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Unter Druck: Trumps Kandidat fürs Pentagon kämpft um Stimmen

Widerstand im Senat, neue Enthüllungen: Pete Hegseth soll Trumps Verteidigungsminister werden. Doch die Unterstützung der Republikaner bröckelt. Hegseth geht auf Werbetour und teilt gegen Medien aus.

Hegseth: «Wir werden kämpfen wie die Hölle.»
Foto: Rod Lamkey/FR172078/AP

Der umstrittene Wunschkandidat des designierten US-Präsidenten Donald Trump für das Amt des Verteidigungsministers gerät angesichts schwerwiegender Vorwürfe immer stärker in Bedrängnis. Der Fernsehmoderator Pete Hegseth ging am Mittwoch angesichts möglicherweise fehlender Stimmen für seine Bestätigung im Senat in die Offensive. Der 44-Jährige gab Interviews, sprach im US-Kongress in Washington mit Senatoren – und sogar seine Mutter meldete sich im Fernsehen zu Wort. Ob das genügt, um den offenbar fehlenden Rückhalt in der eigenen Partei wettzumachen, bleibt ungewiss.

Seit Hegseths Nominierung für den wichtigen Ministerposten sind nach und nach immer neue Anschuldigungen gegen den 44-Jährigen ans Licht gekommen: darunter angebliche sexuelle Übergriffe gegen Frauen, rassistische Äußerungen und Alkoholmissbrauch. Der Ex-Soldat bestreitet die Vorwürfe. «Die Presse geht mit einer anonymen Geschichte nach der anderen hausieren, um mich zu verleumden und niederzumachen», schrieb er in einem Meinungsbeitrag in der «Washington Post».

Mutter Hegseth: «Pete ist ein neuer Mensch»

Vor einigen Tagen war eine E-Mail seiner Mutter bekanntgeworden, in der diese ihrem Sohn vorwarf, Frauen schlecht zu behandeln. Hegseths Mutter bestreitet nicht, die Mail vor einigen Jahren geschrieben zu haben. Allerdings habe sie kurz darauf eine Entschuldigungsmail an ihren Sohn verschickt, sagt sie. Beim rechtskonservativen Sender Fox News verteidigte Penelope Hegseth den 44-Jährigen nun: «Pete ist ein neuer Mensch», betonte sie. Ihr Sohn missbrauche Frauen nicht.

Hegseth selbst kündigte in einem Interview an: «Wir werden kämpfen wie die Hölle. Es gibt keinen Grund, klein beizugeben. Warum sollten wir klein beigeben?» Ob er bei seiner Werbetour in Washington mit Ehefrau Jennifer Rauchet an seiner Seite jedoch ausreichend Senatoren von sich überzeugen konnte, ist offen.

Um Minister zu werden, muss man im Senat bestätigt werden. Trump hatte zunächst damit gedroht, diese Regelung mit einem verfassungstechnischen Trick zu umgehen, brachte dies jedoch zuletzt nicht mehr öffentlich zur Sprache. Im Senat gibt es selbst unter den republikanischen Mitgliedern der Kammer Bedenken gegen Hegseth. Es ist zu erwarten, dass alle demokratischen Senatoren gegen Trumps Wunschkandidaten stimmen werden. Aufgrund der knappen Mehrheit der Republikaner im Senat kann sich Hegseth nur drei Abweichler erlauben.

Kein Alkohol als Verteidigungsminister

Deutlich mehr als drei republikanische Senatoren haben aber zuletzt ihr Unbehagen über die Personalie Hegseth zum Ausdruck gebracht. Der Senator Roger Wicker sagte, Hegseth habe ihm in Gespräch mitgeteilt, dass er keinen Alkohol mehr trinken werde, sollte er als Verteidigungsminister bestätigt werden. «Er hält den Job für so wichtig, dass er das von sich aus vorgeschlagen hat.» Hegseth selbst sagte, dass das Treffen mit dem künftigen republikanischen Mehrheitsführer im Senat, John Thune, «großartig» verlaufen sei. Dieser äußerte sich selbst nicht.

Viele Senatoren halten sich aus Angst, Trump zu verprellen, mit öffentlichen Äußerungen zurück. Umso bemerkenswerter ist es, dass der Widerstand gegen Hegseth dennoch so groß ist, dass er nun alle Register ziehen muss, um überhaupt Chancen bei der Abstimmung im Senat zu haben. Die beiden eher moderaten republikanischen Senatorinnen Lisa Murkowski und Susan Collins wollen Hegseth erst kommende Woche treffen – sie gelten als mögliche Abweichlerinnen. Collins forderte, dass Hegseth sich einer Überprüfung der Bundespolizei FBI unterziehen müsse.

Es gab von Anfang an Zweifel an Hegseths Qualifikation für den mächtigen Posten an der Spitze des Verteidigungsministeriums und der schlagkräftigsten Streitmacht der Welt. Er ist hauptsächlich den Zuschauern des rechtskonservativen TV-Senders Fox News als Moderator bekannt. Hegseth war zwar selbst Soldat und hat in der Vergangenheit an Militäreinsätzen im Ausland teilgenommen, jedoch nie in hochrangigen militärischen Führungspositionen. Zudem fehlt es ihm an politischer Erfahrung oder tiefergehender Expertise im Bereich nationaler Sicherheit.

Namen für Hegseth-Ersatz kursieren bereits

Es wird bereits spekuliert, wer Hegseth ersetzen könnte, falls Trump seine Nominierung zurückziehen sollte. Genannt wird der Name seines früheren innenpolitischen Gegners Ron DeSantis, der einst selbst Präsident werden wollte. Auch im Gespräch ist die Senatorin Joni Ernst aus Iowa, die früher im US-Militär gedient hat. Der Name des Senators Bill Hagerty aus Tennessee wird ebenfalls genannt. Trump hatte ihn während seiner ersten Amtszeit als Botschafter nach Japan geschickt.

Trump dürfte nicht begeistert sein, dass sein favorisierter Kandidat starken Gegenwind erfährt. Es wird berichtet, dass er auch nicht zufrieden damit ist, welche Vorwürfe gegen Hegseth in letzter Zeit ans Licht gekommen sind – und er sich von dem 44-Jährigen schlecht informiert fühlt. Vor einigen Wochen musste Trump bereits einen Kandidaten für sein Wunschkabinett ersetzen: Der umstrittene Republikaner Matt Gaetz, der wegen seiner radikalen Ansichten und Agitation im Kongress auch innerhalb der eigenen Partei umstritten war und den Trump als Justizminister vorgesehen hatte, zog sich aufgrund der starken Kritik und des öffentlichen Drucks zurück.

dpa