der Zwischenfall habe sich trotz der Zusicherung der israelischen Behörden ereignet, dass sich die Bedingungen für humanitäre Einsätze verbessern und bewaffnete Kräfte zu keinem Zeitpunkt entlang der Routen humanitärer Konvois präsent sein und eingreifen würden. 

In großen Teilen des Gazastreifens ist die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF) für die Verteilung von Lebensmitteln zuständig. Israel hat den neuen Verteilmechanismus eingeführt, um sicherzustellen, dass die Hamas keine Hilfsgüter abzweigt. Die UN kritisieren, dass die Stiftung zu wenig Verteilzentren betreibt und dass die Menschen dort sowie auf dem Weg dorthin großen Gefahren ausgesetzt sind.

Berichte über tödliche Zwischenfälle in der Nähe der GHF-Verteilstellen kommen immer wieder vor. Der Vorfall vom Sonntag betonte die zunehmend gefährlichen Bedingungen für humanitäre Maßnahmen, so das WFP. Vor der Einführung des neuen Verteilmechanismus betrieben die UN rund 400 Verteilstationen für die etwa zwei Millionen Palästinenser. Diese funktionieren weiterhin kaum, da Israel ihre Belieferung praktisch nicht zulässt.

dpa